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Kommentar

Diversity und Digitalisierung: Was ich als Kind von Migranten über Tech gelernt habe

Anlässlich des Deutschen Diversity-Tages hat Mina Saidze eine Hommage an ihre Eltern verfasst, die ihre Arbeit in der Tech-Branche prägten. Die Illustratorin Hong Le zeigt Minas Geschichte in Bildern.

4 Min.
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Programmiersprachen sind letztlich auch nur besondere Fremdsprachen. (Grafik: Hong Le)

Meine Geschwister und ich sind in der schönsten Stadt der Welt aufgewachsen: Hamburg. Als Kinder der ersten Zuwanderergeneration sind wir alle drei begeistert von den Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung bietet. Meine Schwester arbeitet als Softwareentwicklerin für ein Hamburger IT-Unternehmen, mein Bruder hat bereits mit 15 Jahren seinen ersten Hackathon in Norddeutschland gewonnen und ich selbst arbeite als Data-Nerd für eine der größten E-Commerce-Seiten Deutschlands.

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Meine Eltern haben mir wichtige Lehren vermittelt, die meine Arbeit in der Tech-Branche nachhaltig prägen.

(Grafik: Hong Le)

1. Programmieren ist wie das Erlernen einer Fremdsprache

Zu Anfang war das Erlernen des Programmierens für mich frustrierend. Ich sah mir Youtube-Tutorials in Dauerschleife an, kaufte zahlreiche Online-Kurse und Bücher. Es vergingen Monate und es war kein Ende in Sicht: Ich verstand die Syntax und das Basisvokabular, aber die praktische Anwendung schlug fehl.

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Meine Eltern erinnerten mich daran, dass das Lernen einer Programmiersprache sich nicht allzu sehr von einer Fremdsprache unterscheidet. Die Syntax und Grammatik bilden das Fundament, doch erst das Anwenden und Sprechen führt dazu, dass man die Sprache beherrscht. Statt einer endlosen Kette an Lehrbüchern und Videos begann ich an praktischen Projekten zu arbeiten und lernte dadurch schneller.

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(Grafik: Hong Le)

2. Du lernst, zwischen 2 Welten zu leben und zu vermitteln

Lange Zeit wusste ich nicht, wer ich war und wo ich hingehörte. Zu Hause habe ich meine zentralasiatische Kultur gelebt und außerhalb der eigenen vier Wände war ich „die deutsche Mina“, die Bertolt Brecht und Heinrich Heine zitierte. Ähnlich ging es mir auch als Data-Analyst: Ich wusste nicht, dass meine Kommunikationsskills gefragt sind.

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Viel später erst wurde mir bewusst, dass ich aus den zwei Kulturen und meinen Fähigkeiten das jeweils Beste entnehmen kann. Mittlerweile bin ich als Data-Evangelist auf Konferenzen unterwegs, wo ich technische Themen einem breiten Publikum zugänglich mache. Ich baue Brücken zwischen Welten – sei es zwischen der Kultur des Herkunftslandes meiner Eltern und der deutschen Heimatkultur oder zwischen Anzugträger mit Schlips und einer Entwicklerin im Hoodie.

(Grafik: Hong Le)

3. Du musst offen sein für neue Erfahrungen und keine Angst vor dem Wandel haben

Meine Eltern waren schon agil, bevor es ein Modewort war. Angekommen in Deutschland, befanden sich die beiden in einem neuen Umfeld. Die christliche Religion war ihnen fremd. Genau deshalb besuchten sie eine Kirche – um das Christentum zu verstehen. Bei ihrem ersten Gottesdienstbesuch lernten sie, dass Jesus ein Freigeist war, der sich tapfer den Herrschern widersetzte.

Ihre Angst vor dem Fremden hatte sich in Neugierde für das Neue gewandelt. Genau diese Einstellung ist nötig, um die Digitalisierung voranzutreiben: Veränderung sollte als Chance begriffen werden, um Neues zu lernen – nicht als Angst, den Status quo zu verlieren.

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In der Tech-Branche ist Agilität ein wichtiger Bestandteil, um erfolgreich neue Geschäftsmodelle, Märkte und Produkte zu entwickeln. Ohne es zu wissen, waren meine Eltern zu Trendsettern geworden.

(Grafik: Hong Le)

4. Resilienz ist der Schlüssel, um sich erfolgreich in einem Land oder einer Branche zu etablieren

Eine Fehlermeldung nach der anderen, stundenlanges Grübeln, mehrere Kaffee intus. Es gab Momente, in denen ich mir die Haare raufen wollte. Wer schon einmal programmiert hat, weiß, dass Fehlermeldungen nicht zwangsläufig den Fehler beschreiben. Häufig wird die Codezeile, in der der Fehler angeblich aufgetreten ist, falsch angegeben. Schlecht erstellte Fehlermeldungen erinnern mich bis heute noch an Briefe vom Amt in unverständlichem Bürokratendeutsch.

Was ich von meinen Eltern gelernt habe, ist, dass ich Resilienz nicht nur in herausfordernden Situationen, sondern auch im Alltag brauche. Sie haben mir die Kunst des Scheiterns und des Wiederaufstehens beigebracht.

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(Grafik: Hong Le)

5. Lass dich nicht unterkriegen und mach weiter – sei es beim Lernen einer Fremd- oder Programmiersprache!

Als ich Freunden erzählte, dass ich den Sprung in die Datenwelt wage und die Schreibfeder für eine Weile ruhen lasse, schmunzelten sie. Sie stempelten das als Phase ab, die sehr wahrscheinlich irgendwann vorbeigehen würde. Mittlerweile sind Jahre vergangen und mein Freundeskreis hat realisiert, dass es sich nicht um einen Trend, sondern eine langfristige Entwicklung handelt.

Meine Eltern haben mir gezeigt, dass es nie zu spät ist, neue Wege zu gehen. Neue Technologien, neue Berufsfelder, Globalisierung, das Leben in fremden Ländern oder Kulturen – die Welt entwickelt sich unabdingbar weiter. Nur durch einen kontinuierlichen Lernprozess ist es für meine Eltern möglich gewesen, ihre Ziele zu erreichen. Damals suchten sie in der Bundesrepublik Deutschland eine Zukunft, in der jeder seinen Traum verfolgen kann. Heute leben meine Geschwister und ich den deutschen Traum meiner Eltern: Selbstverwirklichung, Freiheit und Gerechtigkeit.

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Kommentare (6)

Community-Richtlinien

digitalidiots

[An dieser Stelle stand ein Kommentar, der gegen unsere Community-Richtlinien verstößt. Wir haben ihn gelöscht.]

Kommentator

Was nicht alles gegen eure Community-Richtlinien verstößt, ist immer wieder bemerkenswert.
Ich schätze auch dieser Kommentar verstößt gegen eure Regeln, ich bin sehr gespannt.

KeinProphet

Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen Religion, die auf Autorität basiert, und der Wissenschaft, die auf Beobachtung und Vernunft beruht. Die Wissenschaft wird gewinnen, denn sie funktioniert.

DenktMalDarüberNach

Nur um festzustellen ob ich’s lernen könnte, habe ich eine gewisse Zeit probiert Hocharabisch zu lernen, beschränkt auf’s Hören und Sprechen, also ohne Verständnis der Schrift.

Tatsächlich habe ich dass bis dahin relativ gut gelernt – aber diese Worte hören sich teilweise so unmöglich und ähnlich an, die Konjugation ist eigenwillig und die Sprache religiös durchzogen.

Wollte ich diese Sprache wirklich richtig lernen, bräuchte ich sicher 4-5 Jahre.

Mir hat der Einblick in diese Sprache meine Vorturteile ggü. dieser Kultur mehr bestätigt als widerlegt.

Es gibt eben doch zu viele Unterschiede als dass man behaupten könnte WIR sind alle gleich – dass sind WIR ganz sicher nicht; ich weiss nicht ob leider oder zum Glück.

Ich weiss aber dass nicht alles zu DE passt.
Man sollte nicht immer alles schönfärben und behaupten andere wären Rassisten – dass ist zu einfach und eine Klassifizierung wie IHR sie eigentlich ablehnen solltet.

Mal schauen ob eure Community-Regeln dass aushalten.

TrollDenTroll

Eure Durchsetzung eurer Community-Regeln ist willkürlich und inkonsistent; entweder werden Kommentare komplett gelöscht oder lediglich deren Text – und überdies bereinigt ihr Kommentare so wie es euch gerade passt, eure Community-Richtlinien ist sind nur ein Rechtfertigungsgrund.

Ihr löscht was ihr löschen wollt und lasst stehen was euch gefällt – ihr seid falsch, nicht gerecht, sondern Autokraten die sich für tolerante Demokraten halten.

Natürlich müsst ihr auch dass hier wieder löschen, es darf bloß niemand wissen wie ihr wirklich drauf seid.

Melanie

Sehr schön geschrieben.
Leider ist es das, was den meisten Deutschen fehlt. Die meisten lernen aus Angst. Das wird uns schon in der Schule beigebracht. Du sollst ein Abi machen, sonst bekommst du keinen Job. Ohne Studium bist du nichts.
Jeder kann in jedem Alter dazulernen. Dazu gehört nur die richtige Einstellung.

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