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CRISPR-Schweine bald im Supermarkt: USA ebnen Weg für gentechnisch veränderte Lebensmittel

Durch eine gentechnische Veränderung können Schweine resistent gegen einen Virus gemacht werden. Die US-Zulassungsbehörde FDA hat jetzt die Weichen für die Tiere als Konsumprodukt gegeben.

Von MIT Technology Review Online
4 Min.
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Gentechnisch-veränderte Schweine des Biotech-Unternehmens Genus. (Foto: mit freundlicher Genehmigung von Genus)

Das PRRS-Virus (Porcines reproduktives und respiratorisches Syndrom) ist in der Schweinehaltung verheerend. Das Atemwegsvirus befällt Tiere in Massenbetrieben und tötet vor allem Ferkel, teils noch im Mutterleib, teils kommen sie zu früh zur Welt und haben dann Entwicklungsschwierigkeiten. Für die Landwirte ist es schwer, die Ansteckung weiterer Tiere einzudämmen und bedeutet hohe finanzielle Einbußen. Daher wird bereits seit einigen Jahren nach einem wirksamen Gegenmittel gesucht.

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Das britische Unternehmen Genus hat sich daran gemacht, mithilfe der CRISPR-Geneditierung Schweine zu entwickeln, die gegen diesen Erreger immun sind. Das Unternehmen war nicht nur erfolgreich, sondern seine Schweine stehen nun kurz vor dem Eintritt in die Nahrungskette aufgenommen zu werden, nachdem kürzlich die Zulassung von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) kam.

Welche Tiere sind genetisch verändert?

Die Schweine werden damit zu einer sehr kurzen Liste gentechnisch veränderter Tiere gehören, die man in den USA essen kann. Es finden sich auf der Liste nur sehr wenige Einträge, weil solche Tiere teuer in der Herstellung sind, regulatorische Hürden überwinden müssen und sich nicht immer auszahlen. Ein Beispiel: In den USA hat es etwa 20 Jahre gedauert, bis ein transgener Lachs mit einem zusätzlichen Gen, das ihn schneller wachsen lässt, die Zulassung erhielt. Anfang dieses Jahres hatte der Hersteller AquaBounty jedoch alle seine Fischfarmen verkauft und beschäftigte nur noch vier Mitarbeiter – keiner davon ist im Verkauf tätig.

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Seitdem wurden die Vorschriften gelockert, insbesondere im Bereich der Genbearbeitung, bei der die DNA eines Tieres verändert wird, anstatt ihr Gene einer anderen Spezies hinzuzufügen, wie es bei Lachs und vielen gentechnisch veränderten Nutzpflanzen der Fall ist.

Das Schweineprojekt geht einen anderen Weg: Statt der Veränderung oder der Hinzufügung hat Genus Schweineembryonen so verändert, dass der Rezeptor, über den das PRRS-Virus in die Zellen eindringt, entfernt wurde. Kein Rezeptor bedeutet keine Infektion.

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Durch Geneditierung zum Immunschutz

Laut Matt Culbertson, Chief Operating Officer der Pig Improvement Company, einer Tochtergesellschaft von Genus, scheinen die Schweine gegen mehr als 99 Prozent der bekannten Versionen des PRRS-Virus vollständig immun zu sein, obwohl es einen seltenen Subtyp gibt, der den Schutz durchbrechen könnte.

Dieses Projekt ähnelt wissenschaftlich den Arbeiten, die 2018 zur Geburt der berüchtigten CRISPR-Babys in China führten. Damals manipulierte ein Wissenschaftler namens He Jiankui Zwillinge, um sie resistent gegen HIV zu machen. Auch er ging dabei den Weg, ein Rezeptorgen zu entfernen, als sie noch Embryonen in einer Petrischale waren. Dieses Experiment am Menschen wurde weithin als fehlgeleitet verurteilt. He Jiankui wurde von der chinesischen Regierung zu drei Jahren Haft verurteilt und kam 2022 wieder frei.

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Doch zurück zu den Schweinen: Die ethischen Bedenken gegenüber solchen Experimenten sind weniger gravierend, und die Vorteile einer Veränderung des Genoms lassen sich in US-Dollar und US-Cent messen. Es wird eine Menge Geld sparen, wenn Schweine immun gegen das PRRS-Virus sind, das sich sehr leicht verbreitet und allein in den USA jährlich Verluste in Höhe von 300 Millionen US-Dollar oder mehr verursacht.

Konsum von Schweinefleisch weltweit

Weltweit beziehen die Menschen tierisches Eiweiß hauptsächlich aus Hühnerfleisch, Schweinefleisch und Rindfleisch stehen an zweiter und dritter Stelle. Ein Bericht aus dem Jahr 2023 schätzt, dass Schweine 34 Prozent des gesamten Fleischverzehrs ausmachen. Von den Milliarden Schweinen weltweit lebt etwa die Hälfte in China; die USA liegen mit 80 Millionen weit abgeschlagen auf Platz zwei.

Abseits von Geneditierung für den Fleischverzehr gibt es ein Unternehmen namens Colossal Biosciences, das an der Wiederbelebung ausgestorbener Tierarten arbeitet, maßgeblich dem Wollhaarmammut. Jüngst hatte es für Aufsehen gesorgt, da es mithilfe von Genbearbeitung Wölfe so verändert haben wollte, dass sie angeblich dem ausgestorbenen Schattenwolf ähnelten. Und dann gibt es noch das L.A. Project, eine Initiative von Biohackern, die behaupten, sie würden im Dunkeln leuchtende Kaninchen züchten und hätten das ehrgeizige Ziel, ein Pferd mit einem Horn zu erschaffen – ja, ein Einhorn.

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Bei beiden Projekten geht es mehr um Effekthascherei als um Nützlichkeit. Aber sie sind Beispiele für die wachsende Macht der Wissenschaftler:innen, Säugetiere zu verändern, vor allem dank neuer Genbearbeitungswerkzeuge in Kombination mit DNA-Sequenzierung, die es ihnen ermöglichen, in die DNA von Tieren zu blicken.

Die Geneditierungsmethode CRISPR ist ein Weg, um Viren zu stoppen. Und es wird daran geforscht, Schweine – sowie andere Nutztiere – unempfindlich gegen andere Infektionen zu machen, darunter die Afrikanische Schweinepest und Influenza. PRRS ist zwar nicht auf Menschen übertragbar, Schweine- und Vogelgrippe hingegen schon. Wenn Herden jedoch so verändert werden könnten, dass sie diesen Infektionen widerstehen, könnte dies das Risiko einer Übertragung verringern, die gelegentlich zu gefährlichen Pandemien führen kann.

Was bedeuten die CRISPR-Schweine in der Lebensmittelkette?

Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Genus-Schweine als die finanziell wertvollsten gentechnisch veränderten Tiere erweisen, die jemals geschaffen wurden – das erste CRISPR-Erfolgsprodukt, das den Weg in die Lebensmittelkette findet. Nach der Zulassung stieg der Aktienwert des Unternehmens an der Londoner Börse um mehrere hundert Millionen Dollar.

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Aber bis geneditierter Speck in den USA in den Regalen steht, ist es noch ein langer Weg. Bevor das Produkt an Schweinezuchtbetriebe verkauft werden kann, muss es laut Genus auch in Mexiko, Kanada, Japan und China zugelassen werden, die wichtige Exportmärkte für amerikanisches Schweinefleisch sind.

Culbertson geht davon aus, dass genverändertes Schweinefleisch im Laufe des nächsten Jahres auf den US-Markt kommen könnte. Er sagt, das Unternehmen gehe nicht davon aus, dass Schweinekoteletts oder anderes Fleisch mit einem Hinweis auf ihre gentechnische Veränderung gekennzeichnet werden müssen. „Uns sind keine Kennzeichnungspflichten bekannt“, so Culbertson.

 

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Der Artikel stammt von Antonio Regalado. Er ist Redakteur bei der US-amerikanischen Ausgabe von MIT Technology Review. Regalado schreibt über Themen aus der Biomedizin.

 

 

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