Das zeigen Zahlen der Beratungsfirma Barkow Consulting, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Demnach erhielten die Finanz-Startups mit 716 Millionen Euro zwar eine neue Rekordsumme von Investoren – doch die Wachstumsrate von neun Prozent gemessen am Vorjahr lag weit unter den Steigerungen von 2016 (45 Prozent) und 2015 (135 Prozent).
Finanz-Startups, die Anlegern etwa Zinsvergleiche für Tagesgeld, Vermögensverwaltung, Kredite oder neue Bezahlverfahren im Internet anbieten, galten lange als Boom-Branche und Gefahr für etablierte Banken. Nun zeichnet sich aber ab, dass sich nur wenige große Gründer durchsetzen und oft auf Kooperationen mit Geldhäusern setzen. Kooperationen mit Banken und Versicherungen dienen dabei nicht nur als gute Finanzierungsquelle, sondern stärken zugleich die Credibility der jeweiligen Unternehmen und tragen – sofern die Kooperation nicht exklusiv erfolgt – auch dazu bei, dass weitere Unternehmenskunden leichter zu akquirieren sind.
„Das Finanzierungsumfeld für deutsche Fintechs wird schwieriger“, sagte Berater Peter Barkow gegenüber der dpa. Das Wachstum der Investorengelder sei gemessen an der Rate in Großbritannien gering, wo nach abflauenden Brexit-Sorgen 2017 eine Verdreifachung erwartet werde. In Deutschland treffen die Fintech-Unternehmen auch auf strenge Reglementierungen. Insbesondere die Bafin und die Bundesbank hatten in der Vergangenheit stets betont, die Startups nach denselben strengen Regeln behandeln zu wollen wie die etablierten Geldinstitute. Das kann einerseits zwar eine Hürde sein, stärkt andererseits aber auch das Vertrauen der etablierten Partner in die „jungen Wilden“.
Fintech-Szene: Verdrängungswettbewerb und weniger Euphorie
In Deutschland gebe es einen Verdrängungswettbewerb, führt die Barkow-Studie weiter aus. So hätten allein die zehn größten Fintechs zusammen 44 Prozent der Investorengelder erhalten, darunter das Kreditportal Kreditech mit einer Finanzierungsrunde von 110 Millionen Euro. Auch habe die Zahl der Finanzierungen insgesamt erstmals seit langem stagniert.
Dass sich die Fintech-Euphorie zumindest zahlenmäßig abschwächt, zeigt sich schon länger. Zuletzt fiel auch die Zahl der neu gegründeten Startups. Eine „harte Landung“ der Branche erwartet Barkow 2018 aber nicht: „Noch gibt es keine Alarmsignale.“ In Deutschland gab es laut Barkow Consulting und der Bank Comdirect im September 2017 knapp 700 aktive Fintechs.
Doch es gibt auch andere Stimmen: So urteilte die Unternehmensberatung EY noch im Oktober, die Branche sei auch in Deutschland immer noch auf einem guten Wachstumskurs. Laut EY profitiere gerade Frankfurt auch zahlenmäßig noch vom Brexit, wobei neben den Bankdienstleistungen auch der Immobilienbereich zunehmend an Bedeutung gewinne. Und in einer weiteren Hinsicht hat sich die Branche gewandelt: Während Finanz-Startups in der Vergangenheit vor allem im Endkundenbereich aktiv waren, steigt in den letzten zwei Jahren der Anteil an Unternehmen, die einzelne Bereiche des B2B-Geschäfts adressieren: Entweder indem sie bestimmte Prozesse oder Teilbereiche des etablierten Geschäfts vereinfachen und untermauern, oder indem sie zur Konkurrenz für Banken und Versicherungen werden (aber gezielt auf B2B setzen).
Mit Material von dpa