Ecosia und Qwant wollen gemeinsam eine europäische Alternative zu Google bieten
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der US-Wahlen ist der Ruf nach mehr europäischer Unabhängigkeit wieder lauter geworden. Ecosia und Qwant gehen jetzt mit gutem Beispiel voran: Die beiden Suchmaschinen bündeln ihre Kräfte und gründen mit der European Search Perspective (EUSP) ein neues Joint Venture, das zur digitalen Souveränität in Europa beitragen soll.
Die EUSP hat ihren Sitz in Paris und wird von Qwant-CEO Olivier Abecassis geleitet, beide Unternehmen halten aber jeweils 50 Prozent der Anteile. Während Ecosia auf das Prinzip der Steward-Ownership setzt, einen Ansatz, der auf Selbstverwaltung und Gewinnbeteiligung abzielt, wird das neue Joint Venture außerhalb dieses Modells operieren. Dadurch wird die EUSP in der Lage sein, externes Kapital von Investoren für die langfristige Expansion zu akquirieren.
Ein datenschutzfreundlicher Suchindex für Europas digitale Zukunft
Derzeit entwickeln unabhängige Suchmaschinen in der Regel keine eigene Backend-Technologie, sondern greifen auf bestehende Infrastrukturen zurück. Dies gilt auch für die Bereitstellung von Such- und Nachrichtenergebnissen. Ecosia und Qwant haben in der Vergangenheit ebenfalls auf Microsofts Suchmaschine Bing gesetzt, wobei Ecosia im vergangenen Jahr auf eine Mischung aus Google- und Bing-Suchergebnissen umgestellt hat.
Die EUSP ermöglicht es Ecosia und Qwant jetzt, gemeinsam eine eigene Technologie zu entwickeln und dadurch mehr Kontrolle zu erlangen. Ziel des Joint Ventures ist es, einen datenschutzfreundlichen Suchindex zu entwickeln, der nicht nur von Ecosia und Qwant genutzt wird, sondern auch anderen unabhängigen Suchmaschinen und Technologieunternehmen zur Verfügung steht. Der neue Index soll als wichtige Ressource für die europäische Datenindustrie dienen, indem er beispielsweise einen transparenten und sicheren Datenpool für neue KI-Technologien bereitstellt.
Datenschutz und Nachhaltigkeit als zentrale Werte
Die EUSP plant, ab dem ersten Quartal 2025 den Suchmaschinen-Traffic von Qwant und Ecosia in Frankreich zu bedienen. Das bestehende Entwickler:innenteam von Qwant wird Anfang 2025 an die EUSP übertragen, sobald die Genehmigungen der beteiligten Parteien vorliegen. Bis Ende nächsten Jahres soll dann auch ein wesentlicher Teil des deutschen Traffics von der EUSP übernommen werden.
Ziel der beiden Unternehmen ist aber nicht nur die Entwicklung einer demokratischen, souveränen Technologie auf europäischem Boden – dabei spielen auch die Themen Datenschutz und Nachhaltigkeit für Ecosia und Qwant eine übergeordnete Rolle. Im Vergleich zu anderen großen Suchmaschinen wie Google und Bing könnte die EUSP somit eine interessante Alternative darstellen, die endlich mehr Unabhängigkeit von internationalen Tech-Konzernen schafft.