Coworking-Spaces: Mehr als nur ein Trend
Gründer stehen immer wieder vor der Frage, wo sie sich niederlassen sollen. Zu Hause, in einem Coworking-Space oder doch lieber in einem selbst angemieteten Bürogebäude? Auch wenn die eigenen vier Wände am Anfang mit Sicherheit die kostengünstigste Lösung darstellen, muss es nicht auch unbedingt die beste sein. Spätestens aber mit einem größeren Team stellt sich die Frage nach dem Homeoffice nicht mehr. Zu viele Leute, zu wenig Platz. Warum ein Coworking-Space für viele Startups nach wie vor die beste Lösung ist, liegt im Wesentlichen an drei Punkten.
1. Kapitaleffizienz und Geschwindigkeit
Wer gründet, benötigt kaum mehr als Bildschirme, Rechner und was zu trinken – und einen Coworking-Space. Die Vorteile für die Gründer sind klar: Das kapitale Wagnis hält sich in Grenzen. Ausgaben für Tische, das Internet, den Drucker oder andere Notwendigkeiten fallen weg, lediglich die Miete muss bezahlt werden. Von Tag eins an kann mit einer hervorragend ausgestatteten Infrastruktur an den Start gegangen werden. Gründer können sich voll auf die Mission konzentrieren. Von jetzt auf gleich. Von null auf hundert in nur wenigen Tagen. Coworking-Spaces ermöglichen eine Geschwindigkeit und Kapitaleffizienz, wie sie in einem normalen Office nicht möglich wäre.
2. Netzwerk
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor ist der des Netzwerks: Als Gründer ist es äußerst wichtig, ein gutes Netzwerk zu haben, mit dem man im ständigen Austausch steht. Für den Auf- und Ausbau des eigenen Netzwerks ist ein Coworking-Space das ideale Umfeld. Selten trifft man auf so viel Kreativität, Innovation und geballtes Fachwissen auf kleinstem Raum. So ist es für die Produktentwicklung beispielsweise äußerst wertvoll, wenn man auf konstruktives Feedback außerhalb des Teams zurückgreifen kann. Insbesondere dann, wenn man keine professionellen Produkttests durchführen kann. Da kommt es wie gerufen, dass die Menschen in einem Coworking-Space per se ein gutes digitales Verständnis mitbringen. Man erhält so Zugang zu Perspektiven und einem Mindset, das man sich sonst teuer hätte einkaufen müssen. Im Gegensatz kann man dann selbst auch andere Coworker und Startups unterstützen, was wiederum zum weiteren Netzwerkaufbau beiträgt.
3. Flexibilität
Startups sind bekanntlich sehr volatil in ihrer Entwicklung. Das kann zu großen Problemen führen, sowohl bei positiver als auch bei negativer Entwicklung des Startups. Wächst das eigene Startup monatlich zweistellig, ist das per se zwar erst einmal gut, führt aber zu dem Umstand, dass man entweder jeden zweiten Monat umziehen bzw. weitere, sofern verfügbar, leere Flächen anmieten muss oder man aber von vornherein eine viel zu große Fläche hat. Stress pur beziehungsweise eine geringe Kapitaleffizienz ist die Folge. So oder so ist das Outcome suboptimal. Ein Coworking-Space schafft hier zu großen Teilen Abhilfe. Zwar ist auch hier die Fläche begrenzt, eine Erweiterung aber zumindest am Anfang in der Regel problemlos möglich. Nur in äußerst seltenen Fällen kann es zu Problemen kommen – etwa weil ein Startup vielleicht auf einmal eine ganze Etage braucht. Dann wiederum stellt sich die Frage, ob man ab einer gewissen Größe nicht vielleicht doch ein eigenes Büro braucht? Reid Hoffmann, der Gründer von Linkedin, hat einmal ein Startup mit dem Vergleich beschrieben, dass sich die Gründer von einer Klippe stürzen und auf dem Weg nach unten ein Flugzeug bauen, um zu fliegen. Wenn man sich auf dem Weg nach unten um die Werkzeuge weniger Gedanken machen muss, dann ist das schon einmal ein guter Anfang.
Schattenseiten
Natürlich ist aber auch an einem Coworking-Space nicht alles Gold, was glänzt. Ganz im Gegenteil. Selbst die genannten positiven Faktoren können dazu führen, dass man das Modell Coworking-Space doch auch manchmal kritisch hinterfragt. Wie etwa der Bereich des Netzwerks: Viele haben oftmals Bedenken, dass gute Mitarbeiter relativ einfach abgeworben werden können, insbesondere durch den leichten Zugang, den man in einem Coworking-Space zu den Mitarbeitern anderer Firmen hat. Natürlich darf man hier aber nicht vergessen, dass fast jeder heutzutage auf Linkedin und Co. angemeldet ist und somit ohne Weiteres auch über die digitalen Kanäle von anderen Unternehmen, Recruitern und Headhuntern angesprochen werden kann. Diese Tatsache sollte eher als Ansporn dienen, besonders aufmerksam zu sein, Mitarbeitern zuzuhören und zu verstehen, was ihnen wichtig ist. Denn wenn Mitarbeiter das Warum verstehen, eine anregende Arbeitsatmosphäre und ein gutes Arbeitsklima vorfinden, gibt es erst einmal keinen Grund, den Arbeitgeber zu wechseln.
Und die Work-Life-Balance?
Viele Coworking-Spaces bieten zusätzliche Vorteile und Freizeitangebote, zum Beispiel ein integriertes Fitnessstudio. Manche Personen sehen in der engen Verzahnung von Arbeitsleben und Freizeit den ersten Schritt zu einem Burnout. Man kann dies aber auch aus einer anderen Perspektive betrachten: Wer gerne zur Arbeit kommt, hat eine höhere Motivation. Man muss nicht immer Berufliches und Privates streng voneinander abgrenzen, um ein erfülltes Leben zu führen. Dies bedeutet nicht, dass man 24 Stunden, sieben Tage die Woche arbeiten soll, aber eben, dass das Wort Work-Life-Balance oftmals die falschen Assoziationen weckt. Sollte man nicht versuchen das Leben als Ganzes auszubalancieren? Gerade Leute, die Spaß an ihrer Arbeit haben, sodass die eigentliche Arbeit in den Hintergrund rückt und nicht wie ein Damoklesschwert ständig über einem hängt, machen oft einen besseren Job. Viele Freelancer, die in Coworking-Spaces arbeiten, haben ein ähnliches Mindset. Die meisten dort streben nach Wissen, Exzellenz und Bestätigung in einem eigens gewählten Feld. Deshalb hat es durchaus Vorteile, wenn Coworking-Spaces auch Freizeitmöglichkeiten anbieten.
Fazit
Unternehmensgründer sollten Coworking-Spaces als Alternative zum Homeoffice oder einem eigenen Bürogebäude in Erwägung ziehen, da sie viele Vorteile mit sich bringen: ein kreatives, sehr inspirierendes Arbeitsumfeld bei gleichzeitig sehr hoher Flexibilität und großer Kapitaleffizienz. Parameter, auf die es in der Anfangsphase eines Startups ankommt und deshalb ein Modell, das Coworking-Spaces für Gründer besonders interessant macht.