
E-Tretroller von Lime. (Bild: Lime)
Viele Passanten gucken skeptisch, wenn ein E-Scooter an ihnen vorbeisaust, manche fühlen sich sogar belästigt, wenn sich die Fahrer durch volle Fußgängerzonen an ihnen vorbeischlängeln. Sollten diese Leute ermutigt werden, sich auch mal auf einen Roller zu stellen? Oder sollten die E-Scooter wieder verboten werden, weil sie Platz auf den Radwegen einnehmen und andere Verkehrsteilnehmer gefährden?
Diese Frage stellt sich vor allem in Paris, wo nicht weniger als zwölf verschiedene Unternehmen in elektrische Tretroller investiert haben, und mittlerweile rund 20.000 Modelle in den Straßen der französischen Hauptstadt unterwegs sind.
Das Beratungsunternehmen 6T sprach im April mit über 4.300 Rollerfahrern in Paris, Lyon und Marseille, um herauszufinden, welche Zielgruppe das Angebot von Lime und Co. nutzt.
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Touristen fahren auf Roller ab
Zwei Drittel der Nutzer (66 Prozent) sind männlich. Das entspricht in etwa dem männlichen Anteil unter den Radfahrern (etwa 60 Prozent), kommt aber an die 92 Prozent der männlichen Nutzer von motorisierten Zweirädern noch nicht heran. Besonders beliebt sind die Roller tatsächlich bei Führungskräften, die mehr als die Hälfte der Nutzer ausmachen (53 Prozent). Die zweitgrößte Nutzergruppe bilden mit 19 Prozent die Studenten.
Auch bei Touristen erfreuen sich die praktischen Roller großer Beliebtheit, da jede Sightseeingtour entspannter wird – und so überrascht es kaum, dass 42 Prozent derer, die die E-Scooter nutzen, Touristen sind.
Durchschnittlich kostet eine Fahrt zwischen 15 und 22 Cent pro Minute. Das wiederum hat auch Konsequenzen für die Nutzung. Die durchschnittliche Fahrt ist eher kurz, dauert gerade einmal 19 Minuten und kostet am Ende zwischen 3,85 Euro und 5,18 Euro. Das ist doppelt so teuer wie ein Metroticket in Paris für eine vergleichbare Strecke. Dadurch ist es gut nachvollziehbar, dass zehn Prozent der Fahrten zu zweit gemacht werden.
Und warum werden die Roller genutzt? 69 Prozent der Befragten geben an, dass es ihnen einfach Spaß mache, flexibel ohne Anstrengung durch die Stadt zu fahren, und dazu noch Zeit spart. Allzu intensiv ist die Nutzung jedoch nicht. Nur sieben Prozent mieten sich jeden Tag einen E-Scooter, rund ein Drittel mindestens einmal die Woche. Dass die Roller eher in der Freizeit zum Einsatz kommen, zeigen auch folgende Zahlen: 39 Prozent der Fahrten finden am Wochenende und 30 Prozent zwischen 14 und 17 Uhr statt.
Nicht alles Gold, was rollt
Es gibt aber auch negative Aspekte. Paradoxerweise gaben 59 Prozent der Befragten an, dass sie aufgrund von mangelnder Verfügbarkeit nicht öfter zum Tretroller greifen. Das würde bedeuten, dass die Dinger, die an fast jeder Ecke stehen, meistens schon vergeben sind. 57 Prozent der Fahrer beschweren sich über einen zu hohen Preis, 51 Prozent fühlen sich während der Fahrt unsicher und verzichten deshalb auf eine regelmäßige Nutzung.
Sollte eine Helmpflicht kommen, würden 71 Prozent der Befragten ihre Nutzung reduzieren. Auch wenn die Roller nicht mehr überall abgestellt werden dürfen, sondern es gekennzeichnete Stellplätze gäbe, würden 63 Prozent die Roller weniger nutzen. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) würde sich an einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 15 Stundenkilometern stören, und 41 Prozent daran, dass keine Gehwege mehr befahren werden dürfen.
Auswirkungen auf die Umwelt?
Es wurde viel damit argumentiert, dass die Bürger mit Einzug der E-Roller weniger auf das Auto zurückgreifen und somit auch der Umwelt und dem Klima einen Gefallen tun würden. Die Teilnehmer der Umfrage wurden gefragt, wie sie die Strecke, die sie gefahren sind, ohne den Roller zurückgelegt hätten. Dabei geben nur acht Prozent das Auto oder Taxi an. Fast die Hälfte (47 Prozent) wäre zu Fuß gegangen, der Rest hätte öffentliche Verkehrsmittel (29 Prozent) oder das Fahrrad (neun Prozent) genutzt.
Es bleibt spannend, abzuwarten, wie sich die Nutzung in deutschen Großstädten auf den Verkehr auswirken und wie die allgemeine Akzeptanz der elektrischen Tretroller im Straßenverkehr sein wird.