Anzeige
Anzeige
Analyse

Optische Nähe zum DFB-Original: Wie weit geht Check24 mit seinem Trikot?

Dieses Werbe-Trikot ist zur EM 2024 viral gegangen: Check24 hat mit seinem Werbe-Oberteil mehr Menschen ausgestattet als Adidas und der DFB mit dem Original-Trikot. Check24 profitiert vom typischen Trikot-Look – ist das markenrechtlich in Ordnung?

4 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Wahrscheinlich bei jedem Public Viewing zu Deutschlandspielen bei der EM 2024 zu sehen: das Check24-Trikot.(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)

Das Check24-Trikot ist zur Europameisterschaft 2024 viral gegangen: Das Unternehmen mit der gleichnamigen Vergleichsplattform hat zur EM in Deutschland eine aufsehenerregende Werbeaktion gestartet. Über ein Gewinnspiel haben Teilnehmer:innen das inoffizielle Trikot mit dem Aufdruck des Unternehmens bekommen, fünf Millionen Stück wurden herausgegeben.

Anzeige
Anzeige

DFB-Trikot kommt nicht an Check24-Erfolg heran

Zum Vergleich: Der DFB rechnet damit, mehr als eine Million Trikots während der EM zu verkaufen, wie aus einer dpa-Mitteilung hervorgeht. Allerdings wird damit die Reichweite, die das Check24-Trikot bereits jetzt hat, nicht einmal eingeholt.

Check24 profitiert vom vertrauten Trikot-Look: Die weiße Grundfarbe erinnert an das aktuelle Heimtrikot. Der in schwarz-rot-gelb gehaltene Schriftzug „Check 24“ unterscheidet das Trikot allerdings deutlich vom DFB-Oberteil. Ein anderes Element kann dagegen auf den ersten Blick verwechselt werden: Auf der linken Brustseite beim Check24-Shirt ist ein Wappen mit Adler, über dem „Deutschland“ steht, zu sehen – es erinnert an das DFB-Emblem.

Anzeige
Anzeige
Bundestrainer Julian Nagelsmann präsentiert im März 2024 das Heimtrikot für die Herrenmannschaft zur EM 2024.

Das aktuelle Heimtrikot der Herrenmannschaft zur EM 2024 wurde im März 2024 präsentiert – hier hält es Bundestrainer Julian Nagelsmann in die Höhe. (Foto: picture alliance/dpa/Kessler-Sportfotografie | Jürgen Kessler)

Aufgrund des Designs ist es für Laien auf den ersten Blick möglicherweise unklar, dass es sich um kein offizielles Trikot handelt. Das gibt auch der unter anderem auf Markenrecht spezialisierte Anwalt Henning Lüdecke von der Kanzlei Lüdecke Fritzsch Rechtsanwälte zu bedenken. Er ordnet für t3n ein, ob der DFB im Check24-Trikot eine Verletzung seiner Markenrechte sehen könnte.

Rechtsanwalt sieht keine generelle Verwechslungsgefahr

Für einen „nichtinformierter Betrachter“ könnte laut dem Rechtsanwalt möglicherweise der Gesamteindruck entstehen, Check24 würde vom DFB mitgetragen. „Ich denke allerdings, dass diese Sicht ausscheidet, da sich in der Regel nur fußballinteressierte Kreise ein solches Shirt zulegen und diese aufgrund der Marketingkampagne wohl gut darüber informiert sind, dass das Shirt nichts mit dem DFB zu tun hat“, ordnet Lüdecke ein.

Anzeige
Anzeige

Generell sei eine Markenverletzung immer möglich, wenn für einen „unbefangenen Betrachter eine Verwechslungsgefahr“ bestünde. Für Unternehmen, denen eine Marke gehört, ist das unter Umständen ein Grund zur Klage. Schließlich verdienen sie an der Exklusivität einer Marke. Die Rechteinhaber können Nutzungsrechte einräumen, im DFB-Fall etwa für lizenzierte Trikots. Das Check24-Trikot ist nicht lizenziert, es wird auch als „inoffizielles“ Trikot bezeichnet.

Blase: Check24-Trikot „weit genug weg“ vom DFB-Original

Klagen könnte der DFB – wie er es in früheren Fällen erfolgreich gemacht hat –, wenn er seine Markenrechte verletzt sieht. Über diese Gefahr ist sich das Vergleichsportal wohl bewusst gewesen und hat vorgesorgt: Check24-Geschäftsführer Henrich Blase bezeichnete das Trikot gegenüber dem Marketing-Portal OMR als „weit genug weg“ vom DFB-Original. Das Design des Adlers sei mithilfe von künstlicher Intelligenz entstanden, auch so sollte eine Ähnlichkeit zum DFB-Logo verhindert werden.

Anzeige
Anzeige

Auch Rechtsanwalt Lüdecke teilt diese Einschätzung – ob das Design allerdings wirklich mit KI erstellt wurde, lässt er aus seinem Urteil raus. Aus seiner Sicht spielt bezüglich des Markenrechts nur das Wappen auf dem Check24-Trikot eine Rolle. Es stünde dem DFB-Logo gegenüber, das der Verband geschützt hat – es befindet sich beim Original-Trikot ebenfalls auf der linken Brustseite. „Ausgehend von den Logos sehe ich hier keine Verwechslungsgefahr. Wie der Geschäftsführer von Check24 halte auch ich einen ausreichenden Abstand für gewahrt. Die beiden Logos ähneln sich nicht“, so Lüdecke.

Wappen als zentrales Element für mögliche Markenverletzung

Für die Begründung schaut er auf drei wichtige Elemente: Form, Wappen und Aufschrift seien optisch ausreichend zu unterscheiden. Bei der Form des Logos setzt der DFB auf einen Kreis, Check24 auf ein Wappen. Der DFB schreibt auf seinem Trikot „Deutscher Fußball-Bund“, während bei der Check24-Variante nur „Deutschland“ zu lesen ist. Der Adler ist bei beiden Logos sichtbar, würde sich allerdings hinreichend unterscheiden. In Summe seien im Vergleich alle Elemente unterschiedlich.

Die Gefahr einer Markenverletzung wächst generell, sobald sich ein „prägendes Element“ von Markenzeichner und Nachahmer mehr ähnele. „Würde nur eins der drei zuvor genannten prägenden Elemente vom Logo des DFB bei dem von Check24 identisch sein, würde ich eine Markenverletzung annehmen“, so Lüdecke. Gleiches gelte bei einer geringfügigen Abweichung: etwa dann, wenn der Adler derselbe wäre und sich nur durch die Anzahl der Federn pro Flügel unterscheide.

Anzeige
Anzeige

Insgesamt, so schätzt der Rechtsanwalt, werde der DFB keine Maßnahmen gegen Check24 und das Unternehmens-Trikot ergreifen – andernfalls würde er bereits längst per Eilrechtsschutz dagegen vorgehen. „Nur so hätte man den Vertrieb vielleicht unterbinden können und darauf dürfte es dem DFB in erster Linie angekommen sein, da nur so der Absatz der offiziellen T-Shirts hätte unterstützt werden können“, sagt Lüdecke. Eine Anfrage diesbezüglich seitens t3n ließ der DFB unbeantwortet.

Check24-Trikot ist nicht wirklich kostenlos

Derweil wird die Idee von Check24 als beste Marketing-Aktion zur EM gefeiert, auf Tiktok und Instagram zeigen sich Nutzer:innen mit dem Werbe-Sporthemd. Es ist eine Meme-Kultur entstanden, bei der das Check24-Trikot und das DFB-Original zu Symbolen für eine Zweiklassen-Gesellschaft werden. Check24 provoziert auch mit dem Hersteller seines Werbeartikels: Puma hat dem Trikot eine bessere Qualität gegeben, als für solche Werbeartikel normalerweise üblich ist, und ist dazu Adidas-Rivale.

Neben dem Hype ist das Marketing des Unternehmens allerdings auch umstritten: Gratis ist das Trikot nämlich nicht. Die Träger:innen mussten dafür ihre Daten angeben, die das Unternehmen zu Werbezwecken nutzt. Somit profitiert Check24 gleich doppelt: Zusätzlich zum Hype haben sie mehrere Millionen verwertbare Kontakte gewonnen und sich zum Marketing-Sieger der EM 2024 gemacht.

Anzeige
Anzeige

Zur EM 2024 sind Unternehmen auch mit kreativen Guerilla-Marketing-Aktionen aufgefallen – diese und weitere Beispiele findest du hier:

Kreative Beispiele für Guerilla-Marketing Quelle: (Bild: stockwerk-fotodesign / Shutterstock)
Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige