Excel verursacht Corona-Panne: 16.000 Positivtests in Großbritannien nicht gemeldet

Pandemieverwaltungsprogramm Excel – oder, äh, nee. (Foto: PixieMe / Shutterstock.com)
Ein „technisches Problem“ respektive eine „Computerpanne“ soll nach Angaben der englischen Gesundheitsbehörde PHE (Public Health England) dazu geführt haben, das im Zeitraum zwischen dem 26. September und dem 2. Oktober rund 16.000 positiv auf das neuartige Coronavirus getestete Personen nicht an die Behörde gemeldet worden sind. Die PHE übernimmt in Großbritannien in der Pandemie etwa die Funktion des deutschen Robert-Koch-Instituts.
Erstaunlich: NHS verwaltet PCR-Tests mit Excel
Zuständig für die Meldung der Positivtests an PHE ist die Einheit „Test & Trace“ des NHS (National Health Service), des staatlichen Gesundheitssystems Großbritanniens. Die gerät nun ins Kreuzfeuer der Kritik.
Wie die Daily Mail berichtet, ist die Bezeichnung der Problematik etwa als „Computerpanne“ nicht unbedingt dicht an den Tatsachen. Nach Informationen der Zeitung soll der Grund für den Verlust der Testdaten von 16.000 PCR-Positiven viel profaner sein.
Demnach speichern die Mitarbeiter der Testabteilung des NHS die Daten der positiv getesteten Personen in einer Excel-Datenbank. Das Hinzufügen erfolgt dabei wohl automatisiert als neue Zeile pro Fall. Nun geriet die Excel-Tabelle über die Zeit offenbar so groß, dass sie keine weiteren Zeilen aufnehmen konnte. Dass die automatisiert an die Excel-Tabelle übermittelten Daten nicht gespeichert wurden, fiel den NHS-Mitarbeitern dabei offenbar erst nach Tagen auf.
Für die Zukunft will das NHS das Problem damit umgehen, dass mehrere Excel-Tabellen verwendet werden. Computerexperten sehen in der Maßnahme zwar einen gangbaren Workaround, wundern sich aber deutlich darüber, dass sensible Daten dieses Ausmaßes überhaupt mit Excel verwaltet werden.
Unterqualifizierter Umgang mit sensiblen Daten?
Dadurch steht die zuständige Leiterin des Test-&-Trace-Dienstes des NHS, Dido Harding, in der Kritik. Ihr wird nun vorgeworfen, einen unterqualifizierten Umgang mit den Testdaten zu betreiben. Über erforderliche Konsequenzen wird heftig debattiert.
Aus der nun erfolgten Nachmeldung der 16.000 zunächst nicht erfassten Tests ergeben sich weitere Fragen, die die britische Regierung zunächst nicht beantworten konnte. Dabei dürfte die wichtigste die sein, ob die Beurteilung der Pandemielage auf der Basis der neuen Zahlen nun ebenfalls einer Anpassung bedürfte. Dem erteilte Premierminister Boris Johnson zwischenzeitlich eine Absage.
Weiterhin unklar ist indes, ob die nicht in der Excel-Tabelle gelisteten Personen von den örtlichen Gesundheitsämtern sachgerecht behandelt wurden und ob eine Kontaktnachverfolgung stattgefunden hat. Es wird erwartet, dass noch am Montag eine Aussprache zum Thema im Parlament stattfindet.
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