Developer-Studie von Stack Overflow: Diese IT-Jobs sind besonders gut dotiert
Die Entwickler-Community Stack Overflow hat jetzt den Deutschland-Report 2019 veröffentlicht, der detaillierte Einblicke in die deutsche Entwicklerszene und in die Befindlichkeiten und Ansichten der Developer bietet. Untersucht wurde unter anderem die Zusammensetzung, die Wünsche an die Arbeitgeber sowie beliebteste Programmiersprachen. Datengrundlage sind die Antworten der 5.375 Teilnehmer aus dem Bundesgebiet, die bei dem weltweiten Report mit insgesamt 88.615 Befragten zusammengetragen wurden.
Developer: Jung, männlich, gut verdienend
Wie schon in den letzten Jahren ist der prototypische Entwickler in Deutschland weiterhin männlich (93,6 Prozent männlich, 5,4 Prozent weiblich, 1,4 Prozent divers/inter), jünger als 35 Jahre, hat ein Master-Studium an einer Hochschule absolviert (Deutschland 35,5 Prozent vs. international 25,4 Prozent), bis zu neun Jahren Programmiererfahrung (66,8 Prozent) und bildet sich auch abgesehen von der formalen Ausbildung weiterhin fachlich fort (Deutschland mehr als 90 Prozent vs. international 85,5 Prozent).
Mehr als 66 Prozent der deutschen Berufsentwickler haben entweder Informatik, Computertechnik oder Softwaretechnik studiert (international: 63,3 Prozent der Berufsentwickler verfügen über einen Bachelor in Informatik, Computertechnik oder Softwaretechnik). Im Vergleich zum Rest der Welt hat Deutschland dabei auch weiterhin aufgrund seines Bildungssystems mehr Akademiker und Wissenschaftler und wenig Designer unter den IT-Experten. Mehr als die Hälfte der Befragten ist Backend-Entwickler (51,4 Prozent) und fast 25 Prozent arbeiten an Desktop- und Unternehmenssoftware. Die meisten Entwickler wohnen in Bayern (19,2 Prozent), Nordrhein-Westfalen (16,7 Prozent), Berlin (15, 8 Prozent) und Baden-Württemberg (14,9 Prozent).
Gute Verdienstchancen – selbstständig oder angestellt
Rund zwei Drittel der Befragten ist entweder selbstständig oder für Unternehmen mit bis zu 499 Mitarbeiter tätig (66,7 Prozent). Am besten verdienen dabei Entwicklungsleiterinnen und -leiter (Median: 86.000 Euro Jahresgehalt), SREs (Median 86.000 Euro Jahresgehalt), DevOps-Spezialisten (Median: 69.500 Euro Jahresgehalt) sowie Data Scientists/Analysts (Median: 69.000 Euro Jahresgehalt), wobei die durchschnittlichen Spitzenverdienerpositionen international bemerkenswert einheitlich sind. Am wenigsten verdienen auch weiterhin Spiele- bzw. Grafikentwickler (Median: 55.000 Euro Jahresgehalt) sowie Designer (Median: 52.000 Euro Jahresgehalt). Die Höhe des Gehalts korreliert dabei auch mit der Arbeitszufriedenheit der Developer. Der Großteil arbeitet zwischen 40-44 Stunden die Woche (61,5 Prozent) – rund zehn Stunden mehr als die durchschnittlichen 34,9 Arbeitsstunden aller deutscher Arbeitnehmer.
Arbeitsumfeld und Wünsche der Developer
Stack Overflow befragte die Teilnehmer aber nicht nur zu den Arbeitsinhalten, sondern auch den Arbeitsbedingungen. Insgesamt suchen derzeit weniger als 10 Prozent der Teilnehmenden aktiv nach einer neuen Stelle, allerdings sind rund zwei Drittel daran interessiert, von neuen Herausforderungen zu erfahren. Mehr als die Hälfte der Befragten hat in den vergangenen zwei Jahren einen neuen Job angenommen. Dies deckt sich mit dem internationalen Vergleich.
Die schlimmsten Produktivitätskiller sind dabei eine störende Arbeitsumgebung (41,6 Prozent) und häufige Meetings (38,5 Prozent).Verglichen mit internationalen Befragten bevorzugen Developer aus Deutschland außerdem eher flexible Arbeitszeiten (56,1 Prozent) und legen Wert auf das konkrete Team, in dem sie arbeiten würden. In der Bundesrepublik ist die Präsenzpflicht am Arbeitsplatz im internationalen Vergleich ein großes Thema: Lediglich 7 Prozent der Befragten – nur halb so viele wie im internationalen Vergleich – arbeiten Vollzeit im Homeoffice. Diese Developer haben außerdem im Schnitt etwa 40 Prozent mehr Programmiererfahrung als ihre Kollegen im Büro. Zwar geben 64 Prozent der Befragten an, lieber im Büro zu arbeiten, allerdings bevorzugt rund ein Drittel der Teilnehmenden das Homeoffice.
Das sind die beliebtesten Programmiersprachen der Entwickler
Was die reine Verbreitung von Programmiersprache angeht, so liegen dieses Jahr JavaScript (62,6 Prozent), HTML/CSS (58,9 Prozent), SQL (51,7 Prozent), Java (43,9 Prozent) sowie Bash/Shell/PowerShell (42,6 Prozent) ganz vorne. Zwar liegt Rust hier nur auf Platz 21 (4,5 Prozent), allerdings ist es gleichzeitig die beliebteste Sprache der Developer-Community in Deutschland (82 Prozent). Auf den Plätzen zwei und drei folgen TypeScript (75 Prozent) sowie Clojure (74,7 Prozent). Die Befragten, die Scala, Go, Objective-C und Rubin verwenden, verdienen dabei die höchsten Gehälter mit durchschnittlich rund 70.000 Euro im Jahr. Python ist das dritte Jahr in Folge die Programmiersprache, die von den meisten Befragten zusätzlich noch verwendet bzw. gelernt werden will (19,2 Prozent).
Die Bereitschaft zur stetigen Fort- und Weiterbildung ist bei Entwicklern und Entwicklerinnen in Deutschland generell besonders ausgeprägt: Mehr als 90 Prozent der Befragten geben an, sich eine neue Programmiersprache, ein neues Framework oder Werkzeug auch einmal außerhalb ihrer formalen Ausbildung angeeignet zu haben, und rund ein Viertel der Befragten hat bereits an einem Hackathon teilgenommen (23,5 Prozent). Die Mehrheit der Befragten programmiert darüber hinaus auch in ihrer Freizeit (83,3 Prozent).
Neben den fachlichen Themen stellte Stack Overflow auch einige allgemeinere Fragen: Trotz der allgemein guten Voraussetzungen gehören die Befragten in Deutschland zu den pessimistischsten im internationalen Vergleich. Auf die Frage „Werden Menschen, die heute geboren werden, ein besseres Leben haben?“ antworteten nur 56,2 Prozent der deutschen Developer mit Ja. Zum Vergleich: In China, der Ukraine und Russland sind rund 80 Prozent der Befragten davon überzeugt, was wohl auch damit zu tun hat, dass es sich hier um Emerging Markets handelt. Immerhin: Developer aus den Niederlanden (55 Prozent), Italien (54,3 Prozent), der Schweiz (52,9 Prozent), Belgien (47,4 Prozent) sowie Frankreich (40,8 Prozent) sind weniger optimistisch als deutsche Developer.
Den vollständigen Deutschland-Report bietet Stack Overflow gegen Angabe der persönlichen Daten zum Download an.