10 Millionen digitale Staatsbürger bis 2025: Estland führt E-Residency ein

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Estland öffnet seine Tore: Ab sofort können Interessierte die digitale estnische Staatsbürgerschaft beantragen. (Foto: archer10 (Dennis) / flickr.com, Lizenz: CC-BY-SA)
Ab sofort kann jeder eine digitale Staatsbürgerschaft in Estland beantragen. Das nordeuropäische Land ist der erste Staat, der eine grenzunabhängige Staatsbürgerschaft möglich macht.
Die estnische digitale Staatsbürgerschaft ist nicht mit dem Wahlrecht oder einer Aufenthaltserlaubnis in Estland oder der EU verbunden. Auch einen Reisepass, mit dem man sich unterwegs als Este ausweisen könnte, gibt es nicht. Die Besonderheit der E-Residency liegt vielmehr in den digitalen behördlichen Services, die allen estnischen Staatsbürgern offen stehen.
Estlands E-Residency: Authentifizierung und digitale Signatur
So erlaubt die estnische E-Residency vor allem die digitale Authentifizierung und das Unterschreiben offizieller Dokumente. Digitale Staatsbürger erhalten eine ausweisähnliche Karte mit eingebautem Microchip, auf der ihre biometrischen Daten hinterlegt sind, die sie zur sicheren Identifizierung im Netz nutzen können. Kleiner Haken: Um beispielsweise ein neues Bankkonto zu eröffnen, muss man nach wie vor persönlich nach Estland reisen.

Die E-Residency erlaubt das sichere Identifizieren und Auftreten im digitalen Geschäftsverkehr. (Foto: © cassp – iStock.com)
Das kleine, etwa 1,3 Millionen Einwohner zählende Land erhofft sich von der Initiative vor allem wirtschaftliche Vorteile: „Estland wird von Weltbank und Weltwirtschaftsforum regelmäßig als einer derjenigen Orte eingestuft, in denen sich Geschäfte am einfachsten und effizientesten abwickeln lassen,“ heißt es im Strategiepapier zur E-Residency. Diese Vorteile sollen nun auch Nicht-Anwohnern eröffnet werden.
E-Residency: 10 Millionen neue Staatsbürger bis 2025
Vorstellen können sich die Macher der Initiative zum Beispiel, dass digitale Staatsbürger über das Netz ein Unternehmen in Estland gründen – dadurch, dass alle notwendigen Anträge und Prozesse digital abgebildet werden, müsste man dazu gar nicht vor Ort anwesend sein. Der Service soll vor allem ausländische Unternehmer und Investoren anlocken – für Nichteuropäer bietet die E-Residency in Zukunft eine unkomplizierte Möglichkeit, ein geschäftliches Standbein in der EU zu etablieren.„Ein zweites Standbein für Unternehmer in der EU.“
Für Estland stellt die E-Residency also einen kreativen Weg dar, um die Geschäftstätigkeit im Land weiter anzukurbeln. Bis 2025 will Taavi Kotka, CIO der estnischen Regierung und Kopf der E-Residency-Initiative, zehn Millionen E-Residents gewinnen. Er erhofft sich so, die Zahl der derzeit 80.000 ansässigen Unternehmen im Idealfall zu verdoppeln. Kotka halt selbst schon viele Erfahrungen als Startup-Gründer gesammelt und treibt seit 2013 Estlands digitale Transformation voran.
Estland ist Vorreiter in Sachen E-Government

E-Estonia, die digitale Plattform für estnische Staatsbürger. (Screenshot: E-Estonia)
Für die Esten ist E-Estonia, das digitale Portal rund um die staatliche Aufgabenverwaltung und Bürgerservices, längst Teil ihres Alltags. Hier erhalten sie Einblicke in alle möglichen staatlichen Aufgabenbereiche, von der Gesetzgebung über die polizeiliche Kommunikation bis hin zu Bevölkerungs- und Handelsregistern. Bei Wahlen können sie ihre Stimmen digital abgeben – von überall auf der Welt.
Das kleine nordeuropäische Land hat seinen EU-Mitstreitern in Sachen Transparenz und Bürokratieabbau damit einiges voraus.
Weitere Informationen zur estnischen E-Residency findet ihr auf e-estonia.com, den Ablauf des Antragsverfahrens hier. Wie Martin Weigert von netzwertig.com recherchiert hat, fallen außer einer Bearbeitungsgebühr von 50 Euro keine weiteren Kosten an; in der Anfangsphase ist es allerdings noch erforderlich, die eigene Identität vor Ort in Estland zu bestätigen, bevor der E-Residency nichts mehr im Wege steht. In Zukunft soll die Erst-Identifizierung aber auch in estnischen Konsulaten möglich sein.
Schon ein faszinierendes Volk. Warum hat unsere Regierung in Sachen Internet nichts drauf?
Wenn Die Identifizierung vorerst nur in Estland möglich ist, kurbeln die dadurch auch noch den Tourismus ordentlich an!
Da gibt es übrigens auch andere Lösungen die ebenfalls für europäische Staatsbürger offen stehen.
Zu erwähnen ist hier beispielsweise die Handy-Signatur (www.handy-signatur.at) mit der Neelie Kroes ein Dokument signiert und im Anschluss an Jean Claude Juncker geschickt hat