Warum digitale Barrierefreiheit so wichtig ist

(Foto: Shutterstock / Brunopui)
Was bedeutet digitale Barrierefreiheit?
Bei der digitalen Barrierefreiheit geht es um Zugänglichkeit. Digitale Inhalte und digitale Kommunikationswege sollen auf möglichst vielen Geräten von möglichst vielen Menschen in möglichst vielen Situationen zugänglich und damit konsumierbar gemacht werden.
Konsum und Kommunikation: Digital ist immer und überall
Wir lesen verschiedene digitale Inhalte auf verschiedenen Geräten. Die Website der Lieblingszeitung am PC, den Artikel via Blendle auf dem Tablet und den RSS-Feed auf dem Smartphone. Wir lesen das Buch auf dem Kindle und hören es unterwegs als Hörbuch weiter. Wir bestellen jeden vorstellbaren Artikel mit Laptop oder Smartphone von jedem Winkel der Welt aus und bekommen alles am selben Abend oder nächsten Tag nach Hause geliefert.
Für meine Generation – und für die die folgenden noch viel mehr – ist es Normalität geworden, ständig und überall zu kommunizieren. Wir organisieren Familientreffen über Whatsapp-Gruppen, Geschäftstermine via Facebook-Messenger und tauschen Inhalte via E-Mail. Wir besprechen Projekte via Skype, organisieren uns mit Googles Kalender und bearbeiten Kundenanfragen mit Ticket-Systemen.
Digitales begleitet uns also immer und überall. Wir können nicht mehr auf das Netz verzichten und wollen das auch gar nicht mehr. Wir sind umgeben von Digitalem.
Die Pyramide
Diese Gewohnheit wollen wir nicht mehr aufgeben, im Gegenteil: Wir wollen immer mehr davon. Ohne Einschränkung. Auch wenn der Empfang in der U-Bahn schlechter wird, unsere Bewegungen temporär eingeschränkt sind, weil wir uns einen Arm gebrochen haben oder wir eben durch eine Behinderung wie zum Beispiel Blindheit dauerhaft eingeschränkt sind. In den kommenden Jahren wird die digitale Barrierefreiheit für immer mehr Menschen relevant. Logisch, weil wir alle älter werden, aber das Digitale weiterhin nutzen wollen.
Das Netz ist für alle
Es ist egal, ob eine Behinderung dauerhaft ist oder nur dadurch bedingt, dass vielleicht die Brille zuhause vergessen wurde. Es ist egal, ob nur der Empfang zu schlecht ist, um Bilder zu laden, oder ein blinder Besucher unserer Webseite auch erleben will, was auf einer Grafik zu sehen ist. Es ist egal, ob wir in der U-Bahn keinen Ton bei Videos abspielen können, oder jemand, der schlecht hört oder gehörlos ist, unsere Videos konsumieren will.
Auch sollte es keinen Unterschied machen, wie wir die Inhalte konsumieren wollen oder müssen. Das Medium, mit dem die Nachricht übermitteln wird, verschwimmt immer mehr und auch die Geräte, mit denen Inhalte verfasst und konsumiert werden, werden immer unwichtiger. Es werden immer mehr Medien und immer mehr Geräte, die untereinander kompatibel sein sollen.
Was war. Was wird.
Meinem Empfinden nach sind wir auf einem guten Weg. Seit einiger Zeit befassen sich auch große Firmen mit der Thematik und das zeigt mir, dass sie auch langsam aus der Filterblase herauskommt. Moderne Smartphones bringen beispielsweise Accessibility-Tools direkt hardwareseitig mit und neue Betriebssysteme haben viele Tools, die die Anwendung zugänglicher machen, bereits im System integriert.
So können zum Beispiel auf dem Smartphone integrierte Screenreader zugeschaltet oder im Betriebssystem verankerte Kontrast-Umschalter genutzt werden. Bilder werden vom Algorithmus erkannt und dem Anwender beschrieben, Sprachen werden immer brauchbarer in andere übersetzt. Auch Facebook und Twitter bieten mittlerweile Möglichkeiten an, Bilder zu beschreiben. Bei Facebook funktioniert die Bilderkennung sogar schon zum Teil automatisch, bei Twitter muss die Funktion leider noch separat aktiviert werden. (In den Einstellungen über den Reiter „Barrierefreiheit“.)
Aber wir sind auf einem guten Weg – und es geht weiter.
Firmen wie Microsoft und Google stellen Hardware her, die nicht nur spannend für Nerds und Geeks ist, sondern die auch die Zugänglichkeit steigern. Nicht nur für digitale Inhalte, sondern direkt als Unterstützung im Alltag. Mit digitalen Brillen wird da beispielsweise blinden Menschen die Umgebung live erklärt.
Und auch selbstfahrende Autos und Roboter, die uns unser Essen bringen, sind längst keine Science-Fiction oder Zukunftsmusik mehr, all das ist tatsächlich bereits im Einsatz.
Auch diese kommenden Möglichkeiten gehören für mich im weiteren Sinne zur digitalen Barrierefreiheit. So können die selbstfahrenden Autos ja auch wunderbar von kranken, seh- und gehbinderten Menschen genutzt werden, um von A nach B zu kommen und so die bisherigen Alltagshürden zu umgehen. So unterstützen uns digitale Dienste in unserem Alltag.
Bevor wir soweit sind, dass wir alle fliegende Autos und Drohnen besitzen, dauert es aber noch ein bisschen. Bis dahin können wir allerdings selbst etwas dafür tun, dass wir uns gemeinsam in eine barrierefreie digitale Zukunft bewegen.
Mit dem sogenannten Zwei-Sinne-Prinzip ist schon ein weiterer Schritt getan. So können wir zum Beispiel mit wenigen Handgriffen die Inhalte auf unseren Webseiten für mindestens zwei Sinne verfügbar machen, indem wir sie mit Metadaten anreichern. Bilder beschreiben, Videos mit Untertitel versehen, Überschriften definieren und hierarchisch ordnen. Dies sind kleine Handgriffe, die aber die Zugänglichkeit der Webseite erhöhen.
Die digitale Barrierefreiheit ist wichtig und wird immer wichtiger. Wir sollten gemeinsam an der digitalen Zukunft arbeiten. Gar nicht, weil wir müssen, sondern einfach, weil wir können.