Gebrauchtwagen an Endverbraucher: Auto1 will Autoscout24 Konkurrenz machen

Auto1-Gründer Christian Bertermann (l.) und Hakan Koç (r.). (Foto: Auto1)
Auto1 gehört mit einer Bewertung von knapp drei Milliarden Euro zu den wenigen Unicorns und den wertvollsten Startups in Deutschland. Groß geworden ist das Unternehmen mit dem Handel von Gebrauchtwagen über seine Online-Plattform als Großhändler. Jetzt will Auto1 sein Geschäftsmodell erweitern und seinen direkt auf Endverbraucher ausgerichteten Onlineshop Autohero deutlich ausbauen. Damit würde das Unternehmen den aktuellen Platzhirschen Autoscout24 und Mobile.de Konkurrenz machen.
255 Millionen für Autohero-Expansion
Für die Expansion hat sich Auto1 255 Millionen Euro von zwei Hedgefonds aus den USA und Großbritannien, Farallon Capital Management und The Baupost Group, besorgt. Das Geld fließt als sogenanntes Wandeldarlehen, es kann also bei einer künftigen Finanzierungsrunde in Firmenanteile umgewandelt werden. Der Auto1-Onlineshop Autohero bietet Privatkunden die Möglichkeit, sich einen Gebrauchtwagen online auszusuchen und nach einer Anzahlung liefern zu lassen. Erst nach der Prüfung muss der Rest gezahlt werden. Es gibt 14 Tage Rückgaberecht.
Sorge, dass man den eigenen Kunden, den Autohäusern und großen Gebrauchtwarenhändlern, Konkurrenz machen könnte, hat Auto1 laut Mitgründer Christian Bertermann nicht. Per Autohero sollen vor allem Autos vermarktet werden, die bei den Händlern weniger beliebt sind, wie Bertermann dem Handelsblatt sagte. Zudem sehe Auto1 auf dem großen und fragmentierten Automarkt durchaus Platz für einen weiteren Spieler. Werbung machen will das Unternehmen auch auf etablierten Plattformen wie Mobile.de.
2.000 Gebrauchtwagen im Onlineshop
Mobile.de und Autoscout24, an dessen Übernahme Auto1 im Herbst 2019 Interesse nachgesagt wurde, sind die größten Rivalen auf dem Markt. Bisher sieht Autohero da im Vergleich geradezu winzig aus. Bisher soll der Onlineshop in neun europäischen Ländern gerade einmal 2.000 Fahrzeuge im Bestand haben. Für 2020 rechnet Bertermann mit 8.000 bis 10.000 via Autohero verkauften Autos. In der gesamten Gruppe sollen es dagegen 620.000 sein. Bertermann geht aber davon aus, dass Autohero zu ähnlicher Größe heranwachsen könne – „das wird aber noch eine Weile dauern“.
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