Das Batterie-Startup Our Next Energy (ONE) aus einem Vorort der Autostadt Detroit im US-Bundesstaat Michigan hat eindrucksvoll vorgestellt, was der Prototyp seiner Batterieplattform Gemini kann. Dazu bauten die Akku-Experten ein Tesla Model S aus 2021 um. Sie entfernten die werksseitig verbaute Batterie und ersetzten sie durch Gemini.
Umgebautes Tesla Model S erreicht 1.200 bis 1.400 Kilometer Reichweite
So umgebaut konnte das Tesla Model S bei Fahrten kreuz und quer durch Michigan rund 1.200 Kilometer lang mit einer einzigen Ladung betrieben werden. Die Batterie wies dabei einen Energieinhalt von 204 Kilowattstunden bei einer Energiedichte von 416 Wattstunden pro Liter auf – im Vergleich zu rund 245 Wattstunden pro Liter beim Originalpack. Dadurch wurde das Fahrzeug um 331 Kilogramm schwerer, der Energieinhalt erhöhte sich um rund 100 Kilowattstunden.
Die Reichweitenangabe ergibt sich aus einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp unter 90 Kilometern pro Stunde (55 Meilen). Ein Nachtest auf dem Prüfstand ergab sogar eine noch etwas größere Reichweite von knapp über 1.400 Kilometern. Die Tests fanden Ende Dezember, also unter wenig günstigen Wetterbedingungen, statt.
Bei der sogenannten Gemini 001, der für den Test eingesetzten Batterie, handelt es sich um ein Proof-of-Concept. Technische Daten, die über die bereits genannten hinausgehen, behält der Hersteller für sich. Vor allem bleibt die Technologie im Unklaren. Das Ziel des Unternehmens liegt auf der Hand, wie One-Gründer und Chef Mujeeb Ijaz erläutert:
„Wir wollen die Verbreitung von Elektrofahrzeugen beschleunigen, indem wir die Reichweitenangst beseitigen, die die meisten Verbraucher heute noch zurückhält. Wir konzentrieren uns jetzt darauf, diese Proof-of-Concept-Batterie zu einem neuen Produkt namens Gemini weiterzuentwickeln. Das wird Langstreckenfahrten mit einer einzigen Ladung ermöglichen und gleichzeitig die Kosten und die Sicherheit unter Verwendung nachhaltiger Materialien verbessern.“
Überschüssige Reichweite soll andere Faktoren kompensieren
Mit der Gemini-Batterie will One also die Reichweite als Hindernis für den Durchbruch der E-Autos im Massenmarkt beseitigen. Ijaz ist indes überzeugt, dass es dazu nicht reicht, bloß nominale Reichweitensteigerungen zu verkünden. Vielmehr müsse die Mehrreichweite so hoch wie möglich sein. Denn nur auf diese Weise könne genügend überschüssige Energie bereitgestellt werden, um auch auf schwierige Faktoren wie hohe Geschwindigkeiten, extremes Wetter, bergiges Gelände oder das Ziehen von Anhängern unter realen Bedingungen eine sinnvolle Antwort zu haben.
Tatsächlich klagen Stromernutzende darüber, dass sich die reale Reichweite unter ungünstigen Bedingungen durchaus um bis zu 35 Prozent geringer als erwartet darstellen kann. Deshalb soll die Gemini-Batterie „die verfügbare Energie an Bord bei gleichem Bauraum verdoppeln“, so Ijaz.
Beste Lösung: So selten wie möglich laden
Auf diese Weise könnte der zu schleppend verlaufende Aufbau einer Ladeinfrastruktur kompensiert werden. Ohnehin sei die Nutzung von Schnellladestationen mit weiteren Hindernissen verbunden. Mit steigender Zahl an Elektroautos sei mit immer längeren Wartezeiten zu rechnen. Zudem sei wirklich schnelles Aufladen viel zu selten möglich und wenn, dann technisch auf eine Teilmenge beschränkt. Tatsächlich liegt der Anteil der Schnellladesäulen in Deutschland bei nur knapp 14 Prozent des Angebots.
Unter diesen und auch unter dem Gesichtspunkt der Langlebigkeit der Batterie selbst, sieht One die beste Lösung darin, die Notwendigkeit von Ladevorgängen auf ein Minimum zu begrenzen. Wann das Produkt serienreif sein könnte, hat One indes nicht kommuniziert.