Im Juni musste die Bundesregierung einräumen, dass sie das in der letzten Legislaturperiode gesetzte Ziel für den Ausbau des Breitbandinternets deutlich verfehlt hat. Neues Ziel ist jetzt, alle deutschen Haushalte bis 2025 mit einer Gigabit-Netzanbindung zu versorgen. Die verfehlten Ausbauziele wirken sich derweil auch auf die Position der Bundesrepublik im weltweiten Vergleich der Internetgeschwindigkeiten aus. Im aktuellen Speedtest-Ranking findet sich Deutschland nur auf Platz 33, knapp hinter Panama.
Lahmes Internet in Deutschland gefährdet digitale Wirtschaft
Sogar das renommierte US-Wirtschaftsblatt Wall Street Journal (WSJ) fühlte sich bemüßigt, auf das Mittelmaß Deutschlands beim schnellen Breitband-Internet hinzuweisen. Vor dem Hintergrund der sich abschwächenden wirtschaftlichen Stärken Industrie und Export suche das Land nach neuen Wachstumsbereichen in der Digitalisierung und dem Internet der Dinge – und das langsame Internet sei dabei ein ernstes Hemmnis. So sei das Streaming von UHD-Videos außerhalb der großen Städte nur mit Glück möglich. Auch bei der kommenden Errichtung der 5G-Infrastruktur werde sich der verschleppte Ausbau von breitbandigen Internetverbindungen noch als negativ erweisen.
Die Probleme beim Breitbandausbau in Deutschland sind aber vielfältig. Das WSJ zählt hier etwa die schlichte geografische Größe des Landes sowie eine recht gleichmäßig darüber verteilte Bevölkerung dazu. Allerdings gelten auch die zurückgehaltenen Investitionen aus der Privatwirtschaft als Schlüsselfaktor für die aktuellen Probleme. Zudem behinderten strenge Steuervorschriften staatliche Infrastrukturinvestitionen. Der Bundesregierung zufolge wurden bisher zwar Beratungsleistungen und Ausbauprojekte im Umfang von 4,5 Milliarden Euro bewilligt – dabei aber gerade einmal 150 Millionen Euro ausgezahlt.
Im weltweiten Breitband-Ranking stehen Singapur, Hongkong und Südkorea beim Festnetzinternet an der Spitze. Dahinter folgt schon Rumänien. Auch die USA, die Schweiz, Frankreich, die Niederlande, Japan, Portugal und China platzieren sich noch vor Deutschland. Beim mobilen Breitband-Internet gestaltet sich die Lage für Deutschland noch schlechter. Die Bundesrepublik findet sich hier nur auf Platz 47, hinter Oman. Ganz vorn platziert sich Südkorea, das erste Land, das schon flächendeckend auf 5G setzt. Mit großem Abstand dahinter finden sich Norwegen, Kanada, Australien und die Niederlande.
„Neues Ziel ist jetzt, alle deutschen Haushalte bis 2025 mit einer Gigabit-Netzanbindung zu versorgen.“
Frei nach Dueck: Die Lösung eines Problems verschiebt man am besten damit, indem man ein Ziel, eine Zahl vorgibt die niemand für bescheuert hält (z. B. 2050), aber auch nicht so nah ist, dass man selber noch in Verantwortung steht diese erfüllen zu müssen…
Das wird dann zu 98 % von den Betroffenen gefressen.
Oder: Wann beginnt die übernächste Legislaturperiode? Das ist dann immer automatisch der Zeitpunkt, an dem Projekt X erfüllt sein soll.
„So sei das Streaming von UHD-Videos außerhalb der großen Städte nur mit Glück möglich. “ – „Das WSJ zählt hier etwa die schlichte geografische Größe des Landes…“
Mein (subjektives) Lieblingsbeispiel: Reifenpanne mitten im afrikanischen Busch, keine menschliche Ansiedlung im Umkreis von 15 km – aber einwandfreies mobiles Internet. Zurück in Berlin, keine 2 km vom Flughafen Tegel weg – nicht einmal EDGE.