Bahn-Bordbistro nimmt jetzt Onlinebestellungen entgegen
Die Deutsche Bahn erprobt auf der Strecke von und nach Paris in den ICE-Zügen einen neuen, digitalen Dienst in der Bordgastronomie. Über eine Website können Fahrgäste in der ersten und zweiten Klasse vom Platz aus Bestellungen an den Speisewagen senden, in der ersten Klasse wird die Bestellung dann direkt an den Platz geliefert – in der zweiten Klasse steht die Bestellung zur Abholung im Bordbistro bereit. Ein praktischer und sinnvoller Service.
Online-Bestellungen in der Bordgastronomie
Ein Flyer klärt aktuell Fahrgäste in einigen ausgewählten ICE-Zügen von und nach Paris über den neuen Online-Bestellservice der deutschen Bahn unter dem Slogan „Genuss auf ganzer Strecke“ auf. Speisen und Getränke können Kunden direkt über eine Website bestellen, dazu steht die komplette Speisekarte des Bordrestaurants zur Verfügung. Ein Twitter-Nutzer hat den Werbeflyer am 4. Dezember gepostet.
Huhu @derDoubleD , neues Projekt von Euch? („Ist unsere 2. Testfahrt heute“) pic.twitter.com/rSEjUXc1kw
— Björn Schotte (@BjoernSchotte) December 4, 2018
Da zu den Erste-Klasse-Services auch die Bedienung am Platz zählt, hat die Bahn sich dazu entschieden, diese Zweiteilung auch im Pilotprojekt beizubehalten. In der ersten Klasse wird die Bestellung an den Platz geliefert, in der zweiten Klasse müssen Fahrgäste ins Bordbistro kommen. Das ist auch sinnvoll, denn es verhindert lange Wartezeiten und schont damit die Nerven der Fahrgäste. Zusätzlich bleiben mehr Kapazitäten im Bordbistro frei, wenn nicht Dutzende wartende Fahrgäste Platz beanspruchen.
Realisiert wird der Online-Bestellservice im Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit dem Order-Management-Startup Smoothr, das im April dieses Jahres eine Plattform und eine App für Online-Bestellungen in Restaurants, Bars und Hotels gestartet hat. Vermutlich ist das Pilotprojekt ein Teil der Bemühungen, die Bordgastronomie mit kosmetischen Veränderungen zu modernisieren. Im Moment tauscht die Bahn unter anderem das betagte Geschirr gegen eines mit geschwungenen, modernen Formen aus, optimiert die Speisekarte und dreht etwas an den Preisen. So ist das klassische Aktions-Hauptgericht im Moment für 11,90 Euro statt für 12,90 Euro erhältlich, auch andere Artikel wie zum Beispiel Kaffee werden mit zeitlich begrenzten Aktionspreisen angeboten.
So funktioniert die Online-Bestellung
Aktuell müssen der Zug und die Endstation ausgewählt werden – vermutlich um einschätzen zu können, ob die Zeit bis zur Zubereitung und Zustellung der Bestellung ausreicht. Als nächstes wählt der Fahrgast seine Klasse und den damit verbundenen Service: „1. Klasse (liefern)“ oder „2. Klasse (abholen)“. Für eine Lieferung werden noch der Wagen und der eigene Sitzplatz eingetragen. Danach öffnet sich die Speisekarte und Gerichte, Snacks und Getränke können in einen Warenkorb gelegt werden.
Nach dem Absenden der Bestellung hält ein Statusfenster den Fahrgast auf dem Laufenden und teilt ihm mit, ob das Essen schon zubereitet wurde und sich in Zustellung befindet – oder eben, ob die Bestellung fertig und zur Abholung bereit ist. Bezahlt wird beim Personal.
Der Bestell-Prozess als Bildergalerie
Sinnvoller Dienst, an dem konzeptionell noch gefeilt werden sollte
Die Bahn erprobt hier einen sinnvollen Dienst, der eine schnellere und bequemere Nutzung der Bordgastronomie verspricht. Ein paar Punkte sollten noch überarbeitet werden, aber generell wäre es wünschenswert, den Service flächendeckend in allen ICE-Zügen vorzufinden.
Für einen ersten Versuch ist das aktuelle Pilotprojekt sicher ausreichend. Die Bahn dürfte so genügend Daten sammeln, die zeigen, ob Kunden den Dienst annehmen würden. Eine endgültige Fassung sollte aber konzeptionell noch etwas anders aufgezogen werden. Die Bezahlung gehört grundsätzlich mit in den Bestellprozess und reduziert den Prozess erheblich: Die Abholer müssen sich nicht anstellen, sondern können direkt ihre Bestellung entgegennehmen und wieder gehen; im Bordrestaurant geht es ebenfalls schneller, wenn niemand nach dem Essen dem überlasteten Mitarbeiter hinterherlaufen muss. Für alle, die lieber in bar beim Personal bezahlen wollen, kann das ja notfalls als Option angeboten werden.
Was ebenfalls zu begrüßen wäre im Zuge eines digitalen Bezahlsystems im Mobile-Order-Prozess: das Bahn-Bonus-Programm mit einzubinden.
Was an der Story noch fehlt: Ich habe als Lieferadresse irgendeine beliebige angegeben (also Wagen 1. Klasse und Platz, ich selbst saß in der 2. Klasse). Da ist das Konzept noch nicht stimmig, weil sich aktuell natürlich nicht nachvollziehen lässt, wer bestellt hat.
Daher bin ich schnell vor und habe die Schokososse im Becher dann noch vor Auslieferung bezahlen können. ;-)