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Wie Dating als Digital Nomad funktioniert oder: Warum überhaupt?

Auch digitale Nomaden brauchen Liebe. Oder nicht? Und wenn ja, wie?

Von Robert Enskat
6 Min.
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(Grafik: t3n)

Die Gründe für eine Entscheidung, als digitaler Nomade um die Welt zu ziehen, sind vielfältig. Allen ist aber wohl der Wunsch gemein, etwas Neues kennenzulernen. Oder auch: jemand Neues. Sollte doch eigentlich kein großes Thema sein, will man meinen. Ist es aber. Das zeigt alleine die Vielzahl an speziellen Apps und Facebook-Gruppen zum Thema Dating für digitale Nomaden. Komplizierte Sache …

Als digitaler Nomade lässt man viele Dinge daheim – Umfeld, Freunde, Sozialkontakte, Familie, Sicherheit und noch vieles mehr. Manchmal auch eine gerade beendete Beziehung. Also raus in die Welt, Neues und neue Lette sind überall anzutreffen. Ob in Coworking-Places, in Cafés in einschlägigen Digital-Nomad-Hotspots, unterwegs im Zug, am Strand oder wo auch immer. Und auch wenn manche digitale Nomaden gerne sagen, dass sie lieber für sich alleine sein wollen – der Mensch ist und bleibt ein soziales Lebewesen und Kontakte sowie Interaktionen sind überlebenswichtig. Meine Meinung. Also mal ganz abgesehen vom Aspekt des Networking, das essenziell für den beruflichen Erfolg ist.

Vereinsamung als größte Herausforderung für digitale Nomadentum

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Regelmäßig werden in diversen Foren Fragen gestellt wie „Was sind eure größten Herausforderungen als digitale Nomaden?“. Und genauso regelmäßig ist die Nummer 1 der Antworten: Einsamkeit. Obwohl es wirklich einfach ist, schnell Anschluss zu finden, und die Anzahl der Freunde auf Facebook unterwegs ruckzuck in die Höhe schnellt. Hier solltet ihr einfach zwischen Freunden und Bekanntschaften unterscheiden und Menschen, die euch vielleicht etwas mehr interessieren. Ein paar Tage in einem Coworking-Place und man hat viele Menschen kennengelernt. Doch das sind, leider, meist nur oberflächliche Bekanntschaften. Doch der Wunsch nach einer ernsteren oder gar festen Beziehung ist immanent – und so mancher zerbricht daran. Und hier werden große Vorteile des digitalen Nomadentums zu noch größeren Nachteilen:

Zeit und Freiheit …

Ganz einfach beschrieben: Stellt euch vor, ihr kommt in Land oder Stadt X an. Ihr findet schnell Anschluss. Ihr findet schnell jemanden, der euch etwas mehr interessiert. Doch leider ist der- oder diejenige gerade auf dem Sprung nach Land oder Stadt Y. Euch bleiben vielleicht zwei oder drei Tage, euch näher kennenzulernen. Schwierig … Dann bedeutet das für einen von euch, die Pläne zu ändern, falls ihr dem eine Chance geben wollt. Das mag einfach klingen, ist es aber selten. Ihr wollt gerade erstmal ankommen und etwas Luft holen, der oder die andere hat aber Hummeln im Hintern und schon die nächste Etappe gebucht. Was also tun? Seine eigenen Pläne ändern, mitgehen? Und nach zwei Wochen merken, dass das wohl doch nicht das Gelbe vom Ei ist? An einem Ort, an den man eigentlich gar nicht wollte? Dieses Risiko gehen die Wenigsten ein.

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Es dem Zufall überlassen?

Klar, man kann sagen, was passiert, das passiert. Das trifft auch auf viele Bereiche zu, was Beziehung, Partnerschaft und Liebe bei digitalen Nomaden angeht aber weniger. Höchstens bei kurzen Abenteuern. Und dann? Seid mal ehrlich zu euch selbst: Könntet ihr euch vorstellen, nach einer kurzen Affäre, auch wenn sie noch so schön war, einfach mal alle Pläne über den Haufen zu werfen und jemanden um den halben Globus hinterherzufliegen? Das Leben als digitaler Nomade ist schon an sich geprägt von Unwägbarkeiten, so etwas ist das in potenzierter Form. Ich gebe zu: Ich weiß nicht, ob ich das machen würde. Also verlassen sich viele darauf, zufällig jemanden zu treffen, der zumindest etwas länger mit einem an einem Ort sein wird. Scheint aber eher selten zu funktionieren …

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Digital kann geholfen werden

Tinder und andere Dating-Apps kennt jeder, sie funktionieren meist ortsbasiert. Hinzugekommen in den letzten Jahren ist eine Vielzahl an Dating-Apps speziell für digitale Nomaden – meist von digitalen Nomaden entwickelt (einfach mal googeln: „Dating App Digital Nomad“). Die Unterschiede zu den bekannten Apps bestehen meist darin, dass es besondere Features gibt, die für herkömmliche Apps irrelevant wären. Beispielsweise kann man dort in seinem Profil seine Reisepläne hinterlegen, also wann man wo in etwa sein wird und für wie lange. Das ist schon mal ein großer Unterschied. Auch was Interessen und Vorlieben angeht (jetzt nicht unbedingt sexuell gemeint), können hier andere Sachen hervorgehoben werden. „Reisefreudig“ beispielsweise bedeutet bei Tinder in Deutschland: Urlaub. Na ja, bei digitalen Nomaden mehr: nicht länger als ein paar Tage an einem Ort. Dazu kommen dann noch Sprachen, Hobbys und Co.. Das hat bei digitalen Nomaden einen ganz, ganz anderen Stellenwert. Sagt mir in Deutschland jemand, dass sie gerne Yoga macht, okay, dann geht sie zwei Mal die Woche abends in ein Studio – und ich dann eben ins Kino oder zum Billardspielen in eine Kneipe. Fertig, kein Thema. Ihr wisst, was ich meine?

Dann noch die zahlreichen Facebook-Gruppen: entweder die speziellen zum Thema Dating für digitale Nomaden oder die Allgemeinen. „Wer ist noch die nächsten vier Wochen in Lissabon und hat Lust auf ein Treffen? Mehr in einer PM!“. Oder gleich ein kompletter Seelen-Striptease mit allen Einzelheiten … Scheint eher zu funktionieren. Scheint … Denn wenn ich jemanden in Kapstadt posten sehe, wer gerade auch da ist, dann antworten da viele mit „Bin in Mexiko (oder Tibet oder Neuseeland oder …), sag Bescheid, wenn du mal vorbeikommst, würde dich gerne treffen!“ Ja, klar, ist gut.

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Der „neueste“ Trend: Speed-Dating

Ich habe es eingangs erwähnt, gemeinsame Zeit ist ein kritischer Faktor. Umso verwunderter musste ich in letzter Zeit feststellen, dass Speed-Dating bei digitalen Nomaden immer beliebter wird. Irgendwie seltsam, dachte ich mir, das passt doch jetzt mal null, oder? Drei Tage, um jemanden kennenzulernen, sind schon kurz, aber jetzt in 15 Minuten? Und dann auch noch online? Okay, das gibt es auch offline in Hotspots wie Bali oder Thailand, aber echt jetzt: Online-Speed-Dating mit jemanden, der oder die 10.000 Kilometer entfernt ist? Ich persönlich habe das nicht gemacht – aus persönlichen Gründen und auch nicht, um hierfür zu recherchieren. Fände ich moralisch nicht in Ordnung. Also habe ich mal ein paar Leute befragt, die das gemacht haben:

Wie zu erwarten waren die Meinungen sehr unterschiedlich. Manche fanden das toll, manche abstoßend. Eine Frau erinnerte das sehr an die Sparkassenwerbung von vor ein paar Jahren mit „Mein Haus. Mein Auto. Meine Yacht.“. In wenigen Minuten alles Wesentliche abklopfen – wie lange schon unterwegs, wie viele Länder, welche nächsten Reiseziele, Jobs, Kinderwunsch, Hobbys. Fertig. Nur etwas anders und extremer, als sie es von Deutschland aus gewohnt war. Wurde nicht gleich im ersten Satz erwähnt, dass man Surfen und Tattoos total geil findet, war beispielsweise sofort Sense. Andere hingegen waren schon fast begeistert, sie sagten, dass sie sich viel Zeit und Energie gespart hätten und glücklich damit sind. Macht euch einfach selbst eine Meinung …

So oder so: Eben so oder so …

Wie bei vielen Dingen: Hier gibt es kein Patentrezept. Gibt es ja auch nicht in Deutschland. Warum sollte es das dann für unterwegs im Ausland geben? Probiert einfach mal ein paar Dinge aus, ihr werdet schon schnell merken, was euch eher liegt. Abwarten und auf Zufall hoffen (was auch passieren kann, da gibt es viele tolle Geschichten, bei denen es so geklappt hat) oder in die Offensive gehen.

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Vielleicht denkt ihr euch jetzt: „Was soll das Geschreibsel? Ist doch alles nicht so wild!“. Ja, das mag für manche so sein. Dann ist das gut so. Für viele ist es das aber nicht. Soziale Vereinsamung (ich meine nicht Hunderte oder Tausende neuer Facebook-Freunde) ist echt ein Knackpunkt. Vor allem, wenn ihr länger unterwegs seid. Am Anfang ist das noch ein Abenteuer, manchmal sogar die Aufarbeitung einer gescheiterten Beziehung, frei und ungezwungen zu leben und so. Das ändert sich aber im Laufe der Zeit. Nicht Visa oder Jobs oder so sind die großen Digital-Nomad-Probleme. Eher der Punkt, dass man doch lieber mit einer Person die Alltagsprobleme gemeinsam bewältigt und die Welt entdeckt.

Ich wünsche euch nur das Beste und dass ihr euer Glück findet.

Cheers, Rob

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Martin Wunderlich

Ich finde diese Artikel interessant als Einblick in ein ganz anderes Leben. Ich kann zwar den initialen Reiz am Leben als Nomade sehen in Bezug auf Freiheit und regelmäßige neue Eindrücke, aber gleichzeitig würde ich für mich viel zu viele Nachteile sehen, um es überhaupt in Erwägung zu ziehen.

Einer davon, der Wichtigste vermutlich sogar, ist der hier angesprochene. Nach meinem Verständnis sind digitiales Nomadentum und feste Partnerschaften bzw. auch nur Beziehungen gegensätzliche Pole. Nomadentum scheint komplett Ich-bezogen zu sein, man will jederzeit machen können was man will. Das geht nicht bei einer festen Beziehung.
Sieht man hier auch schon an dem Absatz wo es sinngemäß heißt, dass man einer möglichen Beziehung nicht spontan nachreist weil es ein Risiko gibt, dass es dort nicht gefällt. Komisch, ich dachte gerade diese spontane Freiheit macht diese Art von Leben aus?

Die einzige Option für einen digitalen Nomaden für eine dauerhafte feste Partnerschaft ist aus meiner Sicht, wenn man einen unterwürfigen Partner findet, der sein eigenes Leben aufgibt und sich komplett den Wünschen des Nomaden beugt. Oder einen anderen Nomaden, der ähnliche Präferenzen hat, so dass man wenigstens zeitweise an gleichen Orten verweilt. Da hört sich die Wahrscheinlichkeit aber sehr gering an. Sorry.

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