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Forschungseinschnitte in den USA: Welche Folgen fehlende Klimadaten haben können

Die US-Regierung hat beschlossen, bestimmte Datenquellen nicht mehr erfassen zu lassen, um Geld zu sparen. Der Verlust langfristiger Forschungsinformationen sorgt für einen verheerenden Einschnitt in die Klimawissenschaften.

Von MIT Technology Review Online
3 Min.
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Der CO2-Ausstoß auf der Erde fördert den Klimawandel. (Foto: Shutterstock/kapichka)

In den letzten Monaten und insbesondere in den letzten Wochen gab es eine Flut von Nachrichten über geplante Kürzungen im Wissenschaftsbereich in den Vereinigten Staaten von Amerika. Forscher:innen und beteiligte Beamten schlagen jetzt Alarm. Sie befürchten, dass die verringerten Budgets dazu führen könnten, dass die Wissenschafts-Community wichtige Daten verlieren könnte, die dabei helfen, atmosphärische Abläufe in der Welt und die möglichen Auswirkungen des Klimawandels zu verstehen.

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Die US-Ausgabe von MIT Technology Review berichtete etwa darüber, wie wichtig es wäre, die Temperatur der Schneedecke in den Bergen im Westen des Landes regelmäßig zu messen. Der im Frühjahr schmelzende Schnee ist eine wichtige Wasserquelle für die gesamte Region. Die Überwachung der Temperatur weit unter der obersten Schneeschicht könnte Wissenschaftler:innen helfen, genauer vorherzusagen, wie schnell das Schmelzwasser die Berge hinunterfließt, sodass Fachleute aus der Landwirtschaft, Unternehmen und Anwohner:innen entsprechend planen können. Das Problem: Langjährige Regierungsprogramme zur Überwachung der Schneedecke im Westen gehören zu den Programmen, die von Kürzungen der US-Bundesregierung bedroht sind. Die Daten könnten zukünftig fehlen.

Was sind die Folgen des Datenverlustes?

Ebenfalls in Gefahr sind offenbar langfristige Messungen des CO₂-Wertes in Hawaii, wichtige Hurrikan-Vorhersageinstrumente und eine Datenbank, die die wirtschaftlichen Auswirkungen von Naturkatastrophen erfasst. Aber was verlieren wir konkret, wenn diese Datenquellen  in Gefahr sind? Nehmen wir zum Beispiel die Arbeit am Mauna Loa Observatorium, das sich auf der Nordseite des größten aktiven Vulkans der Welt befindet. In dieser Einrichtung auf Hawaii messen Forscher:innen bereits seit 1958 die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre. Die daraus resultierende Grafik, die sogenannte Keeling-Kurve (benannt nach Charles David Keeling, dem Wissenschaftler, der diese Messungen ins Leben gerufen hat), ist eine zentrale Säule der Klimaforschung. Sie zeigt, dass Kohlendioxid, das wichtigste Treibhausgas, das die Erde erwärmt, in der Atmosphäre von etwa 313 ppm (Parts per million) im Jahr 1958 auf heute über 420 ppm angestiegen ist.

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Die geplanten Kürzungen bei der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), die auf US-Bundesebene für die Wetter- und Meereskunde zuständig ist, gefährden nun aber die Zukunft der Fortschreibung der Keeling-Kurve. Ralph Keeling (derzeitiger Leiter des Projekts und Sohn von Charles Keeling) schreibt in einem Artikel, was das für Auswirkungen haben könnte: „Wenn diese Kürzungen durchgesetzt würden, wäre das ein Albtraum für die Klimawissenschaft, nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern weltweit.“ Die Warnung findet derzeit in der gesamten Klimaforschungswelt Widerhall. Ein Labor in Princeton, das die nach Meinung vieler Beobachter:innen besten Klimamodelle für Hurrikanvorhersagen erstellt, könnte aufgrund der Budgetkürzungen der NOAA ebenfalls in Schwierigkeiten geraten. Vorvergangene Woche gab die NOAA schließlich bekannt, dass sie die wirtschaftlichen Auswirkungen der größten Naturkatastrophen in den USA nicht mehr in einer Datenbank erfassen werde.

Albtraum für die Klimawissenschaft

Einige der größten Klimaschutzmaßnahmen des Landes – oder gar des Planeten – könnten die Auswirkungen dieser Kürzungen zu spüren bekommen. Hinzu kommt, wie das Projekt zur Messung der Schneetemperatur zeigt, dass auch viele Spezialgebiete bedroht sind. Doch selbst scheinbar nischenhafte Arbeiten können enorme Auswirkungen haben – nicht nur auf die Forschung, sondern auch auf betroffene Menschen.

Das gefrorene Reservoir der sogenannten Sierra-Schneedecke liefert etwa ein Drittel des Grundwassers in Kalifornien sowie den Großteil des Wasserbedarfs der Städte im Nordwesten Nevadas. Forscher hofften, den Behörden dabei zu helfen, die zeitlichen Schwankungen der Wasserversorgung in der Region besser vorherzusagen.

Wasserstandsdaten auf einem Zettel notiert

Das erinnerte an El Paso, Texas, das die US-Ausgabe von MIT Technology Review bereits vor einigen Jahren besucht hatte. Landwirt:innen gaben dort bereits vor einigen Jahren an, wie schwer es ist, für ihre Ernten auf das Wasser aus dem Rio Grande und das schwindende Grundwasser angewiesen zu sein. Das Wasser kommt im Frühjahr aus den Bergen von Colorado und New Mexico und wird im Elephant Butte Reservoir gespeichert. Ein Landwirt zeigte seitenlange Notizen zu den Aufzeichnungen über den Wasserstand des Stausees, die er sorgfältig von Hand kopiert hatte. Diese zerknitterten Seiten waren ein deutliches Zeichen: Öffentlich zugängliche Daten wie diese waren für seine Arbeit von entscheidender Bedeutung.

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Wissenschaftliche Forschung, insbesondere wenn sie mit solch geduldiger Datenerhebung verbunden ist, ist auf den ersten Blick nicht immer spannend. Ihre Bedeutung wird daher oft übersehen. Aber angesichts der anhaltenden Kürzungen sollten wir wachsam bleiben, sagen Experten. Denn ein weiterer Verlust könnte unsere Fähigkeit beeinträchtigen, den Klimawandel zu verfolgen, zu bekämpfen – oder uns gar daran anzupassen.

Der Text stammt von Casey Crownhart. Sie ist Redakteurin bei der US-amerikanischen Ausgabe von MIT Technology Review und deckt die Themenbereiche Klima, (erneuerbare) Energie und Transport ab.
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