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Dinge, die SEO-Experten lieber verschweigen

Die Beziehung zwischen einem SEO und seinen Kunden oder Vorgesetzten ist nicht immer einfach. Vor allem ist sie sehr abhängig von einer dritten Partei, auf die wir keinen echten Einfluss haben: Google. Welche Dinge dir dein SEO deshalb vielleicht lieber verschweigt, deckt der 13. t3n SEO-Check auf.

Von Christian B. Schmidt
5 Min. Lesezeit
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(Foto: Christian B. Schmidt)

Hinweis: Wir haben in diesem Artikel Provisions-Links verwendet und sie durch "*" gekennzeichnet. Erfolgt über diese Links eine Bestellung, erhält t3n.de eine Provision.

Misstrauen und verbrannte Erde

In der SEO-Branche wurde viel verbrannte Erde hinterlassen. Mit dem schnellen Geschäft mit schlechten Texten und billigen Backlinks haben einige einen Reibach gemacht und andere wurden nach Abstrafungen in den Ruin getrieben. Daher herrscht in vielen Gesprächen mit potenziellen Kunden zunächst einmal Misstrauen. Niemand will eine falsche Entscheidung treffen.

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Andererseits machen es sich viele Auftraggeber wiederum zu leicht, indem sie weiterhin Wunder durch SEO erwarten. Durch Halbwissen aus der Vergangenheit und geblendet von den Versprechen manch unseriöser Anbieter haben Kunden weiterhin sehr hohe Erwartungen an die Suchmaschinenoptimierung. Die schwierige Wahrheit wollen die wenigsten Vorgesetzten und Kunden hören. Das führt meines Erachtens dazu, dass wir Suchmaschinenoptimierer wieder gezwungen sind, einfache Lösungen zu präsentieren. Dabei werden die folgenden fünf Dinge gerne mal verschwiegen.

1. Den Brand-Traffic gäbe es auch ohne SEO

Gerade bei bekannten oder in einer Branche etablierten Unternehmen suchen viele auch nach dem Marken- oder Firmennamen. Hier erscheint die entsprechende Firmenwebsite dann in der Regel von allein, außer wenn das Ranking durch technische Fehler verhindert wird. Doch die wenigsten machen sich ein Bild davon, wie hoch der Anteil des Brand-Traffics über SEO ist. Was bei Google Ads üblich zu sein scheint, hat sich im SEO-Bereich noch nicht so durchgesetzt. Dabei lässt sich über die Google Search Console oder Tools wie Semrush* leicht herausfinden, wie hoch der Brand-Traffic-Anteil ist.

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bosche.eu erhält fast die Hälfte des organischen Traffics nur über Brand-Keywords. (Screenshot: semrush.com)

2. Der Sichtbarkeitsindex ist oft wenig aussagekräftig

Der Sichtbarkeitsindex von Sistrix* ist eine in der SEO-Branche etablierte Kennzahl, die gerne zur Beurteilung des SEO-Erfolgs herangezogen wird. Oberflächlich ist das bei größeren Websites mit Mainstream-Themen auch durchaus legitim. Doch der Sichtbarkeitsindex basiert nur auf 250.000 Keywords, die Sistrix als allgemein besonders relevant einstuft. Es gibt jedoch Websites, die einen vergleichsweise hohen Indexwert haben, aber nicht gut bei den für das Geschäftsmodell wichtigen Keywords ranken. Genauso gibt es viele Websites, die eine sehr geringe oder sogar null Sichtbarkeit laut Sistrix haben, aber zu den profitablen Keywords Top-Positionen besetzen. In diesen Fällen ist der Sichtbarkeitsindex also wenig aussagekräftig für den tatsächlichen SEO-Erfolg.

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yogaladen-offenbach.de hat zwar einen sehr geringen Sichtbarkeitsindex, rankt aber zu den für das Geschäft wichtigsten Keywords in den Top 10. (Screenshot: sistrix.com)

3. Die Google-Updates sind nicht mehr nachvollziehbar

Seitdem es Google-Updates gibt, versuchen SEO-Experten, sie zu entschlüsseln und nachzuvollziehen, welche Änderungen durchgeführt wurden. Viele Jahre ging das auch durchaus gut und teilweise kommunizierte Google sogar die Hintergründe seiner Updates. Panda strafte Inhalte von geringer Qualität ab, Penguin unnatürliche Backlinks, und so weiter. Doch seit einiger Zeit macht es uns Google nicht mehr so leicht. Die Zeiten der eindeutigen Updates scheinen vorbei. Phantom- und Core-Updates prägen die Berichterstattung. Weiterhin machen sich die schlausten Köpfe mit den größten Analysedatenbanken darüber Gedanken, welche Ziele die letzten Updates verfolgten, um diese entsprechend zu benennen. Doch selbst wenn sich ansatzweise noch Muster erkennen ließen – wie beim Medic-Update, das wohl besonders Medizin- und Finanzseiten betraf –, bleibt diese Vorgehensweise umstritten. Auch Google widerspricht dem in öffentlichen Statements (natürlich). Außerdem lassen sich viele Beispiele finden, die ebenfalls betroffen waren, aber nicht aus einem der genannten Bereiche stammen.

Obwohl alle-meine-vorlagen.de nichts direkt mit Medizin- oder Finanzen zutun hat, litt die Domain scheinbar unter dem Medic-Update. (Screenshot: sistrix.com)

4. Viele SEO-Maßnahmen bringen gar nichts (außer Arbeit)

SEO-Experten lieben Scores und Kennzahlen. Früher war es der Pagerank, heute ist es der Sichtbarkeitsindex. Auch Onpage-Tools wie Ryte* zeigen mittlerweile einen Onpage-Score oder Site-Health-Index an. Gefolgt wird der Wert von einer Checkliste an Fehlern, die man beheben muss, um 100 Prozent zu erreichen. Diese Art der Gamification ist zwar einerseits motivierend und schafft einen schnellen Eindruck, kann aber auch in die falsche Richtung führen. Die meisten genannten Punkte haben nämlich keinen wirklichen Impact auf die Rankings. Gerade sehr einfache Beurteilungen wie die Reihenfolge der H-Überschriften sind oft vernachlässigbar. Ich wurde gerade kürzlich von einem Website-Betreiber darauf angesprochen, dass er nun zwar in seinem SEO-Tool über 90 Prozent erreiche, aber immer noch keine besseren Rankings hätte. Genau daran merkt man wieder, dass das reine Optimieren für einen SEO-Score eines Tools noch kein erfolgreiches SEO ausmacht. Dabei kommt es nämlich heute vielmehr auf die richtige Strategie und Inhalte an. Solange die technischen Grundlagen erfüllt sind und es sich nicht um eine große oder komplexe Website handelt, kann man die meisten SEO-Fehlermeldungen der Tools vernachlässigen.

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stollen-online.de hat zwar einen geringen Onpage-Quality-Score, doch die Behebung der genannten Probleme wird die Rankings wohl kaum verbessern. (Screenshot: ryte.com)

5. Linkkauf ist immer noch das Einfachste

Seit den Penguin-Updates von Google herrscht Verunsicherung in Bezug auf Backlinks. Dabei ist das Linkbuilding in den meisten Bereichen immer noch ein wichtiger Bestandteil der SEO-Strategie, um im Wettbewerb bestehen zu können. Allerdings ist der Linkaufbau, ohne die Linkgeber zu bezahlen, extrem aufwendig und damit oft viel teurer. Viele Firmen scheuen die damit verbunden Kosten und schwenken wieder um auf den Linkkauf. Zwar hat die Branche einen kräftigen Umbruch erlebt, aber seitdem Penguin 4.0 Backlinks in „Echtzeit“ bewertet, findet man Linkhändler wieder an allen Ecken. Schließlich muss man nicht mehr Monate oder sogar Jahre auf eine Neubewertung warten, wenn man eine Abstrafung erhalten hat. Solange sich der Auftraggeber oder Vorgesetzte des potenziellen Risikos bewusst ist, will ich diese Form des Linkbuildungs auch nicht grundsätzlich verteufeln. Allerdings höre ich in letzter Zeit immer wieder, dass einige SEO-Dienstleister ihren Kunden nicht offenlegen, welche Backlinks sie für deren Geld aufgebaut haben. So weiß man nicht, ob beispielsweise Forenspam oder andere überholte Linkaufbaumethoden betrieben wurden. Die fehlende Transparenz ist hier ein absolutes No-Go und schadet der Branche. Davon sollten man also als Kunde und Dienstleister besser Abstand halten.

taubenweiss.de hat Backlinks aus Foren, die offensichtlich von Spamaccounts stammen. (Screenshot: sistrix.com)

Bevor du wutentbrannt kommentierst

Ich bin mir bewusst, dass dieser Artikel – besonders der Titel – polarisieren kann. Mein Ziel ist es jedoch nicht, die Arbeit anderer SEO-Experten schlechtzureden. Natürlich gibt es da draußen mehr seriöse Suchmaschinenoptimierer als unseriöse. Ich stehe selbst immer wieder vor der Herausforderung, dass ich mich für Dinge rechtfertigen muss, die nur Google beeinflussen kann. Der Artikel soll auch nicht den Eindruck erwecken, dass es verwerflich ist, seine Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen zu machen und dann im besten Licht dastehen zu lassen. Vielmehr geht es mir darum, die Aufmerksamkeit der Auftraggeber und Vorgesetzten zu erwecken, und ihnen klar zu machen, dass es keine einfachen Antworten mehr in der Suchmaschinenoptimierung gibt. Sie tun sich selbst keinen Gefallen, wenn sie diese einfordern, ohne sich weiter mit dem Thema beschäftigen zu wollen. Vielleicht stehe ich mit diesem Problem auch alleine da, die Kommentare werden es wohl zeigen. Ich bin gespannt.

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7 Kommentare
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Dein t3n-Team

Nicolas Yi Shu

Hallo Herr Schmidt,
wollen Sie und Ihre Kollegen in Kommentaren eigentlich gesietzt oder gedutzt werden? Ich bin mal so höflich und spreche Sie mit „Sie“ an.
Ihr Artikel ist polarisierend, aber genau deshalb habe ich ihn auch gelesen. Ich selber komme aus dem Online-Marketing-Bereich und habe mich viele Stunden mit Googles Updates beschäftigt. Ich musste nach 1-2 Jahren dann feststellen, dass SEO am besten funktioniert, wenn man variiert, weil man nur durch Diversifikation Erfolge erzielt, ganz nach dem Motto: je weiter gestreut, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man irgendwo was richtig gemacht hat.
Spaß beiseite, ich stimmte Ihren Argumenten zu 100% zu. Ich selber habe noch nie einen Link gekauft, aber ich gebe zu, schon mal mit den Gedanken gespielt zu haben., denn manchmal kann der Google-Algorithmus einen echt zur Verzweiflung bringen.
Jedenfalls hat mir der Artikel gefallen und ich bin froh, dass ich nicht der Einzige bin, der SEO nicht als das Allheilmittel sieht. Ich sag bloß: CONTENT IS KING!

Antworten
Lars

Hallo Christian,
ein weiterer sehr guter Artikel aus diesem Bereich der SEO-Welt. Danke dafür. Ich kann viele der dort aufgeführten Punkte nachvollziehen und bestätigen, von der Auftraggeberseite her. Obwohl wir eine der größeren Agenturen dafür beauftragt haben, ist die Umsetzung eher wie oben beschrieben. Und seit ich mich Dank dieser Artikel auch selbst tiefer mit diesem Thema beschäftigt habe und mal unsere eigenen Backlinks prüfe, muss ich feststellen das es hier Spam-Einträge in zB Foren für Kinderbekleidung gibt, wo darauf hingewiesen wird, wie toll irgendein ominöser User dort ein Problem mit seinem kleinen Sohn durch ein Produkt „Link zu unserer Seite“ gelöst hat. Seltsam und irgendwie unnatürlich, denn wir sind im Maschinenbau tätig. Wenn er also nicht nen Android als Sohn hat…. Nun den, schade um das viele monatliche Geld was man für den beauftragten, manuellen Backlinkaufbau und die Textgestaltung und Keywordanalysen vertragluch ausgibt. Ist aber schon gekündigt, diese Agentur. Haben uns wohl von deren Größe blenden lassen.

Antworten
Steven Broschart

Ich bin schon seit so vielen Jahren als Suchmaschinenoptimierer unterwegs und würde soweit alle Punkte aus eigener Erfahrung bestätigen. Als polarisierend empfinde ich ihn auch nicht, denn es ist ja alles schlüssig begründet …

Antworten
Jamaniar

Na Ja, Sie haben Recht,,,, aber wieso die Indexbarkeit ihres Seitse sieht so schlect aus …. Komisch für eine SEO-Experte …???

Antworten
Werbefan

Jep, super „content is kind“, was für eine Aussage – würde eher sagen Nutzen ist King. Wenn die Bouncing Rate und die Onpage-Opimierung stimmen, dann müssen auch keine Romane veröffentlicht werden, ein paar Sätze tuns auch. Mache den Stuff schon seit fast 15 Jahren. Am Responsiven Webdesign, SSL und einer schnellen (Speedpage Test um die 80-90) und sauberen Programmierung kommt man nicht drumherum, wenn man ranken will. Links ist auch klar, aber nicht 1000 Stück für ein paar Rubel. Eine gute Usability in Kombination mit USP (Alleinstellungsmerkmal) ergibt eine Zielgruppengerechte Seite, die die Bedürfnisse der Besucher abdeckt und somit auch die von Mr. Goo

Antworten
Michael

Es werden dem Kunden von vielen SEO Experten immer noch Wunder versprochen, die sich am Ende nicht einhalten lassen. Das ist genauso wie mit den Versprechungen vom schnellen Geld mit AdSense.

Natürlich gelten auch heute noch gewisse Grundregeln für die Suchmaschinenoptimierung, aber unterm Strich erreicht man dauerhaft ein gutes Ranking nur durch Arbeit, Arbeit und nochmal Arbeit. Und natürlich auch etwas Geduld, je nachdem wie groß die Konkurrenz ist.

Ich habe mich einfach darauf konzentriert relevanten Content zu produzieren, und nicht nur Clickbait zu betreiben. Damit bin ich bis jetzt gut gefahren. Wenn man als wichtigstes Kriterium für SEO immer zuerst den Nutzer im Fokus hat, gehen manche Dinge ganz von allein.

Antworten
Hans Braumüller

Hallo,

ja, ich beschäftige mich auch hauptsächlich mit Content und seiner Strukturierung, wobei ich nicht mehr Google, sondern den Besucher im Fokus habe. Die Technik muss natürlich stimmen, aber das gehört zum Handwerk. Wegen der Sichtbarkeit, arbeite ich mit eigenen Keyword-Sets, wo das Tool von Sistrix (es gibt auch andere) mir eine Projektsichtbarkeitsindex ermittelt. Das benutze ich zur Kontrolle und zur Überwachung der Hauptkonkurrenten. Für die eigene Site ist die Search Console von Google unersetzbar, das ergibt einem immer einen genauen Stand. Aber das Holen des Traffics ist immer nur der erste Schritt, es kommt mehr darauf an, was dann auf der Site passiert, und ob der Content anhand der Ziele konvertiert, erst dann kann man vom Erfolg sprechen.

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