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Kolumne
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Der Kampf um digitale Souveränität: Wie Europa seine KI-Zukunft gestalten muss

Sollten wir uns beim Thema künstliche Intelligenz die USA oder doch China als Vorbild nehmen? Weder noch, sagt unser KI-Kolumnist. Was wir brauchen, ist ein europäischer Weg.

Von Bernd Korz
3 Min.
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Sollte sich Europa im KI-Bereich an den USA orientieren – oder einen eigenen Weg gehen? (Grafik: Midjourney/t3n)

Europa steht bei der KI vor einer klaren Richtungsentscheidung: Folgen wir dem amerikanischen Modell des „Erstmal machen, um Erlaubnis später fragen“ oder dem chinesischen Ansatz „Der Staat darf alles, das Volk hat keinerlei Privatsphäre“? Als jemand, der täglich mit KI-Technologien arbeitet, bin ich überzeugt: Wir brauchen einen dritten Weg – einen europäischen Weg, der Innovation ermöglicht, ohne unsere Grundwerte zu opfern.

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Die Datengier der KI-Giganten

Die Übergriffe der Tech-Konzerne werden immer dreister: Google und OpenAI betteln bei der US-Regierung um Freiheiten zur Datenerhebung gegen den Willen der Nutzer. Meta nutzt ganze Bücher ungefragt als Trainingsdaten für seine KI-Modelle und kündigte kürzlich an, alle Konversationen mit KI-Assistenten bei Facebook, Instagram und Whatsapp mitzulesen und für Trainingszwecke zu verwenden. Die Botschaft? Deine Kommunikation gehört dir nicht mehr.

OpenAI und Nvidia haben nachweislich etwa 500.000 Stunden YouTube-Material ohne Erlaubnis heruntergeladen. Tesla und Google verwerten Bewegungsdaten von Autos und Android-Nutzern ohne Transparenz über den Verwendungszweck.
Diese systematische Enteignung unserer Daten ist nicht nur ein Angriff auf unsere Privatsphäre, sondern auch auf unsere Demokratie. Wer unsere Daten kontrolliert, kann letztlich auch unsere Meinungen, Wahlentscheidungen und unsere Gesellschaft beeinflussen.

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Die Blackbox-Problematik

KI-Modelle sind meist undurchschaubare „Blackboxes“. Schon in der Schule lernen wir, dass nicht nur das Ergebnis zählt, sondern auch der Rechenweg. Bei KI-Systemen bleibt dieser jedoch oft im Dunkeln.

Wir Menschen neigen dazu, gut formulierten Aussagen schnell zu vertrauen – dabei wissen wir spätestens seit Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“, dass der äußere Schein trügen kann. Eine sprachlich brillante KI wirkt kompetent, selbst wenn die Inhalte zweifelhaft sind. Der Wolf im Schafspelz. Das ist gefährlich in Zeiten, in denen Fakten ohnehin unter Druck stehen.
Europas Verantwortung.

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Der Vorwurf, europäischer Datenschutz hemme Innovation, greift zu kurz. Ja, wir stehen vor mehr Hürden als unsere Wettbewerber in den USA oder China. Aber diese Hürden spiegeln unsere Werte wider.

Die Geschichte hat uns gelehrt, dass ethische Standards nicht verhandelbar sind. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zu Recht beschlossen, Forschungsergebnisse aus Nazi-Menschenversuchen nicht zu verwenden – obwohl sie möglicherweise „nützlich“ gewesen wären. Es gibt Grenzen, die wir nicht überschreiten dürfen.

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Der europäische Weg – auch wirtschaftlich sinnvoll

Der AI Act setzt klare Grenzen und schafft Transparenz. Doch Regulierung allein reicht nicht – wir brauchen auch konstruktive Lösungsansätze:

  1. Anonymisierung und Datenminimierung: Techniken, die persönliche Daten schützen, ohne Innovation zu verhindern.
  2. Ethik-Kommissionen: Unabhängige Gremien, die ethische Richtlinien für KI entwickeln. Hier wird die praktische Umsetzung des AI-Acts zum Lackmustest.
  3. Transparenz und Kontrolle: KI-Systeme müssen erklärbar sein. Was nutzt eine Richtlinie, die KI-Kompetenzen verlangt, wenn die Motorhaube geschlossen bleibt?

Entgegen gängiger Meinungen bieten strenge Datenschutzregeln auch wirtschaftliche Chancen. Europäische Unternehmen wie die Deutsche Telekom, SAP oder unser Unternehmen alugha positionieren sich erfolgreich mit datenschutzkonformen Lösungen. Das Vertrauen der Nutzer wird zur Währung: Studien zeigen, dass deutsche Verbraucher datenschutzfreundliche Angebote bevorzugen, selbst wenn sie etwas mehr kosten.

Die hohen Standards des AI Act könnten zum Qualitätssiegel werden – ähnlich wie „Made in Germany“ weltweit für Qualität steht. Innovative KI-Anwendungen, die Datenschutz und Ethik von Anfang an mitdenken, bieten europäischen Unternehmen langfristig einen Wettbewerbsvorteil, gerade in sensiblen Bereichen wie Gesundheit, Finanzen oder kritischer Infrastruktur.

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Ein Aufruf zum Handeln

Mit Trumps Rückkehr und der zunehmend protektionistischen US-Politik muss Europa seine digitale Souveränität behaupten. Die Balance zwischen Innovation und Datenschutz ist keine Bremse, sondern Voraussetzung für nachhaltigen technologischen Fortschritt. Europa kann beweisen, dass es nicht nur regulieren, sondern auch innovieren kann – mit KI, die dem Menschen dient und nicht umgekehrt. Die 450 Millionen EU-Bürger geben uns die Marktmacht, eigene Regeln zu setzen. Nutzen wir diese Kraft für einen dritten Weg – Innovation ohne Preisgabe unserer Grundwerte.

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