Hatten Experten schon bislang damit gerechnet, dass sich die im Jahr 2020 im Zuge der Coronapandemie ausgelöste Chipkrise einige Jahre hinziehen könnte, glaubt Intel-Chef Gelsinger nun, dass sich das Problem kaum vor 2024 lösen lassen werde.
Chipknappheit wird sich bis 2024 hinziehen
Diesen pessimistischen Ausblick lieferte er gegenüber CNBC ab. Zur Begründung führte er an, dass die Chip-Knappheit sich nun auf die Produktion von Maschinen ausweiten werde. Dabei handele es sich aber genau um jene Maschinen, die die Unternehmen zur Produktion benötigen würden.
Damit sei laut Gelsinger damit zu rechnen, dass die aufgrund gestiegener Nachfrage stetig steigenden Produktionsziele nicht erreicht werden würden, weil wichtige Produktionsmittel nicht zu beschaffen seien. Gelsinger sagte:
„Das ist einer der Gründe, warum wir glauben, dass sich die allgemeine Halbleiterknappheit von unseren früheren Schätzungen im Jahr 2023 auf das Jahr 2024 verschieben wird, einfach weil die Knappheit jetzt die Anlagen erreicht hat. Das wird Fabriken vor große Herausforderungen stellen.“
Dabei ist die Chipkrise nur zum Teil direkter Ausfluss der Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie. Zwar hatten Werksschließungen im Rahmen von Covid-Lockdowns die Chipindustrie schwer getroffen, einen deutlich länger wirkenden Effekt dürfte aber der Umstand gehabt haben, dass die Abnehmer der Halbleiterbranche ihre Chip-Bestellungen drastisch eingekürzt hatten.
Sie hatten mit einem dramatischen Rückgang der Nachfrage gerechnet, der sich dann allerdings sehr schnell ins Gegenteil verkehrt hatte. So potenzierten sich zwei Effekte, was dazu führte, dass sich Autohersteller weltweit gezwungen sahen, ihre Produktion einzuschränken oder sogar auszusetzen.
Auch Apples Produktlinien Macbook und iPad konnten nur verzögert ausgeliefert werden. Ende 2021 ging die Auslieferung von Smartphones insgesamt deutlich zurück. Wie CBS News berichtet, kostete die weltweite Chip-Knappheit die Wirtschaft allein in den Vereinigten Staaten im Jahr 2021 240 Milliarden US-Dollar.
Weltwirtschaft will Abhängigkeit von asiatischen Erzeugern reduzieren
Um die globale Wirtschaft unabhängiger von asiatischen Halbleiterherstellern zu machen, hatte Intel zuletzt damit begonnen, milliardenschwere Investitionsvorhaben in den Vereinigten Staaten und Europa aufzulegen. Intels zuvor favorisierte Lösung, die Kooperation mit chinesischen Partnern zu intensivieren, um für eine schnellere Entlastung zu sorgen, hatte US-Präsident Joe Biden dem Vernehmen nach rundheraus untersagt.
Nun will das Unternehmen zuerst 20 Milliarden Dollar für den Bau von zwei Chipfabriken in Arizona und mindestens weitere 20 Milliarden Dollar für den Bau der „größten Siliziumproduktionsstätte der Welt” in Ohio ausgeben. Auch in Europa will Intel große Chipfabriken bauen und hatte dafür bei der EU-Kommission eine Subvention von rund acht Milliarden Dollar angefragt.