„Heutzutage muss ein Auto so smart sein wie ein Smartphone“, sagt Tim Meadows auf der CES-Bühne von BMW in Las Vegas. Der US-Komiker wurde vom deutschen Automobilhersteller BMW engagiert, um durch die Präsentation der neuen Panoramic-iDrive-Plattform zu führen. Was er meint, sind die smarten Funktionen an Bord des Autos. Wohl niemand möchte heute schließlich auf die Integration von Apps wie Spotify verzichten.
Swipen und Touchen statt Drücken und Drehen
Das Problem: In der Regel setzen Hersteller die Digitalisierung mit der Integration von Touchscreens gleich. Da kann man wischen und swipen, Apps gibt es auch. Nicht immer sind dann aber alle Probleme gelöst. Im neuen Model 3 gibt es zum Beispiel keinen Hebel mehr für den Blinker. Fahrer:innen müssen stattdessen eben auf dem Touchscreen nach den Pfeilen suchen. Ungünstig im Straßenverkehr. Einige Hersteller rudern deswegen längst wieder zurück. VW hatte sich etwa zu sehr auf die berührungsempflindlichen Bildschirme verlassen und will künftig wieder stärker auf echte Knöpfe setzen.
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Davon ist bei BMW auf den ersten Blick nichts zu erkennen. Das liegt am Highlight fürs neue iDrive, dem sogenannten Panaromic Vision. Hinter dem schicken Begriff verbirgt sich ein Headsup-Display, dass im unteren Bereich der Windschutzscheibe eingeblendet wird – über deren komplette bereite Hinweg. Was man also vor allem sieht, sind digitale Inhalte. Bis zu sechs Widgets können Fahrer:innen hier unterbringen. Durch den breiten Streifen wirkt das Interior zunächst überladen, denn einen Touchscreen in der Mittelkonsole gibt es auch noch, über den viele Funktionen im Auto gesteuert werden sollen.
Allerdings erklärt der Hersteller auch die Vorteile. Durch die gehobene Position des Headsup-Displays befinden sich die wichtigen Informationen im Blickfeld des Fahrers. Dazu gehört etwa die aktuelle Geschwindigkeit, aber auch die restliche Reichweite. Analoge Armaturen unter der Windschutzscheibe soll es nicht mehr geben. Weil der breite Content-Streifen laut BMW außerdem für alle Passagiere im Auto einsehbar ist, kann der zentrale Touchscreen wieder mehr Richtung Fahrer rücken.
Doch der soll etwa beim Navigieren gar nicht darauf schauen müssen. Dafür sorgt das 3D-Headsup-Display, das ebenfalls in die Windschutzscheibe integriert ist. Es zeigt dem Fahrerenden Navigationsanweisungen quasi direkt vor der Nase an. Auf dem Touchscreen gibt es eine detailliertere Karte zu sehen. Die dürfte aber kaum gebraucht werden.
Und auch Knöpfe fehlen nicht. Dafür hat der Hersteller sein Lenkrad komplett umgebaut. Die wichtigsten Funktionen sind hier vorhanden. So kann man die Lautstärke regeln oder Anrufe annehmen (oder ablehnen).
Die Interaktion der drei Möglichkeiten, Touchscreen, Headsup-Display und Lenkrad soll dabei jeweils aufeinander abgestimmt sein und sich wie aus einem Guss anfühlen. Lichteffekte und personalisierbare Anzeigen sollen das unterstützen, etwa wenn im Auto in den Sportmodus schaltet. Dann soll das Headsup-Display mehr Informationen zum Fahrverhalten anzeigen. Die Angaben sind passend zum Modus in Schwarz und Rot gehalten. Fahrer:innen dürfen aber auch eigene Modi kreieren und die Farben bestimmen.
Um das möglich zu machen, hat BMW sein Betriebssystem überarbeitet. Das neue Operating System X basiert wie der Vorgänger auf dem Android Open Source Project (AOSP) und soll dadurch besonders lange mit Updates und Upgrades versorgt werden können.
Das LLM fährt mit
Natürlich darf das Buzzword der vergangenen zwei Jahre auch nicht fehlen: Die KI fährt auch bei BMW in Form eines digitalen Assistenten mit. Künftig kann der auf große Sprachmodelle (LLM) zurückgreifen und komplexe Anfragen verstehen. Zum Start erweitert BMW die Navigationsfunktion damit. Weitere sollen folgen.
Wann und wie? Das bleibt zunächst unklar. Und auch, wie sich das neue iDrive-System in der Praxis schlägt, bleibt für Autofans zunächst abzuwarten. Denn zwar ist die Software schon da und BMW hat bei der Entwicklung auch das Feedback der Kund:innen eingeholt, integriert werden Software und Panoramic Display allerdings erst in die Fahrzeige der „Neue Klasse“-Generation. Die sollen flächendeckend damit ausgestattet werden und Ende 2025 an den Start gehen.