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„Biotech wird wieder sexy“: Wie Biotech-Startups nicht nur in der Coronakrise helfen können

Unsere Kolumnistin Aya Jaff meldet sich aus der selbstgewählten Quarantäne zurück und stellt euch in ihrer „Tech for Future“-Kolumne Cellbricks vor. Ein spannendes Biotech-Startup, das nicht nur in der Coronakrise Hoffnung macht.

Von Aya Jaff
5 Min. Lesezeit
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(Grafik: t3n)

Liebe humanitäre Futuristen,

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ich melde mich zurück aus der freiwilligen Quarantäne und hoffe sehr, dass es euch gut geht! Wie ihr wisst, geht es in meiner Kolumne um Technologien der Zukunft, die unser Überleben auf der Welt sichern. In diesem Zusammenhang bin ich auch auf der Suche nach neuen Ideen über verschiedenste Kontakte auf das Unternehmen Cellbricks gestoßen. Ich durfte sie besuchen und ein paar Tage intensiv bei der Arbeit begleiten. Kurz nach meiner Erfahrung dort ist die große Pandemie ausgebrochen. Die Coronakrise hat mich noch einmal zum Unternehmen geführt, da viele relevante Themen aufgetaucht sind, die während der Krise nun zum Vorschein kommen. Mit dem Gründer Lutz Kloke habe ich über den großen Hoffnungsträger Bioprinting gesprochen.

Worum geht es beim Bioprinting?

Das Unternehmen Cellbricks ist im Bereich Bioprinting aktiv, was bedeutet, dass sie mit lebendem Material drucken. Konkret hilft das Unternehmen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit mit Hilfe ihrer Technologie kleine lebende Miniorgane zu drucken. Wozu ist das gut? Diese Miniorganmodelle werden entweder dafür eingesetzt, Arzneimittel zu entwickeln oder für verschiedenste Tests herangezogen.

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Der Gründer erklärte, inwiefern sein Geschäftsmodell in Zeiten von Corona Sinn ergibt: „Das heißt du könntest dir ein Modell bauen, das du mit Corona infiziert und dann versuchen zu therapieren. Wenn du dann ganz viele Modelle nebeneinander stellst, kannst du diese dann idealerweise miteinander vergleichen und so herausfinden, welche Therapie am besten angeschlagen hat“, sagte mir Kloke.

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Cellbricks kann viele namhafte Kunden über die vergangenen Jahre vorweisen und ist ein Biotech-Startup, das noch viel höher hinaus will. Ich möchte wissen, wie Corona ihre Branche beeinflusst. „Ich habe den Eindruck, jeder möchte etwas machen und irgendwie helfen, aber es ist alles insgesamt noch zu unkoordiniert“, sagt Kloke. So habe er E-Mails von verschiedensten Netzwerken bekommen, die alle dieselbe Bitte haben: „Die EU bittet darum, Masken und/oder Beatmungsgeräte zu drucken und zu produzieren. Diese Herangehensweise finde ich ehrlich gesagt etwas unkoordiniert, denn, wenn man ernsthaft jemanden erreichen will, dann kann niemand deine Fragen beantworten“, sagt Kloke.

Viel besser wäre es in seinen Augen, wenn sich lokale Verbünde zusammentun würden und die Kommunikation nicht global abgewickelt wird. Tatsächlich hilft Cellbricks aber natürlich auch trotz der schlechten Kommunikation, wo es kann. „Wir sprechen verschiedenste Unternehmen und Wissenschaftler an, um ihnen unsere Technologie näher zu bringen und geben ihnen bei echtem Bedarf auch unserer Produkte umsonst raus“, sagt der Pharmazeut mit einer Selbstverständlichkeit in der Stimme. Doch auch das Startup selbst hat zu dieser besonderen Zeit, wie so viele andere Unternehmen auch, seine eigenen Probleme. So gehört Zoom durch den nationalen Shutdown zum Arbeitsalltag vieler. Auch der Gang ins Labor ist nur noch vereinzelt und zu besonderen Zeiten möglich. „Wir müssen uns gerade an die Situation gewöhnen – unmöglich ist es nicht, aber es fordert einen schon heraus“, so Kloke.

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Deutschland als Standort für Deeptech-Unternehmen – ein realistischer Wunsch?

Mit Herausforderungen kennt sich Kloke nur zu gut aus. Mit einer Biotech-Idee Investoren von zu sich zu überzeugen, ist eine Aufgabe, der er sich auch vor Corona stellen musste. Denn selbst wenn es ihm gelingt, in der breiten Öffentlichkeit Interesse für seine Idee zu wecken, schrecken heimische Investoren immer noch häufig vor Biotech zurück. Stattdessen sind deutsche Startups, wie die von Kloke, immer öfter auf ausländische Investoren angewiesen.

Es mangelt anscheinend aber nicht an der Qualität der Biotech-Unternehmen hierzulande, denn das Interesse amerikanischer Kapitalgeber an deutschen Startups aus dem Bereich ist groß. Ein eindrucksvolles Beispiel: Professor Anthony-Hyman, Direktor am Dresdner Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik, hat zusammen mit dem Whitehead Institut am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston das Biotechunternehmen Drewpoint gegründet. Das Startup entwickelte einen neuen Ansatz, um unter anderem Krebs zu behandeln.

Zusammen mit dem amerikanischen Hauptinvestor Polaris Partners wurde das Startup mit Hauptsitz in Boston und Tochtergesellschaft in Dresden gegründet und konnte in den USA 60 Millionen Dollar Startfinanzierung einwerben. Sicherlich ist die Summe um ein Vielfaches größer als das, was Kloke im Moment von deutschen Investoren bekommt. Dennoch glaubt der Gründer daran, dass Deutschland sich als Standort für Deeptech-Firmen behaupten kann.

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Förderung ermöglicht Finanzierung, ohne Unternehmensanteil abgeben zu müssen

Im Moment finanziert er einzelne Bausteine seines Vorhabens auch durch nationalen Ausschreibungen und Wettbewerbe. Diese bringen ihm nicht nur Prestige und Vertrauen, sondern helfen ihm auch, Förderung zu bekommen, ohne Unternehmensanteile abgeben zu müssen. So ruft Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, dazu auf, dass „neue Instrumente für die Translation der akademischen Forschung in die Anwendung“ entwickelt werden müssen. Hier könnten in Zukunft Inkubatoren, wie etwas nach dem Vorbild des Lead Discovery Centers (LDC) in Dortmund, zunehmend eine wichtige Rolle spielen. So kann man sich etwa vorstellen, dass GründerInnen gründungsfreundlichere Lizenzbedingungen angeboten und Industrieexperten ihnen auf dem Weg in die Selbstständigkeit mit Rat und Tat zur Seite gestellt werden.

„Ich glaube fest daran, dass man in Deutschland ein Deeptech-Startup bauen kann.“

Lutz Kloke glaubt an eine positive Entwicklung: „Ich glaube fest daran, dass man in Deutschland ein Deeptech-Startup bauen kann. Wir haben ein gutes Umfeld dafür, um ein Deeptech- beziehungsweise Biotech-Startup aufzubauen.“ Christian Miele vom Startupverband mache eine gute Arbeit und kläre darüber auf, was es aktuell für Probleme und Baustellen europaweit gibt. „Denn durch die Coronakrise wird uns auf eine erschreckende Art und Weise nochmal klar, dass die Förderung von Biotech und/oder Medtechunternehmen, ob groß oder klein, seinen Sinn und Zweck hat“, sagt Kloke.  In der Folge explodiere die Digital-Health-Branche.

„Wir lernen gerade parallel auf eine sehr unangenehmen Art, dass wir trotz neuer Technologien, die Natur nicht beherrschen. Das ist eine harte Lektion aktuell für uns alle“, sagte Kloke. Obwohl die Welt gerade im Ausnahmezustand ist, versucht der Gründer ruhig zu bleiben. Er glaubt daran, dass es eine aussichtsreiche Welt nach Corona für UnternehmerInnen aus der Biotechbranche gibt. „Das ultimative Ziel ist, dass wir ein Implantat bauen.“ Sicherlich ist eine Welt, in der wir keine Tierversuche mehr machen müssen, individuell angepasste Medikamente haben, Arzneimittel schneller und effektiver testen können, auch eine Welt, in der ich mich gerne sehen würde in Zukunft. So bleibt uns nur abzuwarten, ob Deutschland beziehungsweise Europa sich im Gesamtkontext mit dem Ausland messen kann. Sicher ist: Corona beschleunigt gerade viele Prozesse und macht die Branche Biotech wieder sexy.

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