Beyond Meat wieder bei Lidl erhältlich – dieser Gründer steckt hinter dem Megahype
So mancher Kunde bei Lidl wird sich neulich gewundert haben. Da bildeten sich lange Schlangen, allerdings nicht wie üblich an den Kassen, sondern schon frühmorgens vor der Filiale. Erinnerungen wurden wach an die späten 90er Jahre, als deutsche Lebensmitteldiscounter in ihren Regalen erstmals gut ausgestattete Personalcomputer zu Kampfpreisen feilboten. Dieses Mal aber interessierten sich die Kunden für etwas anderes, ja, fast schon banales: Gemüsebratlinge.
Kundenansturm auf die Labor-Burger
Die Rede ist von Beyond Meat, jenem US-Startup, das seit Wochen die Schlagzeilen beherrscht und stellvertretend für einen neuen Ernährungstrend steht. Das Unternehmen aus Kalifornien stellt Fleischersatzburger auf pflanzlicher Basis her – unter Laborlicht und ohne tierische Zutaten. Dadurch werden Studien zufolge 99 Prozent weniger Wasser verbraucht, 93 Prozent weniger Land, 90 Prozent weniger CO2 und 46 Prozent weniger Energie. Spannend: Im Blick hat Beyond Meat damit keineswegs nur die wachsende Zahl an Vegetariern und Veganern.
Vor allem Fleischessern, die nicht auf das Raucharoma blutiger Bratlinge verzichten wollen, sich aber spätestens seit den Klimaprotesten im Frühjahr mit Gewissensbissen herumplagen, verspricht Beyond Meat eine ernstzunehmende Alternative. Die veganen Bratlinge bestehen aus Erbsenproteinmasse, angereichert mit pflanzlichen Ölen und einem Schuss roter Beete. Das verleiht dem Beyond-Patty eine verblüffende Ähnlichkeit zu normalen Bratlingen – und trifft offenbar auch den Geschmack der Verbraucher. In Kalifornien ist Beyond Meat nach eigenen Angaben schon die Nummer eins im Fleischregal bei den abgepackten Burgern.
Seit wenigen Wochen nun bietet das 2009 gegründete Startup seine Fleischersatzburger auch in Deutschland an. Neben vereinzelten Gastronomen nahm auch der Lebensmitteldiscounter Lidl Beyond Meat ins Sortiment auf, was sich in den sozialen Netzwerken schnell herumsprach. Mit fatalen Folgen: Beim Verkaufsstart vor zwei Wochen war der Kundenansturm so groß, dass die Euphorie beim Anstehen schnell in Enttäuschung umschlug. Auf Twitter kursierten Fotos von leergeräumten Regalen, zum Teil aufgenommen erst wenige Minuten nach Ladenöffnung.
Auf Facebook sah sich Lidl daraufhin zur Stellungnahme gezwungen: „Wir sind total begeistert von der überwältigend hohen Nachfrage nach dem Beyond-Meat-Burger. Es tut uns leid, dass der Burger in deiner Filiale bereits ausverkauft ist. Wir haben uns bemüht, möglichst viel Ware zu bekommen, doch die Produktionsmenge des Herstellers ist ausgesprochen knapp“, schrieb das Social-Media-Team an verärgerte Kunden. Man versprach umgehend Besserung. Es werde bereits mit Hochdruck daran gearbeitet, die veganen Bratlinge so schnell wie möglich wieder anzubieten.
Das ist ab diesen Samstag, den 15. Juni, wieder der Fall. Erhältlich sind die Burger-Pattys im 227-Gramm-Zweierpack für 4,99 Euro. Allerdings stellte der Discounter seine Kunden schon vorab auf geringe Erfolgsaussichten beim Anstehen ein. „Wir können auch dieses Mal leider nur eine limitierte Stückzahl der Beyond-Meat-Burger anbieten, die aufgrund der hohen Nachfrage wahrscheinlich schnell vergriffen sein wird“, sagte Jan Bock, Geschäftsleiter Einkauf bei Lidl Deutschland.
Der Mann hinter Beyond Meat
Der Mann, der den Hype ursprünglich entfacht hat, heißt dagegen Ethan Brown. Er ist US-Amerikaner, 48 Jahre alt, trägt blaue T-Shirts und neuerdings Fünf-Tage-Bart. Aufgewachsen ist Brown in New England, sein Vater ist Philosophieprofessor mit Schwerpunkt Umweltschutz und Klimawandel und besitzt zudem eine kleine Farm, auf der Brown in den Sommerferien gearbeitet haben soll. Das, so erzählte es der Unternehmer kürzlich dem Magazin Business Punk, veränderte alles. „Ich hatte nicht den Luxus, mein Essen erst in einer Fabrik oder im Supermarktregal anzutreffen“, sagte Brown. „Ich sah es viel früher und fing an, Fragen zu stellen.“ Etwa, warum manche Tiere auf dem Hof bis ins hohe Alter gehegt und gepflegt wurden – und andere lediglich als Produkt galten und man sie bei Bedarf schlachten konnte.
Später absolvierte Ethan Brown ein Politikstudium, erwarb einen MBA und arbeitete zunächst in der Cleantech-Branche. Darunter fallen Unternehmen, die mit Technologie auf die zunehmenden Klimaprobleme reagieren wollen. Zum Beispiel der kanadische Brennstoffzellenhersteller Ballard Power, für den Brown acht Jahre lang tätig war. 2009 entschloss er sich, selbst eine Firma zu gründen. Beyond Meat sollte die Frage beantworten, die sich der Unternehmer schon in seiner Kindheit gestellt hatte: Wie lässt sich Fleisch herstellen, ohne dafür massenhaft Tiere umzubringen?
Zusammen mit Forschern entwickelte Brown das pflanzenbasierte Fleisch über die Jahre so weit, dass es nicht nur für Vegetarier eine Option wurde. In mehreren Finanzierungsrunden stiegen Geldgeber wie Bill Gates, Leonardo DiCaprio, die Twitter-Gründer Ev Williams und Biz Stone sowie der legendäre VC Kleiner Perkins bei Beyond Meat ein. Es folgten Listungen bei großen Handelsketten wie Target, Walmart und Whole Foods – und Anfang Mai 2019 schließlich der Börsengang.
Der Hype um Beyond Meat hat Grenzen
Seitdem wurden die Aktien von Browns Firma so rege gehandelt, dass Beyond Meat inzwischen der erfolgreichste Börsengang seit 2000 zugeschrieben wird. In den ersten sechs Wochen kletterte der Kurs von 25 US-Dollar auf 173 Dollar. Ein Plus von knapp 600 Prozent gegenüber dem Ausgabepreis. Dass Beyond Meat auch zehn Jahre nach der Gründung noch immer keine Gewinne macht? Gar auf einem Schuldenberg von sieben Milliarden Dollar sitzt? Für die Anleger bisher kein Problem.
Doch auch der Fleischlos-Hype hat Grenzen. Erst am Donnerstag stürzte der Aktienkurs von Beyond Meat zeitweise um 25 Prozent ab. Die Investmentbank JP Morgan hatte die Kaufempfehlung für die Papiere zuvor herabgestuft. Sie ist skeptisch, ob der hohe Handelspreis angesichts der negativen Geschäftszahlen noch gerechtfertigt ist. Zudem befürchten die Analysten einen harten Konkurrenzkampf. Erst im April verkündete etwa Burger King eine Kooperation mit dem Fleischlos-Startup Impossible Foods und auch Lebensmittelkonzerne wie Nestlé wollen noch dieses Jahr mit Eigenkreationen starten. Das dämpft die Erwartungen zusätzlich.
Erschwerend kommt hinzu, dass Beyond Meat die Nachfrage derzeit nicht einmal selbst decken kann. Medienberichten zufolge sollen einzelne Lidl-Filialen beim jüngsten Deutschland-Start mit nur fünf Packungen beliefert worden sein.
Noch muss das US-Startup seine Ware teuer – und alles andere als klimafreundlich – nach Europa importieren. Erst im kommenden Jahr plant Beyond Meat die Eröffnung einer Fabrik in den Niederlanden. Bis dahin müssen sich viele Lidl-Kunden auch weiterhin darauf einstellen, mit leeren Händen nach Hause zu gehen.
Das verstehe ich nicht, sowas gibt es doch bei den Discountern schon seit Jahren, was ist jetzt neu?
Bin kein Vegetarier aber die Gemüse Bratlinge auf Pflanzenproteinbasis in unserem Netto um die Ecke, kaufe ich regelmäßig und das schon seit bestimmt 5 Jahren.
Ich dachte, jetzt kommt der Hype um diese Insektenburger, das hätte ich gern mal getestet.
Da scheint das Marketing von Beyond Meat gut zu arbeiten.
Wer nicht schlange stehen will geht einfach zu Netto, *haha*
Gemüsebratling??? …kaufen… testen… neuen Kommentar einstellen!!!
Habe die letzte Packung bei dem Markt erwischt:
Der ist nicht mit anderen Bratlingen vergleichbar. Meiner Meinung nach (esse auch Fleisch) schmeckt der Burger besser als die meisten Bratlinge und sehr ähnlich wie Fleisch, also in der Tat eine gute Alternative zu Fleischkonsum.
… und was hat das – bitte – mit digital pinoeers zu tun….?
… liebes t3n Team, konzentriert euch bitte auf euren Kern -> digital pioneers
Hallo thowe,
junges Unternehmertum, Pioniergeist und Hightech in einem möglichen Massenprodukt, kombiniert mit dem Klimaschutzgedanken, den auch Startups zunehmend verfolgen. Wir finden, das passt sehr gut zu t3n.
Beste Grüße
Daniel