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Analyse

Ist CBD die neue Wunderwaffe der Arbeitswelt?

Auch wenn Kiffen in Deutschland immer noch illegal ist: Cannabis erlebt grade einen mächtigen Aufschwung. Doch was kann der hanfeigene Stoff CBD, der gerade so krass gehypt wird?

Von Vicky Isabelle Bargel
6 Min.
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Ist CBD den Hype wirklich wert? (Foto: Shutterstock)

Mit Kiffen assoziiert man vieles, nur keine Produktivität. Trotzdem erlebt Cannabis in Deutschland gerade einen regelrechten Hype, auch in der Geschäftswelt. Die Cannabis-Branche hat nämlich Wege gefunden, die Vorteile der Hanf-Pflanze zu nutzen, ohne dass die Konsumenten high werden – durch den hanfeigenen Stoff CBD. Was kann die umstrittene Substanz? Und ist Cannabis wirklich eine unterschätzte Wunderwaffe für die breite Masse?

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Viele kennen die grünen Pflanzenknollen aus ihrer Studentenzeit. Der Joint am Abend in gemütlicher WG-Runde gehörte für viele Menschen zum Erwachsenwerden dazu – auch wenn Marihuana in Deutschland nach wie vor unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Immer größer wird die Lobby jener, die sich auch in Deutschland für eine Legalisierung von Cannabis einsetzen. Doch auch ohne dass Cannabis bei uns grundsätzlich verkehrsfähig ist, formiert sich eine immense Industrie um die umstrittene Pflanze. Im Zentrum steht dabei allerdings nicht der konventionelle Marihuana-Konsum. Vielmehr macht grade ein aus Cannabis gewonnener Stoff um sich reden, der Ölen und Kosmetik zugesetzt wird: Cannabidiol, kurz CBD.

CBD macht nicht high, soll aber trotzdem Wirkung zeigen

In der Cannabispflanze sind eine Vielzahl von sogenannten Cannabinoiden enthalten, also natürlicher Stoffe, die im Körper an bestimmten Rezeptoren andocken und dort eine Wirkung entfalten können. Das bekannteste Cannabinoid in Hanf ist Tetrahydrocannabinol, abgekürzt THC. THC ist jener Stoff, der beim Konsum eine bewusstseinsverändernde Wirkung hat. Oder anders gesprochen: der Stoff, von dem man beim Kiffen high wird. Auch CBD ist so ein solches Cannabinoid, allerdings hat es im Gegensatz zu seinem bekannteren Bruder THC keine psychoaktive Wirkung, man erlebt also keinen Rausch. Eine Wirkung auf den Körper soll CBD trotzdem haben.

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Die Forschung zu Cannabinoiden ist noch sehr jung, sie hat ihre Anfänge in den 90er Jahren. Trotzdem gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Studien, die die Wirkweise von CBD belegen wollen. Die Ergebnisse deuten dabei im Kern auf zwei positive Effekte hin, die für die meisten Konsumenten relevant sein dürften: Zum einen soll CBD Schmerzen lindern, zum anderen soll Cannabidiol eine angstlösende Wirkung haben und entspannen. Trotzdem sind die Studienergebnisse nicht immer eindeutig, die Ergebnislage gilt insgesamt noch als unzureichend.

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Kann CBD den Arbeitsalltag erleichtern?

Dennoch werden gerade medial einige Stimmen nach positiven Effekten laut. Eine bekannte CBD-Befürworterin ist zum Beispiel die Autorin und Kolumnistin Margarete Stokowski. Auf ihrem Instagram-Kanal hat sie ihre Erfahrungen mit der Substanz geteilt und ähnlich der Studienergebnisse berichtet sie vor allem von einer entspannenden und zum Teil schmerzlösenden Wirkweise bei der Einnahme von CDD-Öl. CBD könnte für einige Menschen also tatsächlich eine Alternative zu Medikamenten sein und den Alltag und eben auch den Arbeitsalltag erleichtern.

Doch nicht nur in der privaten Nutzung steht CBD grade hoch im Kurs. Auch als Business Case wird das Cannabis-Derivat immer attraktiver. Erst kürzlich wurde bekannt, dass eine ganze Reihe Prominenter in das Berliner Cannabis-Startup Sanity Group investiert hat. Darunter sind nicht nur deutsche Stars wie Klaas Heufer-Umlauf, Mario Götze oder Stefanie Giesinger, sondern auch internationale Promis wie der Musikproduzent Will.I.am oder die Hollywood-Schauspielerin Alyssa Milano.

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Der Fußballprofi Mario Götze findet CBD vor allem für Sportlerinnen und Sportler interessant. In einem Statement zu seinem Investment sagte er: „Die Regeneration der Muskeln und der Schutz vor Muskelverletzungen haben für Leistungssportler*innen oberstes Gebot. CBD zeigt sehr spannende Studienergebnisse für Sportler*innen und wird in den USA schon breit im Sport genutzt.“

CBD wird zum hippen Lifestyle-Produkt

Die Sanity Group-Gründer Finn Hänsel (l.) und Fabian Friede freuen sich über neue Investoren. (Foto: Sanity Group)

Die Sanity-Group-Gründer Finn Hänsel (links) und Fabian Friede (rechts) wollen das Image von Cannabis verbessern und setzen sich für eine Legalisierung ein. (Foto: Sanity Group)

Trotzdem macht die Sanity Group, gegründet von Finn Hänsel und Fabian Friede, nicht nur durch prominente Unterstützer von sich reden. Denn es scheint, als würde den beiden Gründern aus dem Rocket Internet Kosmos gerade das gelingen, was sich Cannabis-Befürworter schon lange wünschen: Sie verpassen Cannabis-Produkten ein hippes Lifestyle-Image, fernab von staubigem Kiffer- und Ökochic, und sorgen damit für Akzeptanz in weiten Teilen der Gesellschaft. Eine offensichtliche Zielgruppe einiger Geschäftszweige des Startups: trendbewusste Business-Menschen.

„Neben Yoga und Meditation soll jetzt auch CBD zum Self-Care-Trend für den stressgeplagten Großstadtmenschen werden.“

Auf der Website von Vaay, einer der CBD-Lifestyle-Marken der Sanity Group, steht zum Beispiel: „Meist ist uns bewusst, dass wir uns Zeit für eine Pause nehmen sollten, doch es gibt eben noch so vieles zu erledigen – hier ein Meeting, da eine Deadline, und der nächste Termin wartet auch wieder. Vaay unterstützt dich darin, dir Auszeiten im Alltag zu schaffen.“ Hält Cannabis jetzt also tatsächlich Einzug in die Geschäftswelt? Offensichtlich schon. Neben Yoga und Meditation soll jetzt auch CBD zum Self-Care-Trend für den stressgeplagten Großstadtmenschen werden.

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Glaubt man den Studienergebnissen zu CBD, liegt der Einsatz im anstrengenden Arbeitsalltag tatsächlich nah. Mit pflanzlichen Substanzen die Nerven zu beruhigen, ist schließlich auch keine neue Praktik. Im Selbstversuch konnte die Autorin dieses Beitrags tatsächlich eine entspannende Wirkung von CBD-Produkten im Alltag feststellen. Zwar ist dieser Selbstversuch nicht repräsentativ, trotzdem hatte die Autorin den Eindruck, sich unter Einsatz von CBD besser konzentrieren zu können. Das bestätigen auch einige Rezensionen im Netz zu CBD-Produkten, einige Konsumenten haben aber auch keinerlei Effekte gespürt.

CBD hat allerdings seinen Preis

Dass ausgerechnet Business-People auf die Vorteile von CBD aufmerksam gemacht werden sollen, dürfte allerdings noch einen anderen Grund haben: Cannabinoidhaltige Produkte haben ihren Preis. Im Schnitt kosten zehn Milliliter CBD-haltiges Öl je nach Konzentration zwischen 30 und 80 Euro. Im Vergleich zu einer Tasse Melissentee muss man sich die Entspannung mit Cannabis also noch ganz schön was kosten lassen.

Die Rechtslage ist unklar

Doch was für die meisten Konsumenten von CBD noch viel entscheidender als der aktuelle Handelspreis sein dürfte: Trotz der Tatsache, dass CBD aktuell nahezu überall frei gehandelt wird, ist die Rechtslage um die Verkehrsfähigkeit von Cannabinoiden nicht abschließend geklärt. Aktuell werden CBD-Produkte für Endkonsumenten in einer rechtlichen Grauzone als Nahrungsmittel beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel vertrieben, obwohl das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit CBD-Produkte als nicht verkehrsfähig einstuft. Die dafür nötige Zulassung als Novel Food steht für CBD nämlich noch aus.

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Hinzu kommt: Die EU-Kommission arbeitet aktuell an einer Neubewertung von CBD, die bis Ende des Jahres erwartet wird. Der zufolge solle CBD dann genauso wie der große Bruder THC als Betäubungsmittel eingestuft werden. Eine Zulassung als Novel Food wäre dann nicht mal mehr möglich. Eine dahingehende Entscheidung der EU Kommission dürfte der aufkeimenden Industrie also möglicherweise schnell einen Riegel vorschieben. CBD wäre dann nur noch als verschreibungspflichtiges Medikament oder möglicherweise als künstlich hergestelltes Produkt verkehrsfähig. Die Pharma-Lobby scheint sich jedenfalls stark dafür zu engagieren, dass auch CBD unter das Betäubungsmittelgesetz fällt.

Die deutsche CBD-Lobby wertet das EuGH-Urteil positiv

Nichtsdestotrotz ist die Lage aktuell noch ungeklärt und es gibt zumindest ein bisschen Hoffnung für die CBD-Industrie. Am 19. November 2020 wurde ein Urteil vom EuGH verkündet, nach dem ein Mitgliedstaat die Vermarktung von in einem anderen Mitgliedstaat rechtmäßig hergestelltem Cannabidiol nicht verbieten darf, wenn es aus der gesamten Cannabis-sativa-Pflanze und nicht nur aus ihren Fasern und Samen gewonnen wurde. Die deutsche CBD-Lobby sieht darin ein erlösendes Urteil. Inwieweit sich das allerdings auf die deutsche Rechtsprechung auswirken wird, ist schwer abzusehen. Ein deutschlandweites Verbot wäre trotz des EuGH-Urteils nach einer Einordnung von CBD als Betäubungsmittel durch die EU Kommission die wahrscheinlichste Folge.

Auf Social Media ist der Hype um CBD dennoch ungebrochen, der Markt wächst weiter. Influencerinnen und Influencer posieren mit CBD-Ölen und -Salben auf Instagram, Rapper vermarkten eigenes CBD-Gras. Die CBD-Welle rollt – und dürfte nur schwer aufzuhalten sein.

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Kommentare (7)

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Webling

Frei nach Götz Widmann, um die Milliarden zu kassieren, muss man nur Hasch legalisieren.

Webmaster

Schrieb er, während er sich literweise Ethanol in seinen Körper kippte. ;-)

George

„In einem Statement zu seinem Investment sagte er: „Die Regeneration der Muskeln und der Schutz vor Muskelverletzungen haben für Leistungssportler*innen oberstes Gebot. “

.. wurde hier tatsächlich ein Zitat des Genderns wegen verfremdet? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Fußballer in einem Interview so gegendert haben soll…

Vicky Isabelle Bargel

Es handelt sich bei dem Zitat um ein schriftliches Zitat, das der Fußballer abgegeben hat. In dem Originalzitat wurde gegendert.

Matthias

Gender-Bullshit-Bingo-Pokal geht an die Formulierung „Influencer*innen“!

Hendrik

Joa, nimmt das und dies; statt sich mit dem Selbst und dessen Probleme zu beschäftigen. So herzlich, solange Geld rollt.

P.S.: Kanna oder auch Kaugut aus Afrika wirkt ähnlich wie CBD, legal, kultivierbar und günstig. Nicht geeignet für jene die Serotonin-Hemmer in Form von Antidepressiva einnehmen.

Harry

Für mich ist die Frage nach der Verträglichkeit völlig ungeklärt. Einmal, wenn CBD über längere Zeit eingenommen wird und in Bezug auf Nebenwirkungen. Es gibt die Behauptung, dass bei jedem Zehnten Nebenwirkungen wie Schlafstörungen und Unruhe auftreten. Das kann ich in den Bewertungen über die angebotenen Öle nicht nachvollziehen. Ist vielleicht ist in den Ölen auch so wenig CBD, dass dies kaum wirkt?

Zur Zeit teste ich CBD für mich und empfinde subjektiv schon eine angenehme Wirkung. Allerdings werde ich es nur so lange nehmen, bis mein letzter Einkauf aufgebraucht ist.

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