DM bringt Startups per Crowdfunding in die Regale: Besser geht’s nicht
Oatsome, ein Smoothie zum löffeln, führt momentan das Rennen um die begehrten Dm-Regalplätze an. (Foto: Oatsome)
DM geht neue Wege und sucht neue Produkte gemeinsam mit dem Kunden. Ein Startup-Wettbewerb auf Startnext verhilft den Gründern zum Funding für ihr jeweiliges Produkt. Aus den Teilnehmern werden die Gewinner ausgewählt, die ihr Produkt dann in den DM-Regalen wiederfinden.
Der Startup-Wettbewerb von DM und die Crowdfunding-Phase
In einem dreistufigen Wettbewerb wählte eine Jury zuerst 20 Teilnehmer aus, die jetzt auf der Crowdfundingplattform Startnext gleich um mehrere Ziele kämpfen: Funding für ihr Projekt, Reichweite und Listung in über 2.000 DM-Drogeriemärkten. Denn die besten drei Produkte der Startups kommen in den stationären Handel. Was sich für Onlinehändler nach einem Schimpfwort anhört, ist für diese Startups unter Umständen der Durchbruch. Denn eine derart breite Listung führt zu erheblichen Umsätzen.

(Screenshot: Startnext/DM)
Die Jury ist neben DM-Mitarbeitern prominent besetzt gewesen: Götz Werner, der DM-Gründer, warf ebenso einen Blick auf die innovativen Produkte der Teilnehmer wie Philip Siefer von Einhorn Kondome und Denis Bartelt von Startnext. Jetzt sind die Kunden am Zug, denn die drei Startnext-Projekte mit den meisten Unterstützern haben nicht nur ihr Funding, sondern auch einen Platz in den DM-Regalen gewonnen.

(Foto: Startnext/DM)
Auch wenn die Crowdfunding-Aktion von der Aufmachung her klare Züge einer PR-Kampagne trägt, ist es ein innovatives und lobenswertes Projekt, das Nachahmer finden wird. Denn im Prinzip ist das die Einkaufsform der Zukunft für Einzelhändler.
Der Kunde entscheidet schon vor der Sortimentsaufnahme, was sich lohnt
Der wirtschaftliche Vorteil für DM liegt klar auf der Hand: Die Produkte, die viele Unterstützer finden, werden sich später auf der Fläche auch gut verkaufen. Hier hat das Unternehmen durch den Crowdfunding-Wettbewerb quasi noch vor der Sortimentsaufnahme getestet, wie das Produkt am Markt angenommen wird.
Die Startups und ihre Produkte

(Screenshot: Startnext/DM)
Mit Stand heute führen die Startups Oatsome mit einem Smoothie zum Löffeln, Nupro mit einem umweltfreundlichen Proteinshake und Angelique’s Finest mit einem afrikanischen Fairtrade-Kaffee aus Frauenhand. In der Galerie zeigen wir die Projekte und Produkte in der Übersicht. Noch rund 50 Tage können Unterstützer ihr Lieblingsprodukt fördern und mit ihrem finanziellen Beitrag abstimmen.
Der Einkauf der Zukunft
Der Einkauf ist bei solchen Filialbetrieben zentral und von Fachleuten organisiert. Die meist viele Jahre in der Branche tätigen Spezialisten in diesen Abteilungen prüfen Produkte auf ihre Tauglichkeit für das eigene Sortiment und versuchen einzuschätzen, wie die eigenen Kunden auf das Produkt reagieren. Nach der Einschätzung dieser Einkäufer wird dann bestellt. Das kann auch mal daneben gehen oder es können auch mal potenzielle Bestseller falsch beurteilt werden.
Digitale vertikale Marken, wie sie auf Marktplätzen entstehen, arbeiten heute anders. Da werden vorhandene Produkte auf dem Marktplatz beobachtet, deren Absatzpotenziale gemessen und dann wird in dieser Sparte ein Produkt gelauncht. In der Regel ein Produkt, das entweder eine Lücke im Angebot schließt, oder den speziellen Nutzen besser erfüllt als andere Produkte dieser Sparte.
Theoretisch könnten Einzelhändler auch extern verfügbare Daten von Marktplätzen nutzen, um in eigenen Kanälen neue Produkte einzuführen, die auf Marktplätzen gut laufen. Die öffentlich einsehbaren Bestsellerränge von Amazon oder Analysetools wie beispielsweise Amalytix oder Sellics bieten dazu Ansätze. Eine weitere Möglichkeit für neue Produkteinführungen ist der testweise Vertrieb auf Marktplätzen, bevor die Produkte endgültig in Produktion gehen und in die eigenen Regale wandern. Marken, die exklusiv beim Einzelhändler angeboten werden sollen, können für Verkaufs-Piloten mit vorübergehenden Markennamen auf Marktplätzen angeboten werden.
Der Ansatz, den DM gewählt hat, bietet zwar weniger Daten, setzt aber gezielt auf die DM-Kunden als Jury. Denn vermutlich werden bei den Startnext-Projekten auch viele Kunden als Unterstützer auftauchen, die bei DM einkaufen. Das einzige Manko des Wettbewerbs aus strategischer Sicht ist der Umfang des Versuchs. Statt zwanzig Produkte ins Rennen zu schicken, von denen später nur drei in den Regalen landen, sollten mehr Projekte und mehr Gewinner ausgewählt werden. Dem Kunden die Auswahl des Sortimentes zu überlassen, ist wirtschaftlich sehr sinnvoll. DM, weiter so. Aber bitte klotzen, nicht kleckern.