Apple nutzt legale Steuerschlupflöcher
Dass Apple wie auch etliche andere weltweit agierende Unternehmen das kann, ist der unterschiedlichen Besteuerung zuzuschreiben. Zwar verhandeln die Finanzminister der Industriestaaten seit langer Zeit darüber, wie die hier genutzten Steuervermeidungsstrategien in den Griff zu bekommen sind – passiert ist allerdings noch nicht viel.
Viele internationale Konzerne verteilen ihre Gewinne immer noch weitgehend nach Belieben zwischen den verschiedenen Staaten und zahlen so deutlich weniger Steuern als sie eigentlich müssten – nach aktueller Rechtslage vollkommen legal, wenn auch nicht legitim. So werden Patente vieler Unternehmen meist bei Tochterfirmen in den Niederlanden verortet. Die jeweiligen Landesgesellschaften, die hierfür dann Lizenzgebühren zahlen, tun dies gern an eine niederländische Gesellschaft, da diese hier besonders niedrig besteuert werden. Auch Irland, das mit 12,5 Prozent Steuerbelastung den Unternehmen sehr weit entgegenkommt, ist bei Apples Steuerexperten sehr beliebt.
Die Frage ist, wo Apple seine Steuern zahlen müsste
Dass für das deutsche Geschäft inzwischen mehr Steuern übrig bleiben, begründet das Unternehmen laut eines FAZ-Berichts etwas nebulös mit „einer Anpassung im Rahmen einer internen Kostenanalyse“. Im Geschäftsjahr davor (Apple rechnet jeweils von Oktober bis September) hatte das Unternehmen noch 14 Millionen Euro Steuern gezahlt, jetzt sind es immerhin 9 Millionen Euro mehr. Schon im vergangenen Jahr hatte Apples Chefjurist gegenüber der FAZ gesagt, man zahle sämtliche Steuern, die man zahlen müsse und es ginge in dem Streit nur darum, wo man dies tue.
Auch jetzt betont Apple, dass man sich als größter Steuerzahler der Welt darüber bewusst sei, dass Steuern einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Gleichzeitig hebt das Unternehmen aber hervor, welche Leistung das Unternehmen in Wahrheit hierzulande erbringe: „Apple ist ein mächtiger Wachstumsmotor in Deutschland – und wir sind stolz darauf, dass unsere Investitionen mehr als 250.000 lokale Jobs sichern. 200.000 davon gab es gar nicht, bevor wir 2008 den App Store gestartet haben.“ Man arbeite mit hunderten lokaler Dienstleister zusammen und habe im vergangenen Jahr 2,8 Milliarden Euro an Partner in ganz Deutschland ausgezahlt.
Apple argumentiert hier wie andere US-Konzerne damit, dass man in Deutschland nur verkaufe, nicht entwickle und nicht produziere – und dass dies nicht der komplizierteste Teil der Wertschöpfung sei. Umgekehrt zahlen deutsche Konzerne einen Großteil ihrer Steuern in Deutschland, obwohl hier nur ein Bruchteil ihrer Umsätze verortet ist. Auch hier erhalten die Staaten, in denen das Geschäft gemacht wird, nur einen Bruchteil des Steueraufkommens.
0,14 Prozent Steuern bei geschätzt 10 Milliarden Euro Umsatz
Doch insgesamt machte Apple im Fiskaljahr 2016 weltweit 84 Milliarden Euro Gewinn, fast ein Fünftel hatte der Konzern an Steuern zu zahlen. In Deutschland verblieben, obwohl man hier rund 10 Milliarden Euro der weltweiten Umsätze macht, nur rund 0,14 Prozent der Steuern. Selbst, wenn man die Mitarbeiterzahl zugrunde legt, die bei rund 2 Prozent der Gesamtbelegschaft liegt, zahlt das Unternehmen immer noch wenig an den Fiskus. Rechnet man die Umsätze ab, die bei anderen Partnern wie den Elektronikmärkten oder den Mobilfunkanbietern versteuert werden, bleiben laut FAZ-Berechnungen immer noch rund 5 Milliarden Euro Umsatz.