Physiker analysieren Youtube-Videos: So meisterst du im Freibad die ultimative Arschbombe

Für die einen Springer:innen ist es einfach eine Arschbombe, für die anderen ist es pure Physik. Klar ist aber: Die Wasserfontäne beim Sprung ins Schwimmbecken soll möglichst imposant sein. Der sogenannte Manu-Sprung stellt sich dafür als besonders effektiv heraus. In einer aktuellen Studie erklären Forschende vom Georgia Institute of Technology nicht nur die physikalischen Hintergründe dieser Sprungtechnik, sondern auch, wie der Manu perfektioniert werden kann.
Den Manu kann man auch als ausgestreckte Form der Arschbombe beschreiben. Springer:innen bilden dabei mit ihrem Körper eine markante V-Form beim Eintauchen: Beim Absprung werden die Beine und der Oberkörper nach oben gestreckt, so dass das Gesäß zuerst auf das Wasser prallt – und einen möglichst großen Platscher erzeugt.
Sprung ins Wasser: eine Frage des Winkels
Konkret untersucht die Studie des Departments Chemie- und Biomolekulartechnik die zugrunde liegende Strömungsdynamik des Manu-Sprungs. Die Schlüsselparameter sind dabei die V-Form sowie der Zeitpunkt der Körperöffnung, also der Streckung des Körpers, unter Wasser.
Mit dieser Formel soll es laut den Forschenden mit den perfekten Spritzern klappen: Die Springer:innen sollen in einem 45-Grad-Winkel eintauchen. Sobald das Wasser mit dem Hinterteil voran erreicht wird, wird der zweite Schritt eingeleitet: eine Rückwärtsrolle, wodurch die Luft unter Wasser eingeschlossen wird. Die anschließende Streckung der Beine sorgt dafür, dass diese Luftblase in sich zusammenfällt. Durch diesen Ablauf soll schließlich die ersehnte Wasserfontäne in die Luft geschossen werden.

Zum Nachmachen: Die Schritte des Manu-Sprungs. (Gif: Georgia Institute of Technology / College of Engineering)
Echte Springer:innen und Robo-Taucher
Doch wie kommt das Forschungsteam zu ihren Erkenntnissen? Als eine Art Vorabanalyse haben sie 50 Youtube-Videos von Manu-Sprüngen analysiert und die Bewegungsdaten der Springer:innen erfasst. Mit 3D-gedruckten Robotertauchern und Hochgeschwindigkeitskameras führten die Forschenden anschließend sogenannte Spritztests durch. Im ersten Schritt wurde der optimale Eintrittswinkel simuliert und dafür verschiedene V-Winkel (0, 45, 90 und 120 Grad) getestet. Der zweite Robotertaucher, der Manubot, wurde speziell entwickelt, um den vorher festgelegten Eintrittswinkel von 45 Grad sowie die Öffnungsdynamik unter Wasser zu simulieren.
Die Simulationen sowie die Analyse der Bewegungsdaten der Youtube-Videos zeigten zum einen, dass ein möglichst präziser Winkel beim Eintauchen die optimale Bedingung war, um die Luftblase unter Wasser zu bilden. Zum anderen sei den Forschenden zufolge insbesondere der Bewegungsablauf unter Wasser entscheidend für einen erfolgreichen Manu-Sprung. Erfolgt die Streckung zu früh, hat sich der Hohlraum beziehungsweise die Luftblase womöglich noch nicht vollständig ausgebildet. Erfolgt sie wiederum zu spät, ist die Luftblase vielleicht schon in sich zusammengefallen. Die Forschenden stellen fest, dass dabei bereits Millisekunden einen bedeutenden Unterschied machen können.
Woher kommt der Manu-(Ur)sprung?
Was hierzulande die lustigen Arschbomben-Wettbewerbe sind, ist bei den Maori und den Pasifka Communities Neuseelands echter Wettkampfsport. In Neuseeland werden auch die Manu-Weltmeisterschaften ausgetragen. Bei zehn Qualifikationsrunden in acht Städten haben die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, sich für das große Finale in Auckland zu qualifizieren.
Außerdem wird dem Manu-Sprung in Neuseeland eine besondere kulturelle Bedeutung zugeschrieben. „Es ist wie eine unausgesprochene kulturelle Regel in Neuseeland – wann immer man sich in der Nähe von Wasser befindet und es etwas gibt, von dem man springen kann, macht man einen Manu“, sagt Nikita Hauraki, die seit ihrer Kindheit Manu-Sprünge macht, gegenüber dem Guardian.