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Dickpics: Finnland plant Haftstrafen für Belästigung im Netz

Wer in Finnland unerwünschte Penisbilder verschickt, könnte zukünftig im Gefängnis landen. Das Parlament berät nächstes Jahr über einen entsprechenden Gesetzentwurf.

Von Cornelia Erichsen
1 Min.
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Bei Dickpics droht in Finnland bald der Knast.
(Foto: Shutterstock / food.kiro)

Für viele – zumeist weibliche und weiblich gelesene – Menschen gehören unerwünschte Penisbilder sowie andere freizügige Fotos und verbale Belästigung zum Alltag im Internet. Einer britischen Studie zufolge haben 46 Prozent der befragten Frauen bereits sogenannte Dickpics erhalten, 89 Prozent davon ohne danach gefragt zu haben. 22 Prozent der befragten Männer sagten aus, bereits solche Bilder verschickt zu haben, 21 Prozent davon gaben an, dies ungefragt getan zu haben. (Durch die Einteilung in Frauen und Männer mit bestimmten körperlichen Merkmalen berücksichtigt die Studie nicht-binäre und trans Personen nicht.)

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Finnland will nun schärfer dagegen vorgehen und plant eine Gesetzänderung. Nach aktuellem finnischen Recht setzt der Straftatbestand der sexuellen Belästigung Berührungen voraus. Diese Definition soll erweitert werden und künftig auch verbale Belästigung oder Belästigung durch explizite Bilder umfassen. Ein Gesetzentwurf gegen das sogenannte Cyber-Flashing soll im nächsten Jahr im finnischen Parlament besprochen werden, so ein Sprecher des Justizministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Lage in Deutschland

Auch in Deutschland setzt der Straftatbestand der sexuellen Belästigung nach § 184i StGB Berührungen voraus. Jedoch stellen unaufgefordert versandte explizite Bilder wie Dickpics nach § 184 StGB als unerlaubte Verbreitung pornografischer Schriften ebenfalls eine Straftat dar, die mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe geahndet werden kann. Verbale Belästigungen sind nur strafbar, wenn sie eine Beleidigung darstellen.

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Die strafrechtliche Verfolgung ist jedoch oft nicht einfach, da in vielen Fällen nur schwer zu ermitteln ist, wer hinter einem Social-Media-Profil steckt. Das Projekt Dickstinction hilft Betroffenen dabei, eine entsprechende Strafanzeige zu erstellen. Dickstinction entstand im Februar 2020 im Rahmen des Berlin Legal Tech Hackathon 2020. Die Veranstaltung bringt regelmäßig Menschen aus den Bereichen Entwicklung, Legal Engineering und Recht zusammen, um juristische Probleme mithilfe digitaler Tools zu lösen.

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Kommentare (7)

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Tamine

Bitte Rekdatouri*nnen: es wäre super wenn ihr ein anderes Image für den Artikeln auswählen könntet.
Dieses Bild zeigt nur, wie unernst ihr selbst dieses Thema wahrnimmt. Traurig und vor allen sehr widerspruchlich.

Cornelia Erichsen

Hallo Tamine,
danke für den Hinweis. Wir haben das Beitragsbild geändert. Mit dem vorherigen Bild wollten wir uns nicht über die Thematik lustig machen, denn wir nehmen das Problem durchaus ernst. Dass das vorherige Bild das nicht widerspiegelt und unpassend ist, haben wir so nicht gesehen. Danke nochmal für das Feedback!

Werner

Glaube kaum das Gesetze da etwas bewirken. Wer soll denn die Fälle alle nachverfolgen und ermitteln? Ich halte das eher für eine lästige Zeiterscheinung die sich bald selber erledigt, so wie viele Spam Mails und anderen Web-Unrat.
Die (wohl meist) weiblichen Empfängerinnen sollten doch schon Originale kennengelernt haben ;-)
Hier wäre etwas mehr Lässigkeit und weniger Prüderie hilfreich.
Man kann nicht alles ‚verbieten‘.
Immer noch sind leider in unserer (jüdisch, christlich geprägten) Kultur Gewaltdarstellungen ok, sexuelle eher nicht, und daher der Reiz gewisser Zeitgenossen, solch eher doch unerotischen Bilder zu mailen.

Titus von Unhold

Dein Kommentar zeigt warum es diese Gesetze braucht: Toxische Männlichkeit!

https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/generator-toxische-maennlichkeit-100.html

Andreas Weck

Hallo Werner, demnach wäre es auch ok, einfach beim Einkaufen vor dem Cornflakes-Regal den Penis rauszuholen und allen zu zeigen – man hätte doch „auch schon Originale kennengelernt“. Aber nein, es ist nicht ok. Es ist Erregung öffentlichen Ärgernisses und auch ein Form des sexuellen Übergriffes und dafür gibt es Strafen auch außerhalb des Netzes. Ich habe damit grundsätzlich ehrlich gesagt kein Problem. Du etwa?

Gruß, Andreas

Werner

Hallo Andreas.

Quatsch..es ist etwas völlig anderes ob eine solche Aktion life geschieht oder ein paar alberne Massen-Bilder digital im Postfach sind..
Was sollen solche absurde Vergleiche?

Du schaust doch bestimmt ‚Tatort‘ oder andere Krimis.? Ist das Realität oder Digitale Fiktion?
Ohne blutig entstellte Leichen in Panorama, Farbe und Stereo geht fast nichts mehr..

Nur weil wir uns an diese Art der perversen GewaltDarstellung gewöhnt haben und kulturell akzeptiert wird, ist es ok und straffrei?

Bei sexuellen Darstellungen ist das auch in Jahre 2020 anders. Da müssen erwachsene Menschen ‚geschüzt‘ werden. (Bei Kindern wäre das völlig anders..die sollte man aber auch vor Gewaltdarstellungen bewahren, das findet aber seltsamerweise nicht statt)

Andreas Weck

Überzeugt mich nicht, sorry. Wenn jemanden ungefragt anderen Menschen seinen Penis vor das Gesicht hält – egal ob im Supermarkt oder mittels eines Fotos in einem Postfach –, ist das für mich so ziemlich das gleiche. Nur das Umfeld ändert sich. Die Frage dreht sich darum, ob jemand genötigt wird, sich das anzugucken oder nicht. Es gibt ja genug Beispiele, wo Nacktheit durchaus ok ist – beispielsweise an einem FKK-Strand oder einer Sauna. Da kann ich hingehen, wenn ich fein mit freien Genitalien bin. Also der Hinweis, die eine Kulturform „Gewalt“ wäre ja ok und die andere „Nacktheit“ nicht, stimmt insofern auch nicht. Es ist alles ok, solange es nicht übergriffig wird. Dickpics sind übergriffig.

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