Nach Coworking kommt Coliving: Warum Startups jetzt Gründer-WGs beziehen
Coliving? Was ist das denn?
Ein großes Haus mit vielen Zimmern und Betten, Gemeinschaftsräumen für Sport und Unterhaltung und schicken Annehmlichkeiten wie Dachterrasse, Garten, Bibliothek, Pool oder sogar einem Labor: Coliving-Häuser erinnern an moderne Jugendherbergen oder Kommunen.
Aber statt Teenagern oder Hippies wohnen hier Techies, Entrepreneure, Wissenschaftler, Künstler und Kreative zusammen. Viele der Häuser, die gerade vor allem in den USA und Europa aus dem Boden sprießen, haben auch Büroflächen integriert – einen Coworking-Space eben.
Die Bewohner solcher Häuser sind meist zwischen 20 und 35 Jahren alt, digitale Nomaden oder reisebegeisterte Unternehmer, die ihr Leben mit Intention und Leidenschaft gestalten wollen. Aber auch die Generation Praktikum wohnt in Business-WGs: Befristete Arbeitsverträge, Praktika bei namhaften Konzernen oder die Arbeit an einem Projekt als Freelancer erfordern häufige Ortswechsel. Da kommt man gerne in einem unkomplizierten Coliving-Haus unter, aus dem man schnell ein- und wieder ausziehen kann.
Die Objekte liegen meist in urbaner, zentraler Lage mit guter Verkehrsanbindung – das gehört zum Konzept. Man will sich nicht elitär abschotten, sondern kreative und offene Menschen, ihre Gäste und Kontakte an einem Ort sammeln. Der Community-Gedanke steht im Vordergrund.
Was macht Coliving aus?
Im Manifest von coliving.org wird die Business-WG als moderner, urbaner Lebensstil beschrieben, der Werte wie Offenheit, Gemeinsamkeit und Zusammenarbeit fördert. In einem Coliving-Haus wohnen Menschen zusammen, die gleich ticken, die selbständig sind, Ideen haben, Worte in Taten umsetzen und keinem gewöhnlichen 9-to-5-Job nachgehen.
Gründer, Startups und EPUs aus allen Branchen bündeln hier ihre beruflichen und privaten Ressourcen. Egal, ob tagsüber beim Arbeiten oder abends beim Grillen: Das Coliving-Haus bietet seinen Bewohnern Stabilität, Inspiration und die Gesellschaft von Gleichgesinnten. Gerade in der heutigen Zeit, in der immer mehr Menschen alleine oder in WGs leben und von überall aus arbeiten können, klingt das sinnvoll.
Wie ist der Trend des Coliving entstanden?
Denkt man näher darüber nach, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit: Coliving ist die logische Reaktion auf den Wohnungsmarkt in San Francisco, der Brutstätte von Startups und Technologie-Unternehmen. Die schwindelerregend hohen Mieten, der dichte Verkehr und die überdurchschnittlich vielen jungen, top ausgebildeten Digital Natives legten die Gründung von Business-WGs nahe.„Ein wichtiger Aspekt des Colivings ist die Nachhaltigkeit.“
Nicht nur den USA ist es für 20- bis 30-Jährige durchaus üblich, mit Mitbewohnern zu leben. Idealerweise teilen diese Mitbewohner gemeinsame Interessen – und im besten Fall können sie eben auch beruflich weiterhelfen. Einige der Vorreiter im Coliving waren die Rainbow Mansion im Silicon Valley sowie TheGlint und The Embassy in San Fransciso.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Colivings ist die Nachhaltigkeit: Wer am selben Ort wohnt und arbeitet und Synergien mit anderen Bewohnern sinnvoll nutzt, spart Ressourcen und Platz. Und gerade dieser nachhaltige Lifestyle ist in der Tech- und Startup-Szene selbstverständlich.
Von Spanien bis Schweden: Coliving in Europa
Das Vorzeige-Projekt in Europa ist Nest in Kopenhagen: Gleich neben der Copenhagen Central Station liegen vier Apartments auf zwei Etagen, mit 20 Zimmern zwischen zehn und 26 Quadratmetern. Jedes Apartment verfügt über eine große Wohnküche, zwei Badezimmer und Zugang zum Gemeinschaftsbereich und Garten mit Grillstation. Die Profile der Bewohner kann man vorher auf der Website abchecken.
Wer Lust auf einen ausgedehnten Business-Trip hat, kann sich zum Beispiel auch das Surf Office in Spanien, die Casa Netural in Italien, Zagreb Cohousing in Kroatien oder das Hus24 in Schweden ansehen. In Deutschland haben sich vor allem Hamburg und Düsseldorf als Zentren für Coliving hervorgetan. Andere Objekte wie Coliving Berlin und die Changemakers Residence Vienna entstehen gerade.
Eine ansprechende Vision für den digitalen Nomaden
Ob wegen wechselnder Jobs, weltweiter Projekte oder einfach nur aus Reiselust: Die Zukunftsvision vieler Coliving-Häuser ist es, ein Netzwerk an Objekten rund um die Welt aufzubauen. Nach dem Motto „Be at home across the globe“ will sich beispielsweise das Embassy Network von Kalifornien aus um die ganze Welt spannen.
Der größte Player in diesem Business aber ist die Open Door Development Group, die hinter coliving.org, The Embassy, The Sandbox House, The Farm House und sogar einer eigenen Software für Coliving-Häuser steht. Das Ziel? Dass sich digitale Nomaden überall auf der Welt zuhause fühlen und vor Ort ein soziales und berufliches Netzwerk finden. Strom, Gas und Internet inklusive. Sie ist auf einem guten Weg.
Co-living hatte auch in Deutschland schon Erfolg: die Gründer von StudiVZ haben sich in Berlin in eine Wohnung eingeschlossen und ein unglaublich erfolgreiches Soziales Netzwerk auf den Markt gebracht. Ähnlich war es Ende der 90er Jahre mit dem ersten studentischen Sozialen Netzwerk Uni.de, dass aus einer Gruppe von Jugendlichen hervorging, die nächtelang zusammen Muliplayer-Shooter spielten. Co-Living für Start-Ups hat aber denselben Nachteil wie normale WG´s: Das Geschirr wird sich stapeln, die Pizzaschachteln auch und die Putzfrau wird kündigen.
Ansonsten bin ich als Unternehmerin ein großer Freund der Idee, alle Fachkräfte an einen Ort am besten in einen Raum zu bringen und kreativ zu arbeiten.
Viele Grüße
Elke Greim
LISA! Sprachreisen
Cool, danke für die Ergänzung! Auch ich war ein glühender Fan von StudiVZ ;) Vielleicht sind Bewohner solcher Business-WGs ja doch „reif“ genug, hinter sich herzuräumen. Das wäre mal spannend zu recherchieren! LG Lilli
Hallo,
ich versuche, so eine Business Wohngemeinschaft in Berlin zu gründen und köntte dabei noch Tipps oder Hilfe gebrauchen.
Vermutlich ist mein Ansatz, eine Wohnung mit mehreren Zimmern zu finden bereits zu ambitioniert, aber eine leere Fabriketage oder gar eine Etage in einem Neubau stelle ich mir noch unerreichbarer vor als eine Wohnung mit mehreren Zimmern.
Die Idee hatte ich nach dem ZDF-Dokumentarbericht über die Business WG in Düsseldorf und in dem Zeitraum erschien wohl auch der Artikel in der WirtschaftsWoche über die Digitalen Nomaden, in der auch jene berühmt Business WG in D’dorf erwähnt wurde.
Wer also in Berlin mit mehreren Young Professionals und mit Startup-Mitarbeitern oder gar Gründern in eine große Wohnung ziehen will, der melde sich doch bitte bei mir.
Und wer eine entsprechende Wohnung kennt oder sonstwie zur Realisierung dieser WG beitragen kann, melde sich bitee auch bei mir.
Vielen Dank,
oli
In Berlin stelle ich mir das schwierig vor, obwohl StudiVZ auch Berlin die Wohnung mietete, die hatten aber auch ein Ziel: das erste Social Media Portal programmieren.
LISA! Sprachreisen organisiert co-workings und co-livings in Málaga in Spanien am Meer. Dort haben wir mehrere schöne Villen mit Pool, die wir im Winter nicht alle mit unseren Sprachschülern voll kriegen. Diese vermieten wir an Start-Ups und andere Leute, die mit dem Computer arbeiten. Wir vermieten aber nicht nur, sondern organisieren das Beachprogramm, das Nachtprogramm, das Freizeitprogramm, Business-meetings. Der Vorteil für uns ist, dass wir die Wohnungen im Winter zur Verfügung haben. Wenn jemand Tipps aus der Praxis braucht, einfach mir auf Google+ schreiben.
Viele Grüße
Elke Greim
LISA! Sprachreisen
typos:
-köntte +könnte
-bitee +bitte
Generation Burnout in 3…2…1…
Ich finde das klasse. Es entstehen viele spannende Projekte, wie man auf eine google Such ein findet (z.B. http://co-living-berlin.de). Spannend und nur eine logisch eKonsequenz der Vereinsamung in den Großstädten.