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Apple soll Plan zur Vollverschlüsselung von iCloud-Backups nach FBI-Beschwerde aufgegeben haben

Apple und die US-Regierung sollen hinter den Kulissen öffentlicher Konflikte um iPhone-Zugriffe recht gut kooperieren. (Foto: Shutterstock)
Apple gibt sich stets kämpferisch, wenn es um behördliche Zugriffe auf iPhone-Inhalte geht. Erst kürzlich lehnte das Unternehmen publikumswirksam das Ansinnen der US-Regierung, auf zwei Smartphones des Attentäters auf die Militärbasis in Florida zugreifen zu wollen, ab. Auch ein Tweet des Präsidenten persönlich konnte Apple nicht umstimmen.
Hinter den Kulissen scheint das Unternehmen weit weniger kämpferisch zu agieren. Danach soll Apple vor zwei Jahren Pläne zur Einführung einer Vollverschlüsselung für Kunden-Backups in der iCloud aufgegeben haben, weil das FBI sich dadurch in seinen Ermittlungsmöglichkeiten behindert gesehen hatte. Das jedenfalls will die Nachrichtenagentur Reuters sowohl von FBI- wie Apple-Mitarbeitern erfahren haben.
Apple setzt zwar bei vielen iCloud-Komponenten inzwischen auf eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, so beispielsweise beim iCloud-Schlüsselbund, Zahlungsdaten oder WLAN-Passwörtern, bei kompletten Geräte-Backups ist das aber nicht der Fall.
Tatsächlich hätte eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Backups zur Folge gehabt, dass auch Apple keinen Zugriffsschlüssel mehr gehabt hätte, um gespeicherte Daten in eine lesbare Form zu bringen. Damit wären selbst richterliche Beschlüsse zur Herausgabe von Backup-Daten gegenstandslos geworden.
Nach der FBI-Intervention soll sich Apples Führung nach Aussagen einer Reuters-Quelle entschlossen haben, die Verschlüsselungspläne aufzugeben, um das insgesamt eher gute Verhältnis zur US-Regierung nicht über die Maßen zu strapazieren. Reuters ist es indes nicht gelungen, den Grund für die Aufgabe der Pläne objektiv nachzuweisen.
So bleibt ebenso denkbar, dass Apple sich einen Zugang sichern wollte, um Kunden, die sich versehentlich aus ihrer eigenen iCloud aussperren, helfen zu können. Das erscheint zwar unwahrscheinlich, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Apple bereits mit einem rund zehnköpfigen Team am Verschlüsselungsprojekt gearbeitet hatte, als die Entscheidung getroffen wurde, es einzustellen. Ganz auszuschließen ist die Begründung indes nicht.
Tatsächlich ist der Zugriff auf die iCloud-Backups potenzieller Straftäter für das FBI das erste Mittel der Wahl, weil hierfür kein physikalischer Zugang zum iPhone nötig ist. So kann das FBI, wenn Apple kooperiert, die Backups von Verdächtigen im Geheimen durchsuchen und auswerten. Das ist weitaus weniger aufwendig als das Hacken eines iPhones.
Entsprechend wird von dieser Möglichkeit regelmäßig in nennenswertem Maße Gebrauch gemacht. Allein im ersten Halbjahr 2019 sollen US-Behörden in rund 1.600 Fällen Zugriff auf iCloud-Daten angefordert und in etwa 90 Prozent aller Fälle auch erhalten haben. US-Geheimdienste sollen sogar in mehr als 18.000 Fällen Daten angefordert haben. Auch die iCloud-Daten des Florida-Attentäters landeten auf diese Weise beim FBI.
Dabei ist die vollständige Verschlüsselung im Grunde eine Maßnahme, die das anbietende Unternehmen eher aus der Schusslinie nimmt als es hinein zu schieben. Immerhin entsteht so eine objektive Unmöglichkeit der Datenlieferung. Diskussionen werden damit überflüssig.
Google hat ein ähnliches Angebot für Android-Nutzer. Der Konzern soll die Verschlüsselung ohne vorherige Ankündigung eingeführt haben. Reuters hatte das FBI um eine Einschätzung zum Google-Angebot gebeten, aber keine Antwort erhalten.
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Dein t3n-Team
Das FBI ist kein Geheimdienst, sondern eine Polizeibehörde…
Puh. Das Federal Bureau of Investigation (FBI, auf deutsch: Bundesamt der Ermittlung) ist die zentrale Sicherheitsbehörde der Vereinigten Staaten. In ihm sind sowohl Strafverfolgungsbehörde als auch Inlandsgeheimdienst der US-Bundesregierung zusammengefasst.
In den USA ist jede polizeiliche Ordnungsbehörde mit nachrichtendienstlichen Kompetenzen ausgestattet.
Mich würde es jetzt mal interessieren ob dies irgendetwas mit dem Cloud Act der USA zu tun hat.
Der besagt ja (vereinfacht) das jedes Amerikanische Cloud Unternehmen in besonderen Fällen auf die bei ihnen gespeicherten Daten geben muss.
Oder bin ich hier ganz auf dem Holzweg?
Kompletter Holzweg.