Mit gerade einmal 60 Jahren erliegt Diego Maradona einem Herzstillstand. Ein viel zu frühes Ende für eine der größten Legenden, die der argentinische Fußball je hervorgebracht hat. Er floh aus der Armut Argentiniens mit einem zuvor selten gesehen fußballerischen Talent nach Europa. Hier wurde er zum Weltstar, Vorbild und vielleicht besten Fußballer aller Zeiten. Doch immer wieder hatte er mit Drogen zu kämpfen, mit denen er versuchte, den erdrückenden Ruhm zu bewältigen. Sein Tod schockte viele, weit über die Grenzen Argentiniens, des Fußballs und des Sports hinaus. Ist hier der beste Fußballer, den die Welt je gesehen hat, von uns gegangen?
So tragisch der Tod Maradonas in vielerlei Hinsicht ist, so interessant ist auch die Frage nach dem Vergleich zweier absoluter Ausnahmekönner ihrer jeweiligen Generation: Diego Maradona und sein Landsmann Lionel Messi. Zu gern würden Experten den Maradona von damals in der Gegenwart spielen sehen oder den Messi von heute in den 80er Jahren. Doch wie kann man diese beiden in ihrer jeweiligen Blütezeit ohne Zeitmaschine zusammenbringen? Deep Data liefert die Antwort!
KI trifft auf Leistungssport
Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen erlangen auch im Leistungssport eine immer größere Bedeutung. Das Team von Stats Perform wertet mit datengetriebenen Technologien unzählige Statistiken aus und hilft dabei sowohl Sportlern, Verantwortlichen und Mannschaften selbst, als auch den Zuschauern, komplexe Abläufe, Entscheidungen und Szenarien aus der Welt des Sports zu verstehen und zu verbessern.
Stats Perform widmete sich der Frage, was Maradona zu einem Weltmeister machte, während Messi im entscheidenden Moment das Tor verfehlte. Dazu wurden der 25-jährige Maradona bei der WM 1986 in Mexiko und der 26-jährige Messi bei der WM 2014 in Brasilien miteinander verglichen. Daten von beiden Spielern bei den jeweiligen Turnieren wurden dafür analysiert und objektiv betrachtet. Wie unterschieden sich die Teams, in denen beide spielten, vom Stil her? Wer konnte schwierigere Chancen verwerten und wer ließ gute Chancen liegen? Wer war am Ball gefährlicher und wer ging schlampiger in Dribblings? Wer investierte im Finale mehr, stellte sich den Gegenspielern gegenüber und wer versuchte, ihnen eher aus dem Weg zu gehen?
Um die Analyse nicht zu verwässern, wurden nur Spiele gegen etwa gleich starke Gegner berücksichtigt. Die durchschnittliche Weltranglisten-Platzierung der Gegner von 1986 lag bei 8,4 während die Gegner von 2014 auf einen Wert von 7,4 kamen. Nicht vergessen sollte man in dieser Stelle auch, dass es sich beim Fußball um einen Mannschaftssport handelt. Der Spielausgang lag nicht allein auf den Schultern eines Maradonas oder Messis; beide standen jedoch an der Spitze eines Gebildes, das explizit auf sie zugeschnitten wurde und auf maximalen Erfolg ausgerichtet war.
Messis Werte besser, doch Maradona wurde Weltmeister
Da letztendlich Messi und Maradona bewertet werden sollten, betrachteten die Statistiker die Bewegungsabläufe beider Spieler. Dabei fiel auf, dass Messi sich in den Spielen häufiger außerhalb seiner angestammten Position bewegte, während Maradonas Spiel einer klareren Struktur folgte. Messi musste weite Wege gehen, da Räume nicht von Mitspielern besetzt wurden. Es wurde errechnet, dass sich die Argentinier 2014 sehr auf ihre Defensive verließen und sich im Finale von Deutschland in die eigene Hälfte drängen ließen. Die im Schnitt am meisten Ballberührungen hatten die Argentinier 1,5 Meter hinter der Mittellinie. 1986 lag dieser Wert jedoch sogar bei 8,8 Metern. Auch in Sachen Gefährlichkeit war Messi Maradona leicht überlegen: Messi war an 12,7 Prozent aller Offensivaktionen beteiligt, während Maradona mit 12,4 Prozent knapp dahinter liegt.
Betrachtet man unzählige weitere Werte, die Stats Perform in einem Beitrag ausführlich aufführt, wird deutlich, dass weder Messi noch Maradona in den Endspielen einen großen Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg ihrer Nationalmannschaften hatten. Beide blieben nahezu das ganze Spiel über unauffällig und agierten weit hinter den Linien, auf denen sie sich normalerweise bewegten. Am Ende gewann Maradona dennoch eine Weltmeisterschaft und Messi nicht.
Der Grund dafür ist in den vorherigen Spielen klar erkennbar: 2014 dominierte Argentinien die Gruppenphase, Lionel Messi schoss in drei Spielen vier Tore. Im Achtelfinale siegte man 1:0 nach Verlängerung, im Viertelfinale 1:0 in der regulären Spielzeit und im Halbfinale ging es nach einem 0:0 ins Elfmeterschießen. In keinem der Spiele traf Messi. 1986 präsentierte sich die Albiceleste deutlich stabiler, es war kein Formverlust von Spiel zu Spiel erkennbar. Diego Maradona schoss alle vier Tore im Viertel- und Halbfinale. Ein Bild, das auch die Daten widerspiegeln: Maradona konnte sich im entscheidenden Moment, dem Finale, auf seine Mannschaft verlassen, während Messi das ganze Turnier über ein Ein-Mann-Team war. Wurde er aus dem Spiel genommen, funktionierte wenig.
Ob Messi oder Maradona – wer am Ende der bessere Fußballer ist/war, muss jeder für sich selbst entscheiden. Klar ist nur, dass ein Ein-Mann-Teams keine Weltmeisterschaften gewinnt!