Deutsche Bahn: Träges Betriebssystem des neuen IC2 verzögert Zugfahrten
Die Deutsche Bahn hat Probleme mit Intercity-Zügen. Neue Bauserien des IC2 haben anscheinend ein fehlerhaftes und träges Betriebssystem an Bord. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Bezugnahme auf interne Quellen. Das OS des Zuges stürze regelmäßig ab, sodass ein Neustart erforderlich wird. Besonders häufig tritt das den Angaben zufolge wohl beim Wechsel der Fahrtrichtung auf. In diesen Situationen seien zwei Zugführer notwendig, um das Problem zu beheben. Dabei sollten IC2-Züge, die Führerstände an beiden Zugenden haben, eigentlich gerade für den schnellen Richtungswechsel ausgelegt sein.
Allein der Boot-Vorgang des Systems dauert aber wohl etwa eine Stunde. Dieser langwierige Prozess führt zu Verzögerungen und Verspätungen. Das ist für die Deutsche Bahn nicht akzeptabel. Nutzer warteten schließlich auch nicht eine Stunde lang darauf, ihr Smartphone zu booten, heißt es. 17 von eigentlich geplanten 42 Intercity-Zügen seien bisher von der DB in Betrieb genommen worden. Diese fahren laut Süddeutscher Zeitung seit April 2019 vor allem auf süddeutschen Strecken – etwa zwischen Karlsruhe, Nürnberg und Stuttgart.
Weitere Züge verweigert
Die Softwareprobleme des IC2 sind ein Grund dafür, warum die Deutsche Bahn die Annahme von 25 weiteren Modellen verweigert. Der Wert des Auftrags liegt bei 400 Millionen Euro. Der Konzern plane deshalb wohl, Schadenersatz vom Hersteller Bombardier einzufordern. Die Vertragspartner sind nach einem Bericht des Fernsehsenders MDR Sachsen bereits an der Suche nach einer Lösung beteiligt.
Das Durchschnittsalter des IC-Fuhrparks der Deutschen Bahn liegt derzeit bei etwa 20 Jahren. Die neuen Züge sollten das Alter senken und kostspielige Wartungen und Inspektionsintervalle insgesamt verringern. Ältere Züge verwenden zudem meist Bauteile, die kaum noch hergestellt und daher mit der Zeit teurer werden.
Autor des Artikels ist Oliver Nickel.