Ermittler nehmen Darknet-Server in ehemaligem Nato-Bunker vom Netz
Im Kampf gegen Cyberkriminalität haben deutsche Ermittler bei einer Razzia am Donnerstagabend in Rheinland-Pfalz nach fast fünf Jahre andauernden Ermittlungen sieben Tatverdächtige festgenommen. Darunter seien die mutmaßlichen Betreiber des illegalen, in einem ehemaligen Nato-Bunker betriebenen und in der Szene genannten „Cyberbunker“ in Traben-Trarbach.
Die Verdächtigen seien Mitglieder einer international agierenden Bande. Sie seien Betreiber eines „Bulletproof-Hosters“ zur Bereitstellung von Infrastruktur für zahlreiche illegale Darknet-Websites zum Verkauf von Waffen, Drogen, Kinderpornografie, gefälschten Dokumenten und mehr, lautet der Vorwurf des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz.
„Alles, was man sich im Darknet vorstellen kann“
Gegen die Festgenommenen werde wegen illegalen Waffenhandels, Kinderpornografie, Drogenhandels und allem, was man sich im Darknet vorstellen könne, ermittelt, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Trier am Donnerstagabend mit. Bei der Aktion, an der mehrere Hundert Einsatzkräfte beteiligt gewesen sein sollen, habe man insgesamt 18 Durchsuchungsbeschlüsse in Deutschland und im benachbarten europäischen Ausland vollstreckt. Hierbei seien 200 Server, schriftliche Unterlagen, zahlreiche Datenträger, Mobiltelefone und eine größere, nicht näher bezifferte Summe Bargeld sichergestellt worden.
Diese illegalen Angebote und Aktionen sollen über das Rechenzentrum abgewickelt worden sein:
Darknet-Marktplatz „Wall Street Market“
Der im April durch das Bundeskriminalamt und die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) zerschlagene Marktplatz „Wallstreet Market“ sei nach Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt der zweitgrößte illegale Online-Marktplatz weltweit gewesen. Über die Plattform sollen 250.000 Betäubungsmittelgeschäfte mit einem Umsatzvolumen von über 41 Millionen Euro abgewickelt worden sein. Bis vor der Zerschlagung seien über 63.000 Verkaufsangebote eingestellt, 5.400 Verkäufer angemeldet und 1.150.000 Kundenkonten vorhanden gewesen.
Die Betreiber hätten den Marktplatz kurz zuvor in den Wartungsmodus geschaltet und seien im Begriff gewesen, alle hinterlegten Geldbeträge über einen sogenannten „Exit-Scam“ an sich reißen zu wollen. Im Zuge der Ermittlungen seien Wohnungen mehrerer Tatverdächtiger durchsucht, Bargeldbeträge in der Höhe von mehr als 550.000 Euro, Bitcoins und Monero in sechsstelliger Höhe, Schusswaffen, die Serverinfrastruktur sowie zahlreiche weitere Beweismittel sichergestellt worden.
Darknet-Marktplatz „Cannabis Road“
Auf dem Marktplatz „Cannabis Road“ seien 87 Verkäufer von illegalen Drogen aller Art registriert gewesen. Mehrere Tausend Einzelverkäufe von Cannabis-Produkten sollen über den Marktplatz abgewickelt worden sein.
Untergrund-Forum „Fraudsters“
Das im Juli abgeschaltete deutschsprachige Untergrundforum „Fraudsters“ sei ebenfalls über das Rechenzentrum gehostet worden. Die Landeszentrale Cybercrime (LZC) ermittle selbst gegen die Betreiber, heißt es in der Pressemeldung. Es bestehe der Verdacht, dass über diese Plattform mehrere Tausend Betäubungsmittelgeschäfte abgewickelt worden sind.
Darknet-Marktplatz „Flugsvamp 2.0“
Bei dem Marktplatz „Flugsvamp 2.0“ soll es sich um den größten schwedischen Darknet-Marktplatz zum illegalen Verkauf von Betäubungsmitteln handeln. Das Verfahren gegen die Betreiber werde von den schwedischen Ermittlungsbehörden betrieben. Es sollen 600 Verkäufer und etwa 10.000 Käufer auf dem Marktplatz aktiv gewesen sein.
Weitere illegale Marktplätze
Die Plattformen „Orangechemicals“, „Acechemstore“ und „Lifestylepharma“ stehen unter dem Verdacht, den europaweiten Vertrieb synthetischer Drogen in unterschiedlichen Mengen und Beschaffenheiten ermöglicht zu haben. Es gehe um Veräußerungsgeschäfte im fünfstelligen Bereich und die Ermittlungen führe in diesem Fall die Staatsanwaltschaft Köln.
Angriff auf Telekom-Router
Neben dem Hosting der illegalen Darknet-Marktplätze soll zudem ein Angriff auf rund eine Million Telekom-Router Ende November 2016 über einen Server des Rechenzentrums durchgeführt worden sein. Für den Angriff war ein britischer Hacker verantwortlich, der unter den Pseudonymen „Spiderman“ und „Peter Parker“ gearbeitet haben soll. Er wurde vom Kölner Landgericht zu einer Strafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt.
Verfahren beschuldigt 13 Personen
Das Verfahren richtet sich insgesamt gegen 13 Beschuldigte im Alter von 20 bis 59 Jahren, darunter zwölf Männer und eine Frau. Auf Antrag der LZC habe das Amtsgericht Koblenz gegen sechs Männer und die Frau – vier Niederländer, ein Bulgare und zwei Deutsche – Haftbefehle wegen Flucht und Verdunklungsgefahr erlassen.
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Nichts was die Beamten geleistet haben, hat Bedeutung. Es sind doch schon längst die nächsten Marktplätze eröffnet worden. Und bei 5400 Verkäufern und 1.150.000 potenzielle Kunden wird sich dieses Modell auch niemals ändern wenn sich die Drogenpolitik in unserem Land nicht ändert…