
Insgesamt 15 Wohn- und Geschäftsräume des Münchner Unternehmens Finfisher standen im Fokus einer Durchsuchung des Zollkriminalamts. Die Staatsanwaltschaft München ermittle wegen „des Verdachts des Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz gegen Geschäftsführer und Beschäftigte von Finfisher und mindestens zweier weiterer Firmen.“ Das berichten die Fernsehsender BR und NDR.
NGO stellen Strafanzeige gegen Finfisher
Ausgangspunkt der Ermittlungen ist eine gemeinsame Anzeige der Gesellschaft für Freiheitsrechte und anderen Organisationen. Die Anzeigesteller werfen Finfisher vor, Staatstrojaner exportiert zu haben, ohne die dafür vorgeschriebenen Genehmigungen einzuholen.
Dazu soll Finfisher den Recherchen zufolge Unternehmen im Ausland unterhalten haben, über die dann die Verkäufe abgewickelt worden sein könnten – darunter das Unternehmen Raedarius M8 Limited aus Malaysia, das im vergangenen Jahr Überwachungssoftware im Wert von 850.000 US-Dollar an die brasilianische Regierung unter Jair Bolsonaro verkauft haben soll. Weitere assoziierte Firmen sollen in Pakistan, Dubai und Bulgarien unterhalten worden sein.
Auch in Ländern wie der Türkei und Ägypten wollen NGO wie Amnesty International Überwachungssoftware im Einsatz entdeckt und jeweils als Finspy, die Überwachungssoftware Finfishers, identifiziert haben. 2017 soll Finspy danach auf einer türkischen Webseite zum Einsatz gekommen sein, um dort Oppositionelle auszuspähen. In diesem Jahr will Amnesty International die Spionagesoftware im Einsatz bei einer ägyptischen Hackergruppe entdeckt haben.
Das ist Finspy
Finspy ist das Kernprodukt des Herstellers Finfisher. Laut „Reporter ohne Grenzen“ ist Finspy ein Trojaner, der Sicherheitsbehörden „absolute Kontrolle“ über ein Smartphone verschaffen kann. Wegen dieser Fähigkeiten darf das Unternehmen die Software nur innerhalb der Europäischen Union verkaufen, jedoch nur nach Genehmigung an Nicht-EU-Staaten. Dabei soll es eine Exportgenehmigung der Bundesregierung nicht geben.
Finspy wird auch von deutschen Behörden eingesetzt. Wegen des schon länger schwelenden Verdachts gegen Finfisher ist der Einsatz Finspys politisch nicht unumstritten.
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