Forscher wollen durch künstliche Intelligenz mit Tieren reden
Das Besondere an diesem Vorhaben: Sie möchten es auf das gesamte Tierreich anwenden. Wie die renommierte englische Tageszeitung The Guardian berichtet, plant das in Kalifornien ansässige gemeinnützige Earth Species Project (ESP), das im Jahr 2017 mithilfe von Silicon-Valley-Investor:innen wie etwa dem Linkedin-Mitbegründer Reid Hoffman gegründet wurde, als ersten Schritt, die Tierkommunikation durch maschinelles Lernen zu entschlüsseln.
Das System soll „von Würmern bis zu Walen“ funktionieren
ESP-Mitbegründer und Präsident Aza Raskin erklärte, dass die Forschungsgruppe Menschen dabei helfen möchte, mit so vielen Arten wie möglich zu kommunizieren oder sie zumindest zu verstehen.
„Wir sind Arten-Agnostiker“, sagte Raskin dem Guardian und ergänzte, dass die Übersetzungsalgorithmen, an denen das ESP arbeite, darauf ausgelegt seien, in der gesamten Biologie zu funktionieren, „von Würmern bis zu Walen“.
Wie bedeutsam das Projekt für die Forscher:innen ist, machte Raskin dadurch deutlich, dass er den Weg dorthin mit der ersten Mondlandung verglich. Das hat auch damit zu tun, dass Tiere so wie auch Menschen verschiedene Formen der nonverbalen Kommunikation haben. Bienen etwa führen einen speziellen Wackeltanz auf, um sich gegenseitig anzuzeigen, auf welcher Blüte man am besten landet.
Algorithmus soll nachgeahmte Tierrufe erzeugen
Trotz der großen Herausforderungen, vor denen die Gruppe steht, kann das Projekt erste Fortschritte vorweisen. Einer davon ist ein experimenteller Algorithmus, der angeblich erkennen kann, welches Individuum in einer lauten Gruppe von Tieren „spricht“. Berichten zufolge kann ein zweiter Algorithmus nachgeahmte Tierrufe erzeugen, um direkt mit ihnen zu kommunizieren.
„Die Künstliche Intelligenz spricht die Sprache“, erklärte Raskin, „auch wenn wir noch nicht wissen, was es bedeutet.“ Den Forschenden ist allerdings bewusst, dass ihre Arbeit alleine nicht ausreichen wird, um den Tierschutz voranzutreiben. „Das sind die Werkzeuge, die es uns ermöglichen, die menschliche Brille abzunehmen“, betonte er, „und ganze Kommunikationssysteme zu verstehen.“
Riesige Herausforderung
Ob eine KI alleine allerdings ausreichen wird, um die Kommunikation mit anderen Arten zu ermöglichen, weiß selbst Raskin im Moment nicht zu beantworten. Viele Arten würden auf eine Art und Weise kommunizieren, „die komplexer ist, als es sich Menschen jemals vorgestellt haben“, erklärte er.
Kevin Coffey, ein Neurowissenschaftler an der University of Washington, der ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist, drückte es so aus: „Es ist eine aufregende Idee, aber es liegt ein weiter Weg vor uns.“