Texte auf Fliesen: Wie ein Projekt Daten über Jahrtausende speichern will

Martin Kunze stellt MOM-Projekt beim Ted-X Linz vor. (Screenshot: Youtube, t3n)
Tontafeln, Bücher, Mikrofilm, Disketten, CD, Festplatten – schon seit Jahrhunderten treibt Forschende die Frage um, wie sich Daten langfristig speichern lassen. Mit seinem 2012 gestarteten Projekt Memory of Mankind (MOM) will der österreichische Künstler und Diplom-Keramiker Martin Kunze eine Lösung gefunden haben, mit der sich Informationen für die Ewigkeit aufbewahren lassen. Keramische Datenträger, laut Kunze könnten auch bessere Badezimmerfliesen verwendet werden, sollen Daten über Millionen von Jahren überleben können. Jetzt hat der Künstler sein Verfahren noch verfeinert.
Daten per Laser auf Keramiktafeln sichern
Bisher wurden dabei – ähnlich wie bei einem Farblaserdrucker – keramische Farben auf Keramikplatten übertragen, wie die Futurezone berichtet. Mit der Kapazität von 50.000 Zeichen auf einer 20 mal 20 Zentimeter großen Tafel war Kunze aber nicht zufrieden. Daher hat der Künstler eine Art keramischen Mikrofilm entwickelt. Dabei werden die Tafeln mit einer drei Mikrometer dünnen, aber sehr harten Spezialkeramik beschichtet. Ab Juni kommt zum Einschreiben der Informationen ein Femtosekundenlaser der TU Wien zum Einsatz. Diese Laser schicken extrem kurze Lichtpulse mit hoher Energie aus. Ziel: eine höhere Schreibgeschwindigkeit und Speicherdichte.
Durch das Mikrofilm-Verfahren steigt die Auflösung von rund 300 auf 125.000 dpi. In ersten Tests mit dem Femtosekundenlaser konnte Kunze so auf zehn mal zehn Zentimeter großen Platten rund 25.000 A4-Seiten in Druckauflösung drucken. Ein großer Vorteil des Druckens auf Keramik ist die Haltbarkeit. Während fotochemischer Mikrofilm, wie er noch in vielen Archiven verwendet wird, bei Temperaturen von fünf Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent aufbewahrt werden sollte, fallen diese Beschränkungen beim keramischen Mikrofilm weg. Das Material ist wasserfest und könne, so Kunze, „auch im Schuhkarton im Keller“ stehengelassen werden.
Projekt bietet Druck eigener Tafeln an
Ausgelesen werden können die Tafeln in den Archiven mit den gängigen Instrumentarien. Kunze arbeitet im Rahmen von Pilotprojekten schon mit Archiven in Deutschland und Österreich zusammen, wie es bei der Futurezone heißt. Die vor Kurzem gegründete Firma Ceramicro soll sich mit der Vermarktung der Technologie befassen. Bis Ende des 2022 soll laut Kunze ein funktionsfähiges Produkt vorliegen. Bisher sind schon 750 keramische Farbtafeln zusammengekommen, die in einer Salzmine im österreichischen Hallstatt lagern. Über die MOM-Website kann jeder eigene Texte eingeben und – zum Preis ab 60 Euro – auf Tafeln drucken lassen.