Bankenbranche: Bringt künstliche Intelligenz die Wende?
Banken sind nicht unbedingt als Speerspitze des Fortschritts bekannt. Immerhin, die Beratungsgesellschaft PWC will jetzt erhoben haben, dass Finanzinstitute mittlerweile weltweit „verstärkt auf künstliche Intelligenz (KI) setzen“, um ihr Digitalisierungstempo zu beschleunigen.
Das ist eines der Ergebnisse des 22. Global-CEO-Survey. Mit 91 Prozent rechne die überwiegende Mehrheit der Banken-CEO damit, dass KI das Bankgeschäft in den kommenden fünf Jahren „nachhaltig verändern“ werde, wie es heißt. Knapp 60 Prozent erwarten gar, dass die Zukunftstechnologie die Welt noch umfassender revolutionieren werde als das Internet.
Schon 32 Prozent hätten KI-Projekte in ihren Häusern umgesetzt, weitere 42 Prozent der befragten Bankenchefs wollen dies angeblich in den kommenden drei Jahren tun, schreiben die Studienautoren. Mithilfe von KI soll es den Instituten möglich werden, Kunden besser zu versorgen, die eigenen Prozesse zu optimieren und ihre Kostenstruktur zu verbessern, sagt Clemens Koch, Financial Services Leader und Mitglied der Geschäftsführung von PWC Deutschland.
Auch die Banken in Deutschland hätten das Potenzial von KI mittlerweile erkannt. Die „Revolution“ werde sich aber erst dann vollständig entfalten, wenn KI „auch gesellschaftlich akzeptiert“ werde und Kunden dieser neuen Technologie „vertrauen“, sagt der Experte.
Immerhin gut drei Viertel der befragten Topmanager der internationalen Bankenbranche sind offenbar der Ansicht, dass die Nutzung innovativer Technologien das Wachstum ihres Instituts in den kommenden fünf Jahren ankurbeln werde. Weitere 43 Prozent erwarten dies auch für Investitionen in Kernbereiche und Einsparmaßnahmen.
Big Data erst wenig genutzt
Als Hauptrisiko für das Branchenwachstum nennen die befragten Bankmanager wie bereits im Vorjahr die Gefahr von Cyber-Attacken. 76 Prozent der Banken-CEO erkennen derartige Risiken für ihr Institut, will die Studie herausgefunden haben. Die Mehrheit (86 Prozent) hat im Rahmen der Befragung aber auch erklärt, ihre Bank könne unbefugte Zugriffe auf das eigene System „wirksam abwehren“ und sich rasch von Cyber-Attacken erholen.
Ähnlich große Sorgen bereitet den Topmanagern offenbar die wachsende Geschwindigkeit des digitalen Wandels. So haben 77 Prozent der CEO erklärt, die Digitalisierung sei in den vergangenen fünf Jahren bereits eine wesentliche Triebfeder für Veränderungen im Bankgeschäft gewesen.
6 Fragen, die sich jedes Unternehmen in der Digitalisierung stellen sollte
|
Zwar hält mit 96 Prozent die überwiegende Mehrheit der Befragten die Nutzung innovativer Datenanalysen zur Ermittlung von Kundenwünschen für „sehr wichtig“. Doch erklären nur acht Prozent, dafür werde Big Data im eigenen Haus schon erfolgreich genutzt.
Wesentliche Hemmschwellen sind häufig eine veraltete IT-Infrastruktur und ein Mangel an Big-Data-Talenten. In zahlreichen Instituten laufe die Sammlung, Aufbereitung und Analyse von Daten noch in Silos ab, schreiben die Studienautoren. „Der Einsatz von KI kann erheblich dazu beitragen, die Qualität, Verlässlichkeit und Nutzbarkeit von Datenaggregation und -analyse zu verbessern“, sagt Clemens Koch. Damit könne diese Technologie den Wandel der Branche hin zu digitalen Ökosystemen beschleunigen.
Es fehlt an Talenten
Einzig, sechs von zehn Banken-CEO berichten von wachsenden Schwierigkeiten, neue Talente zu gewinnen. Mehr als die Hälfte der Befragten hat erklärt, der wachsende Fachkräftemangel sei Grund dafür, dass die eigene Bank nicht in der Lage sei, sich effektiver und innovativer neu auszurichten – was sich negativ auf die eigenen Qualitätsstandards und das Kundenerlebnis auswirke.
Weitere wesentliche Risiken für die Branche sehen die befragten Banken-Manager in Überregulierung (48 Prozent) und Populismus (28 Prozent). Verglichen zum Vorjahr neu hinzugekommen ist das Risiko politischer Unsicherheiten (36 Prozent) und Handelskonflikte (25 Prozent). Gewachsen ist auch die Sorge der Entscheider hinsichtlich Protektionismus (27 Prozent).
Trotzdem werden die kurzfristigen Wachstumsaussichten für die eigenen Institute von 36 Prozent der CEO mit „sehr zuversichtlich“ bewertet, weitere 48 Prozent sind hier immerhin „ziemlich zuversichtlich“. Die langfristigen Wachstumsaussichten werden ähnlich günstig beurteilt. Künftiges Ertragswachstum wollen die Entscheider vor allem durch eine Steigerung der Effizienz in den operativen Prozessen (78 Prozent) sowie durch organisches Wachstum (75 Prozent) erzielen. 66 Prozent wollen neue Produkte oder Services einführen, 47 Prozent kurzfristig neue Arbeitskräfte einstellen.