Fynn Kliemann plant eigene Kryptowährung – der Heimwerker-King im t3n-Porträt
Unser Besuch im Kliemannsland findet an einem sonnigen Septembertag statt. Der ehemalige Reiterhof, den der Youtube-Star und Internet-Unternehmer Fynn Kliemann in eine Art Freiluftspielplatz für sich und seine Freunde umfunktioniert hat, liegt verschlafen an der Dorfstraße von Rüspel, einem kleinen Ort im niedersächsischen Landkreis Rotenburg (Wümme). Grüne Scheunen und ein Backsteinhaus säumen die Einfahrt, auf dem Maisfeld gegenüber schrauben Bauern an einem Traktor herum, es riecht nach Kuhmist. Typisch Norddeutsch eben. Mehr Kaff geht nicht.
Kreativkommune mit mehr als 50.000 Bürgern
Hinter dem Bretterzaun des Gehöfts aber offenbart sich eine groteske Parallelwelt: Verkatert wirkende Gestalten klettern mit Smartphones bewaffnet aus Zelten und bunt bemalten Wohnwagen, unweit von einem ausgebaggerten Tümpel, in dem ein U-Boot vor Anker liegt. Eine junge Frau in Pyjama schleppt sich an Krücken über den Hof. Sie hat sich beim Skateboardfahren mehrfach das Becken gebrochen, erzählt sie. Eine Tafel an der Scheune zeigt an, wie viele Tage seit dem letztem Unfall verstrichen sind: null. Flankiert wird das Gelände von meterhohen Holztürmen, die zwischen Pferdeställen und Gemüsegärten aussehen, als würde hier eine Festung gegen Zombies verteidigt.
Das Kliemannsland beherbergt schon mehr Menschen, als Rüspel überhaupt Einwohner hat. Zumindest digital: Über 50.000 sind es, die sich online als Bürger registriert haben, um sich am Aufbau der utopisch-interaktiven Kommune zu beteiligen. Sie votieren online für die nächsten Bauprojekte und pilgern, etwa zu besonderen Events, auch selbst an den Ort des Geschehens. Immer Mittendrin: Fynn Kliemann, zerzaustes Haar und stets im Skaterlook unterwegs. Er ist der selbsternannte Heimwerker-King mit einer halben Million Abonnenten bei Youtube, Agenturbetreiber, Software-Unternehmer und seit Kurzem auch Musiker.
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Kryptowährung in Planung
Kliemanns Projekt an diesem Tag: Eine Badewanne – kein Witz – soll als Anhänger an einem motorisierten Buggy befestigt werden. Zwischen Buggy-Probefahrt samt Crash, aufwändigen Schweißarbeiten und anschließender Anhänger-Testfahrt mit Achsenbruch nimmt er sich Zeit, um uns von seinen aktuellen Projekten und künftigen Plänen zu erzählen. Denn Kliemann ist nicht nur Quatschmacher, sondern durchaus ein ernstzunehmender Unternehmer. Wenn er nicht gerade lustige Internet-Videos dreht, hockt er zehn Kilometer vom Hof entfernt in einem Büro und schreibt Code. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Florian Bottmann betreibt er die Online-Agentur Herrlich Media, nebenbei verkauft er Portemonnaies aus recyceltem Kunststoff und kümmert sich in Zusammenarbeit mit einem Schlachter um den Online-Vertrieb von Rumpsteaks.
Ende September hat Kliemann mit „Nie“ ein eigenes Album veröffentlicht – komplett in Eigenregie. Und auch für das Kliemannsland gibt es große Pläne: „Meine Vision ist, dass wir uns hier autark versorgen können“, verrät Kliemann uns. Die Kliemannsländler sollen nicht nur Lebensmittel anbauen, sondern bald auch den Strom selbst produzieren. Mit ersten Partnern, die entsprechende Solaranlagen auf dem Hof errichten sollen, sei er schon im Gespräch. Die Anlagen will er in Zusammenarbeit mit Technikern vom Chaos Computer Club mit einer eigenen Kryptowährung koppeln. „Kliemark“ könnte sie heißen und mithilfe der Blockchain automatisch einen Techniker rufen, sobald eine Anlage den Geist aufgibt.
Wie arbeitet Fynn Kliemann, was treibt ihn an? War er selbst überrascht von dem Erfolg, den seine ersten Heimwerker-Videos ihm einbrachten? Und was macht dem Multitalent, das so viele verschiedene Projekte gleichzeitig schaukelt, am meisten Angst? Lest das ganze Porträt in der t3n 54 und findet es heraus!
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