Studie: Unternehmen müssen Anlässe für persönliche Treffen schaffen – Büropflicht führt zu Frust
Homeoffice und flexible Arbeitsmodelle sind heute auch in Deutschland nicht mehr wirklich wegzudenken. Doch geht den Unternehmen dadurch womöglich etwas auf zwischenmenschlicher Ebene verloren? Die Ergebnisse einer aktuellen Befragung von Atlassian deuten darauf hin: So hat mit 27 Prozent mehr als ein Viertel der befragten Beschäftigten das Gefühl, die Kolleginnen und Kollegen nicht mehr oft genug persönlich zu sehen. Besonders die jüngeren Generationen, also Millennials und die Gen Z, sprich die Geburtenjahrgänge 1980 bis 1994 und 1995 bis 2010, bewerten diese Entwicklung als problematisch.
Für Unternehmen heißt das: „Sie müssen ein Gleichgewicht zwischen der von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern liebgewonnene Flexibilität im Homeoffice und persönlichen Begegnungen im Büro schaffen und dabei die Bedürfnisse der unterschiedlichen Generationen beachten“, so Molly Sands, Head of Team Anywhere Lab bei Atlassian. Einige Unternehmen sehen momentan darin die Lösung, wieder zu einer Büropflicht zurückzukehren. Das resultiert der Studie nach jedoch eher in Frustration bis hin zu Kündigungen, als dass es positive Effekte hervorruft. Ein Blick in die Zahlen gibt ein detailliertes Bild.
Gen Z weniger im Büro als Babyboomer
Tatsächlich besteht mit 18 Prozent nicht einmal jedes fünfte Unternehmen in Deutschland auf eine hundertprozentige Präsenzpflicht im Büro. Allerdings zeigen sich unter den verschiedenen Generationen eindeutige Unterschiede, inwieweit das Angebot zum Homeoffice genutzt wird: Während mit 63 Prozent jeweils ungefähr zwei Drittel aus der Generation der Babyboomer und der Gen X, sprich die Geburtenjahrgänge 1946 bis 1964 und 1955 bis 2010, überwiegend oder täglich ins Büro gehen, sind es unter den Millennials und der Gen Z mit 50 Prozent und 53 Prozent nur rund die Hälfte der Befragten.
Laut der Atlassian-Studie könnte ein wesentlicher Grund darin liegen, dass die jüngeren Generationen häufiger von schwierigen Teamkonstellationen berichten. So sagen mit 27 Prozent und 30 Prozent immerhin mehr als ein Viertel der Millennials und der Gen Z, dass sie keinen wirklich guten Draht zu ihren älteren Kolleginnen und Kollegen im Team haben. Auch unterschiedliche Kommunikationsstile können online dazu beitragen, dass diese Beziehungen tendenziell oberflächlich zwischen den Alterskohorten bleiben, besonders wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich nicht regelmäßig persönlich sehen.
„Die Unterschiede bei der Mediensozialisierung der Generationen zeigen sich auch in ihren präferierten Kommunikationswegen: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Boomer-Generation und der Generation X greifen eher mal zum Telefon oder schreiben – genau wie übrigens auch die Millennials – gerne E-Mails, während die Gen Z lieber über interne Chat-Tools kommuniziert“, erklärt die Remote-Expertin Molly Sands. „Es kann daher passieren, dass Teammitglieder sich vor allem mit denjenigen Kolleginnen und Kollegen austauschen und Beziehungen aufbauen, die ähnlich wie sie selbst ticken.“
Teamevents: Lieber vor Ort als virtuell
Um das zu verhindern, ist es wichtig, offene und inklusive Kommunikationsmöglichkeiten zu schaffen und zu verstehen, wann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich wirklich wohl im Unternehmen fühlen. In der Befragung sind sich die Generationen weitgehend einig, was sie an ihren Teammitgliedern und der Arbeitgeberin beziehungsweise dem Arbeitgeber schätzen: ein lockerer Umgang miteinander inklusive Duzen sowie Sympathie, Empathie und Loyalität. Ein weiterer Faktor ist, dass sie in einer Umgebung arbeiten, in der unterschiedliche Meinungen frei geäußert werden können.
Das alles lässt sich zwar auch virtuell fördern, doch wird in der Atlassian-Studie auch deutlich, dass sich Kolleginnen und Kollegen wieder öfter persönlich sehen wollen. 43 Prozent der Millennials, 42 Prozent der Gen Z und 41 Prozent der Gen X bestätigen, dass gemeinsame Teamevents vor Ort notwendig sind, um als Team auf sozialer Ebene gut zu funktionieren. Unter den Befragten aus der Babyboomer-Generation stimmen mit 35 Prozent etwas weniger dieser Aussage zu. Virtuelle Teamevents können dagegen in allen Generationen nur neun Prozent der Befragten begeistern. Sie sollten eher eine Ausnahme sein.
„Ja, Arbeitnehmer wollen ihre Kollegen wieder öfter sehen. Unternehmen sollten daraus aber nicht die falschen Schlüsse ziehen und ihre Belegschaften wieder verstärkt ins Büro zurückrufen“ , warnt Molly Sand. „Dieser Schritt kann schnell nach hinten losgehen, denn gerade die jüngeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen Flexibilität.“ Stattdessen gehe es darum, regelmäßig sinnvolle Anlässe zu schaffen, bei denen sich einzelne Teams oder auch die ganze Belegschaft sieht. Das können sowohl Kreativsessions als auch Sommerfeste und Weihnachtsfeiern sein. „Alle kommen gern ins Büro, vorausgesetzt, es gibt einen Grund.“