
Wenn Menschen, die keinen Sport machen, über Sport sprechen, dann sagen sie Dinge wie: „Ich arbeite ja den ganzen Tag“, „Ich habe Kinder“, „Ich bin abends immer müde“. Und der Klassiker: „Sobald es wieder wärmer ist“ – ja. Na klar! Menschen, die Sport machen, sagen eigentlich alle das Gleiche: „Wenn ich Sport mache, dann habe ich mehr Energie für Arbeit, Familie, Freizeit. Und das Wetter ist mir egal.“
Arbeit ist Sport, Sport ist auch Arbeit
Die Wissenschaft sieht das genauso. In einer Studie – unter vielen – berichteten Angestellte, dass ihre Stimmung besser war und sie mehr schafften, wenn sie Sport trieben. Das war übrigens unabhängig vom Workload bei der Arbeit oder den Übungen beim Sport. Bewegung bei der Arbeit ist ein Wettbewerbsvorteil, schreiben die Autoren. Und in einer deutschen Studie beobachteten die Wissenschaftler:innen, dass Freizeitsport die Lebenszufriedenheit steigert – vor allem, wenn Menschen viele unterschiedliche Dinge ausprobieren.
Zeit und Energie in Sport zu stecken, ist also eine kluge Investition. Wir lernen beim Sport auch für die Arbeit:
1. Routine ist leicht
Der Klassiker unter den Ratschlägen, wenn man Dinge wirklich machen will: Mach es zu einer Routine. Gewohnheiten sind ein fragwürdiges Konzept, aber Routinen? Ein standardisierter Ablauf hilft bei der Umsetzung. Deshalb funktionieren Sportkurse zu festen Zeiten besser als ein Studio, bei dem man sich immer wieder manuell zu verschiedenen Zeiten einbucht.
Aus dem gleichen Grund schaffen Menschen morgens am meisten, wenn sie ihre Entscheidung für fokussierte Projektarbeit nicht erst noch treffen müssen. Und es gibt einen Grund, warum das so gut gelingt: Trenne die Entscheidung von Tun!
2. Entscheidung vorverlegen
Trennen wir die Entscheidung von der Handlung, dann fällt beides leichter. Vom Sofa aufstehen, um durch den Park zu rennen? Uff. Klar ist das schwer. Sich den Herausforderungen des Alltags entziehen, um an einem größeren Projekt zu arbeiten oder sich persönlich weiterzubilden? Auch das ist schwer.
Wer die Zeit der Entscheidung vorverlegt, dem wird beides besser gelingen. Entscheiden ist leicht – ich muss es ja jetzt nicht umsetzen. Umsetzen ist auch leichter: Es ist ja schon entschieden. Manchmal reicht es, anzutreten. Der Rest entwickelt sich dann schon, das gilt beim Sport und auch bei der Arbeit.
3. Dinge anders zu machen, ist trotzdem manchmal besser
Ein halbes Jahr lang ging ich zwei mal die Woche zur gleichen Zeit mit den gleichen Leuten zum Cycling. Das war toll. „Du könntest auch mal etwas machen, von dem du tatsächlich Muskelkater bekommst“, sagte meine Trainerin irgendwann. Ich nickte, trat in die Pedale und ließ den Satz verhallen.
Weil meine Trainingszeiten einige Wochen lang vom Arbeits- und Familienalltag torpediert wurden, probierte ich dann doch etwas Neues aus. Es war natürlich die Hölle. Ich fühlte mich wie am ersten Tag. Danach starrten mich die Menschen auf der Straße entsetzt an, weil ich rot und weiß gefleckt war und leicht schwankte. Mit anderen Worten: Es war großartig.
Das funktioniert auch bei der Arbeit. Ich bin, wie bereits erwähnt, der größte Fan von Standardabläufen. Wer aber niemals einen neuen ausprobiert, der langweilt sein Gehirn fürchterlich. Ein neuer Tagesablauf, ein neuer Wochenplan, ein anderer Arbeitsplatz, den Schreibtisch umgedreht oder einfach mal drei große Blöcke für Stillarbeit – jede Veränderung kann neue Energie freisetzen.
4. Mehr geht immer – aber nicht auf Dauer
Von Weihnachten bis Mitte Januar habe ich quasi jeden Tag Sport gemacht. Das war schön. Ich habe mich stark gefühlt, die Arbeit floss, die Kreativität sprudelte. Dann brach ich komplett zusammen und mein Rücken tat weh.
Das Gleiche erleben wir bei der Arbeit auch und diese Erkenntnis ist wichtig für Entscheider:innen. Natürlich können Mitarbeitende stärker belastet werden. Wahrscheinlich haben sie Spaß daran und fühlen sich stolz und leistungsfähig. Aber das wird nicht lange gut gehen.
5. Weniger Alkohol trinken verbessert ungefähr alles
Als ich jung war, bekämpfte ich einen Kater mit einer erbärmlichen Laufrunde. Schmetterlinge überholten mich und mit der riesigen Sonnenbrille sah ich dämlich aus, aber wenigstens war ich draußen. Mit Mitte-fast-Ende 30 und nach einer Schwangerschaft findet mein Körper das nicht mehr so lustig.
Alkohol und Sport begannen, einander vollkommen auszuschließen. Sport war mir wichtiger und ich stellte fest, was alle feststellen, die den Absprung aus der Normalität des Feierabend-Weinchens schaffen: Ohne Alkohol ist alles besser. Ich bin kreativer, schneller, netter. Ich bin produktiver, engagierter und meine Haut ist besser.
Sport ist Freizeitvergnügen, Selbstbestimmung, Herausforderung – alles Faktoren, die Menschen glücklich und leistungsfähig machen. Für die Zukunft der Arbeit bedeutet das: Sport im Alltag wird normaler, auch während diesem Konstrukt, das wir früher Arbeitszeit nannten. Zeiten dürfen ineinanderfließen, sie dürfen gemischt werden. Wer sich zwischen Arbeitsblöcken Zeit für Sport nehmen kann – und nimmt –, lässt seinem Gehirn Zeit, Probleme zu verarbeiten. Und der Sport inspiriert, denn wie ein guter Job ist er ein Quell von Herausforderungen. Davon können wir lernen.
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