Anzeige
Anzeige
Analyse
Verpasse keine News mehr!

Datengier und Dauerwerbung: Das steckt hinter dem Gratis-Konto der Postbank

Die Postbank lockt junge Kunden mit einem kostenlosen Girokonto. Verbraucherschützer sind skeptisch, denn das Angebot bedeutet massiven Datenzugriff und Dauerwerbung.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Beim "kostenlosen" Postbank-Konto zahlen Nutzer:innen mit ihren Daten. (Bild: Shutterstock/Treecha)

Werden Nutzer:innen des kostenlosen Girokontos bei der Postbank zu gläsernen Kund:innen? Ein Blick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) legt diesen Verdacht nahe. In den „Sonderbedingungen“ sichert sich die Bank umfassende Rechte zur Datenverarbeitung. Zudem plant sie, das kostenlose Konto durch intensive Werbung zu finanzieren – nicht nur für eigene Produkte, sondern auch für Partnerunternehmen.

Anzeige
Anzeige

Umfangreiche Datennutzung und Werbeflut

Laut den AGB greift die Postbank auf die Transaktionsdaten der letzten 36 Monate zu und nutzt die Daten, um ihre Werbung zu optimieren. Ausgewertet werden neben Kontoumsätzen insbesondere Verwendungszwecke oder Angaben zum Zahlungsempfänger. Die Leistung sei “ein Vertragsbestandteil und daher nicht innerhalb des Kontomodells abwählbar”, heißt es in den Geschäftsbedingungen. Kund:innen können sich dieser Analyse also nur entziehen, wenn sie auf ein (nicht kostenfreies) Kontomodell wechseln oder zu einer anderen Bank gehen.

Die Postbank kategorisiert die Transaktionsdaten und richtet ihre Werbung danach aus. Ergibt sich aus der Analyse, dass eine Kategorie bei Ihnen zutrifft (z. B. Eingang Kindergeld), empfiehlt die Bank passende Produkte der Bank und ihrer Partner, heißt es in den AGB. Auch das Surfverhalten wird analysiert und als Grundlage für Angebote genutzt.

Anzeige
Anzeige

Dass die Postbank die Daten zu durchaus umfangreichen Werbekampagnen nutzen will, ergibt sich ebenfalls aus den Geschäftsbedingungen. Sie behält sich das Recht auf maximal 20 Anrufversuche im Monat vor. Auch per Brief, Mail oder Newsletter darf die Bank für sich oder Kooperations sowie Drittpartner werben ohne Anlass und bis zu dreimal täglich. Ob Nutzer die Mails erhalten und lesen, wird ebenfalls ausgewertet. Abmelden kann man sich von der Werbeflut nicht. Über die umfangreichen Datennutzungs- und Werberechte hatte der Blog “Finanz-Szene” als Erster berichtet. 

Verbraucherschützer prüfen rechtliche Schritte

Angesichts dieser weitreichender Klauseln drängt sich die Frage auf: Dürfen die das? Vieles spricht dafür, dass eine differenziertere Umgang mit den Daten nötig ist. Zumal die Postbank auch Informationen von Zahlungsempfängern verarbeitet ohne deren ausdrückliche Einwilligung. 

Anzeige
Anzeige

Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale BadenWürttemberg sieht das Angebot jedenfalls kritisch:  Bei diesem Kontomodell stellt sich die grundsätzliche Frage, ob es überhaupt in Einklang zu bringen ist mit den geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen“, sagt der Verbraucherschützer.

Zahlungsauslösedienste dürfen Daten nämlich nur dafür nutzen, speichern oder darauf zugreifen, um genau den Zahlungsauftrag auszuführen, den der Nutzer ausdrücklich gewünscht hat – und nicht für andere Zwecke. „Außerdem stellt sich die Frage, ob für eine derart weitreichende Datennutzung nicht eine gesonderte ausdrückliche Einwilligung des Verbrauchers erforderlich ist“, sagt Nauhauser. Die Verbraucherzentrale prüft daher gerade rechtliche Schritte gegen die Postbank. 

Anzeige
Anzeige

Kostenlos – nur unter Bedingungen

Das kostenlose Kontomodell „Postbank Giro pur“ hat die Postbank erst im Februar eingeführt. Sie will damit vor allem neue junge Kunden gewinnen, die ihre Bankgeschäfte online erledigen. Das Konto kann ausschließlich online eröffnet und verwaltet werden.

Gratis ist es allerdings nur, wenn monatlich mindestens 900 Euro eingehen. Fällt der Geldeingang unter diese Marke, zahlen Kund:innen eine Gebühr von 5,90 Euro im Monat. Außerdem müssen die alltäglichen Bankgeschäfte, also etwa Überweisungen, online erfolgen. Umbuchungen innerhalb der Deutschen-Bank-Gruppe werden dabei laut Vebraucherschützer Nauhauser nicht als ”Geldeingang” gewertet.

Das neue Kontomodell ist Teil der Digitalisierungsinitiative des Postbank, während die Zahl der Filialen von 550 auf 320 schrumpft. So soll das Privatkundengeschäft unterm Strich profitabler werden.

Anzeige
Anzeige

Bereits die Werbung für das Konto als kostenlos könnte möglicherweise irreführend sein, meint Verbraucherschützer Nauhauser schließlich zahlt man hier mit seinen Daten.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige