„iPhone meets Ready Player One”: Das sagen erste Tester zur Apple Vision Pro
Die Apple Vision Pro ist Apples größtes neues Produkt seit der Einführung der Apple Watch. Entsprechend gespannt wartet die Technik-Welt auf den Verkaufsstart der 3.500 US-Dollar teuren Brille. Wegen des hohen Preises sind große Erwartungshaltungen an das Headset gekoppelt. Aber kann das Headset diese einhalten? Einen ersten Eindruck geben die Testberichte aus den USA.
The Verge zur Vision Pro: Lob fürs Display, Kritik für die Steuerung
In seinem Test lobt Nilay Patel, Chefredakteur bei The Verge, vor allem das Display als „technologisches Wunder”, auch wegen der guten Passthrough-Technologie, also die Echtzeitansicht durch die Brille auf die reale Umgebung. Ebenfalls gut, aber wenig überraschend: Die Brille fügt sich gut in Apples Ökosystem ein.
Ohne Kompromisse geht es aber nicht. So sei die Brille schwer. Außerdem funktioniere die Navigation via Hand- und Augentracking nicht optimal. „Es steckt so viel Technik in diesem Ding, dass es sich wie Magie anfühlt, wenn es funktioniert, und man völlig frustriert ist, wenn es nicht funktioniert”, schreibt er. Ein Faktor sei die Isolation. Während das für traditionelle VR-Headsets in Ordnung sei, findet er es bei einem Computer „viel schräger.”
Sein Schlusssatz: „Ich will meine Arbeit nicht innerhalb der Vision Pro erledigen. Ich erledige meine Arbeit mit anderen Leuten und wäre lieber hier draußen bei ihnen.” – The Verge
WSJ zur Vision Pro: „Botox aus der Hölle”
Joanna Stern hat Apples Vision Pro für eine Woche ausprobiert und für ihr Video mit der Hilfe ihres Teams beinahe 24 Stunden am Stück in verschiedensten Situationen – etwas zum Kochen, Arbeiten, bei Videocalls und fürs Heimkino getragen.
Sie resümiert nach ihrer Testphase, dass das Headset von Apple alle Eigenschaften eines Produkts der ersten Generation aufweist: „Es ist groß und schwer, die Akkulaufzeit ist miserabel, es gibt nur wenige tolle Apps und es kann fehlerhaft sein.” Die „Personas”-Funktion für Videocalls – die derzeit noch in der Beta ist – lässt Träger:innen in Zoom-Meetings aussehen wie „Botox aus der Hölle”.
Dennoch sagt Stern, dass es „das beste Mixed-Reality-Headset, das ich je ausprobiert habe, viel fortschrittlicher als seine einzige echte Konkurrenz, die weitaus günstigeren Meta Quest Pro und Quest 3″. – WSJ
CNBC zur Visio Pro: Das spaßigste Produkt in Jahren
Todd Haselton von CNBC ist begeistert von der Apple-Brille: „Es ist mit Abstand das lustigste Produkt, das ich seit Jahren ausprobiert habe.” Wie Patel lobt er die Display-Qualität und die Passthrough-Technik, die besser sei als etwa bei der Meta Quest 3. Gelungen findet er auch die digitale Krone, über die man die Lautstärke steuern oder den Grad der 3D-Darstellung einstellen kann. Auch die Navigation über Augen- und Handtracking kann den CNBC-Mann überzeugen. Er vergleicht die Steuerung mit der Einführung von Multitouch auf dem iPhone. „Es ist unglaublich genau”, so Haselton.
Kritik gibt es bei CNBC vor allem wegen der fehlenden App-Infrastruktur. Zwar unterstützt die Brille eine Million iPhone- und iPad-Apps. Diese muss man allerdings alle individuell suchen. Neben Netflix und Spotify fehlt ihm vor allem 1Password. Ohne den Passwort-Tresor kann man sich schließlich schwer einloggen. Andere Dienste gibt es zwar für die Vision Pro. Sie seien aber nicht so gut umgesetzt. Apps wie Amazon Prime Video existieren zwar, „aber sie sind nicht besonders gut“, so Haselton.
Sein Fazit fällt dennoch positiv aus. Die Vision Pro würde er kaufen und sogar seinen Mac und sein iPad eintauschen, um die Kosten für die Anschaffung zu senken. – CNBC
Cnet: „iPhone meets Ready Player One”
Scott Stein von Cnet ist begeistert von den großartigen Micro-LEd-Displays und auch der überwiegend flüssigen Hand-Auge-Bedienung, auch wenn sie nicht immer zuverlässig funktioniere. Stein lobt zudem die beeindruckende Überblendung zwischen realer und virtueller Welt als auch den Support von iOS-Apps, durch die „eine Menge vertrauter Apps für die Arbeit” verfügbar seien. Jedoch gebe es kaum Apps, die für Apples VisionOS optimiert seien.
Weitere Kritikpunkte seien die kabelgebundene externe Batterie und der extrem hohe Preis. Als kritikwürdig sieht er außerdem den Aspekt, dass das Headset nicht mit Brille genutzt werden könne.
Zusammenfassend hält er die Vision Pro für einen atemberaubenden Blick in die Zukunft. Apples Headset könnte das einflussreichste Gerät dieser Kategorie seit der Oculus Rift sein. Dennoch sei es kein Gerät, das man sich kaufen müsse. „Der Mac wurde in diesem Monat vor 40 Jahren vorgestellt – ein Zufall, der Apple sehr wohl bewusst zu sein scheint. Der Mac war die Geburtsstunde der modernen Computertechnik, aber nur wenige Menschen hatten den ersten Mac.” – Cnet
ZDNet: Vision Pro ist ein Entwickler-Kit
ZDNETs Jason Hiner hält Apples Vision Pro für ein „unglaubliches 4.000-Dollar-Entwicklerpaket, das die meisten Leute nicht kaufen sollten”.
Er hält die Einführung des ersten Apple Headsets für einen wichtigen „Meilenstein für VR, räumliches Computing und digitale Erlebnisse der nächsten Generation”. Es sei auch ein spannender Schritt in die Zukunft des immersiven Internets. Aber die meisten Menschen sollten das FOMO (Fear of missing out) bekämpfen und sich die Investition sparen.
Er rät dazu, besser darauf zu warten, dass Apple ein 1.500 bis 2.000 Dollar teures Headset auf den Markt bringt, das sich an ein breiteres Publikum richtet und in größeren Stückzahlen erhältlich ist. Es lohne sich in erster Linie für Entwickler:innen, die Apples Ökosystem aufbauen wollen. Konsument:innen, die einen Kauf in Betracht zu ziehen, nur um es für Unterhaltung, Videogespräche oder virtuelle Monitore zu nutzen, rät er zur Meta Quest 3. Mit der App Spatialify können auch auf dem Headset Videos und Fotos wiedergeben, die mit
einem iPhone 15 Pro oder Pro Max (Test) aufgenommen wurden. – ZDNet