GfK: Deutsche greifen vermehrt zu teureren Smartphones mit längerer Laufzeit - t3n

Wie steht es um den deutschen Smartphone-Markt? Die Marktforscher von GfK haben uns ein paar Zahlen verraten. Wie hat sich der deutsche Smartphone-Markt zwischen 2021 und 2022 verändert, welche Trends spielen eine relevante Rolle, wie steht es um Foldables und welche Trends sind zu beobachten? Sebastian Woldmann, Telekommunikationsexperte bei GfK, gewährt Einblicke. Deutsche kaufen teurere Smartphones Bisherige Zahlen zum globalen Smartphone-Markt zeigten, dass der Absatz in 2022 so schwach war wie seit einer Dekade nicht mehr: Allein im wichtigen Weihnachtsquartal sank der Absatz laut IDC und Canalys um fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der Rückgang ist laut IDC der größte aller Zeiten in einem einzigen Quartal und trug zu einem Verlust von 11,3 Prozent im Gesamtjahr bei. 2022 endete mit einem Absatz von 1,21 Milliarden Einheiten, was den niedrigsten Jahresabsatz seit 2013 darstelle, so IDC. Ähnliche Daten für den globalen Markt liefert auch GfK: „Das Smartphone-Segment inklusive Phablets verzeichnete von Januar bis Dezember 2022 einen Nachfragerückgang von 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, mit insgesamt 908 Millionen verkauften Geräten.“ Noch härter traf es die Umsätze mit einem Minus von 10,2 Prozent auf 330 Milliarden US-Dollar. Auf Deutschland bezogen stellte GfK zwischen Januar bis Dezember 2022 einen Nachfragerückgang von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fest, mit insgesamt 19,1 Millionen verkauften Geräten.“ Den GfK-Zahlen zufolge ist auf dem deutschen im Vergleich zum rückläufigen globalen Markt ein Umsatzplus von 8,7 Prozent oder 12,1 Milliarden Euro erzielt worden. Laut Woldmann haben Konsument:innen trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage beim Neukauf eines Smartphones überwiegend günstigere Modelle links liegen gelassen. Smartphones im unteren Preisbereich von unter 300 Euro haben zwischen 2021 und 2022 um 30 Prozent einbüßen müssen, so der Telekommunikationsexperte. [crosslinks="1522839,1534843,1531125"] Laut GfK haben Konsument:innen Modelle aus dem günstigen Preissegment überwiegend nur dann ersetzt, wenn ihr bisheriges Smartphone einen Defekt erlitten hat. Man habe nicht unbedingt ein Upgrade durchgeführt, weil man ein schöneres, neueres Gerät wollte. [pullquote] „Gerade im Einstiegssegment unter 300 Euro haben wir eher eine Kaufzurückhaltung feststellen können.“ – GfK[/pullquote]Auf der anderen Seite habe das mittlere Preissegment zwischen 300 bis 600 Euro und auch das Premiumsegment im Vergleich zu 2021 zulegen können. Aufgrund dieses Trends stieg der Durchschnittspreis eines Smartphones auf 637 Euro. Zum Vergleich: 2021 betrug laut der GfK der Durchschnittspreis für ein Smartphone in Deutschland 567 Euro. Der globale Durchschnittspreis in 2021 lag bei 310 Euro. Welche Trends sind zu beobachten? Abseits des höheren Durchschnittspreises, was aus unserer Sicht unter anderem womöglich auch mit Preiserhöhungen von Apples iPhone 14 Pro (Test) und weiteren Modellen zusammenhängen dürfte, sieht die GfK weitere Trends. Unter anderem spiele der neue Funkstandard 5G eine Rolle. Laut der GfK hätten 74 Prozent aller in Deutschland verkauften Smartphones schon 5G-Unterstützung. In 2021 lag der Wert noch bei 46 Prozent, also weniger als der Hälfte der abgesetzten Geräte. Woldmann ergänzt, dass auch schon Geräte unter 300 Euro 5G hätten. Ansonsten betrage der Speicher von Smartphones in 2022 verkauften Geräten zum Großteil mindestens 128 Gigabyte, was einen Zuwachs in Höhe von 13 Prozent zu 2021 darstelle. Global betrachtet legten GfK zufolge Smartphones mit einer Kapazität von mehr als 256 Gigabyte um 19 Prozent zu und machten 2022 41 Prozent des gesamten Marktumsatzes aus. Auch über in Deutschland beliebte Displaygrößen lieferte Sebastian Woldmann interessante Trends: Wenig überraschend besitzen die meisten abgesetzten Modelle Bildschirme von über 5,6 Zoll. Das dürfte vor allem daran liegen, dass es abgesehen vom iPhone SE und dem iPhone Mini kaum Geräte mit kleineren Bildschirmen gibt. [pullquote]„Was die kleineren Smartphone-Varianten angeht, haben wir gesehen, dass viele Hersteller sich dagegen entschieden haben.“ – GfK [/pullquote] Eine „gute Entwicklung“ verzeichneten vor allem Smartphones zwischen 6 und 6,4 Zoll. In diese Kategorie fallen etwa Apples iPhone 14 (Pro), Googles Pixel 7 (Test) und Samsungs Galaxy S22 (Test). Das größte Segment von Geräten mit 6,4 bis 6,7 Zoll und mehr war in 2022 tendenziell rückläufig. Deutsche nutzen ihre Smartphones länger und schätzen lange Laufzeit GfK zufolge zeichnet sich zudem ab, dass Verbraucher:innen ihre Smartphones länger behalten. Daten von „gfknewron Consumer“ für Deutschland zeigen, dass von Januar bis September 2019 nur 28 Prozent der Verbraucher:innen ihre Smartphones drei Jahre und länger nutzten. Dieser Anteil sei nun auf 33 Prozent im gleichen Zeitraum bis 2022 gestiegen. Auf die Frage, ob die längere Nutzungsdauer gegebenenfalls auch mit tendenziell längeren Softwareupdates im Android-Segment zu tun haben könnte, sagte Woldmann, dass nicht unbedingt eine Verknüpfung festzustellen sei. Es sei aber „auf jeden Fall eine valide Hypothese“. Als naheliegend für eine längere Nutzungsdauer sieht Woldmann den Aspekt, dass Smartphones mittlerweile langlebiger sind. Die Geräte würden auch nach mehrjähriger Nutzung nicht mehr merklich langsamer wie noch vor einigen Jahren. Ferner gebe es heutzutage auch nicht mehr so große Schritte hinsichtlich der Geräteentwicklung, als dass es nötig sei, jedes Jahr ein neues Modell zu kaufen. [pullquote] Eines der wichtigsten Features bei der Kaufentscheidung ist die Batterielaufzeit.[/pullquote] Für die Deutschen spielt der Gerätepreis beim Kauf die wichtigste Rolle in der Entscheidungsfindung, gefolgt von Produktfeatures. Im Hinblick auf Features ist laut Woldmann ein Ausstattungsmerkmal hierzulande besonders wichtig: Konsument:innen legen bei ihren Smartphones vor allem großen Wert auf eine lange Batterielaufzeit. GfK: Smartphone-Trends für 2023 Was den Blick nach vorne angeht, sieht GfK unter anderem einen naheliegenden Zuwachs an 5G-Smartphones. Auch im Einstiegssegment werde sich der Mobilfunkstandard immer weiter durchsetzen. Neben den klassischen Smartphones in Barrenform sollte die Kategorie der faltbaren Smartphones auch nicht vergessen werden: Zwischen 2021 und 2022 legten Foldables in Deutschland um 90 Prozent zu. Trotz des Wachstums sei es weiterhin ein Nischensegment, das in diesem Jahr aber weiter wachsen werde. Derzeit gilt laut Counterpoint Samsung als Marktführer im Foldable-Segment. Der südkoreanische Branchenprimus ist seit über vier Jahren in dieser Kategorie aktiv und wird voraussichtlich im Laufe des Sommers seine fünfte Flip- und Fold-Generation vorstellen. Im Zuge des anstehenden Mobile World Congress in Barcelona, der Ende Februar stattfindet, werden weitere Hersteller ihre Foldables präsentieren, um den Markt zu beleben.