Goldrally: Warum das Edelmetall so beliebt ist – und was du dazu wissen musst

Egal ob als Münzen oder Barren - die Deutschen horten Gold. (Bild: Number1411 / Shutterstock)
Stell dir einen Metallblock vor, der so groß ist wie ein zweistöckiges Haus – und aus purem Gold: So groß (Kantenlänge: 8,6 Meter) ist der Goldschatz der Deutschen, würde man den gesamten Bestand der Privathaushalte und der Bundesbank in einen einzigen großen Würfel zusammenschmelzen. Er wäre mehr als 750 Milliarden Euro wert (Goldpreis vom 29. Januar 2024).
Die Deutschen horten mehr als 9.000 Tonnen Gold, wie eine Studie der Reisebank zeigt. Rund 40 Prozent der Bundesbürger (ab 18 Jahren) nutzen das Edelmetall in Barren- oder Münzform als physischen Wertspeicher. Gerade in Zeiten der Inflation ist Gold als wertstabiles Investment beliebt. Barren und Münzen, die von den privaten Haushalten gehortet werden, machen dabei 5.229 Tonnen aus. Die übrigen 3.805 Tonnen sind Goldschmuck, weitere 3.353 Tonnen gehören der Bundesbank (Stand 31. Dezember 2023).
Durchschnittlich investieren die Anleger:innen 4.764 Euro in Gold. Selbst bei der aktienaffinen Gen Z, also bei Menschen, die zwischen 1995 und 2012 geboren sind, steht das Edelmetall hoch im Kurs: 37,8 Prozent haben 2023 Gold gekauft – das ist ein deutlich höherer Anteil als im Bevölkerungsschnitt (15,4 Prozent). Allerdings haben sie offenbar weniger Geld zur Verfügung als die breite Masse: Im Schnitt investieren Menschen aus der Gen Z „nur“ 1.620 Euro. Außerdem legen die jungen Investor:innen auch mehr Wert auf eine nachhaltige Herkunft des Goldes als der Rest der Anleger:innen – dafür geben sie auch mehr Geld aus.
Warum Gold so beliebt ist
Wer Gold als Anlageobjekt kauft, will sich laut der Umfrage der Reisebank vor allem vor der Inflation schützen (38 Prozent). Die Angst vor einer hohen oder steigenden Inflation ist demnach bei den Befragten auf über 70 Prozent gestiegen – im Vorjahr waren es „nur“ 46 Prozent. Aber auch der Werterhalt (36 Prozent), der reale physische Wert (31 Prozent) und die Ästhetik (28 Prozent) sind den Anleger:innen beim Goldkauf wichtig.
Angesichts der aktuellen Höchstpreise für Gold könnte man erwarten, dass mehr Menschen ihren Goldschatz jetzt wieder verkaufen. Die Studie der Reisebank zeigt aber, dass Käufe und Verkäufe sich momentan die Waage halten.
Das treibt den Preis
Wer Gold besitzt, konnte sich zuletzt über Rekordmarken beim Goldkurs freuen. Anfang Mai 2024 lag der Preis auch nach einem Rücksetzer immerhin noch bei über 2.300 US-Dollar pro Unze. Dabei gilt eigentlich: Wenn die Zinsen steigen und es beispielsweise auf Anleihen wieder Zinsen gibt, wird ein Investment in das Edelmetall unattraktiver. Haben die Anleger also die Ankündigungen baldiger Zinssenkungen seitens der Notenbanken schon eingepreist? Denn sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank (EZB) haben in Aussicht gestellt, die Zinsen in diesem Jahre wieder zu senken. Nur rückt der Zeitpunkt dafür gerade wieder nach hinten.
Der Treiber des Goldkurs ist ein anderer: China, genauer gesagt die chinesische Zentralbank, deckt sich aktuell mit dem Edelmetall ein. Damit will man unabhängiger von den USA werden. Zuvor hatte China lange Zeit einen Teil seiner Reserven in amerikanischen Staatsanleihen angelegt. Auch andere Schwellenländer wie Indien oder Russland suchen mit dem Aufstocken ihrer Goldreserven aktuell mehr Unabhängigkeit vom Westen.
Laut dem World Gold Council ist die Nachfrage nach Gold im ersten Quartal 2024 um drei Prozent auf 1.238 Tonnen gestiegen – das ist das stärkste erste Quartal seit 2016. Weltweit gesehen hatten börsengehandelte Goldfonds allerdings Abflüsse zu verzeichnen, während der außerbörsliche Handel mit dem Edelmetall (OTC-Handel; Over-the-Counter-Handel) anstieg. Die Gründe dafür sind neben den Zukäufen der Zentralbanken auch eine höhere Nachfrage vor allem von chinesischen Käufer:innen, die vor dem Hintergrund eines schwächelnden Aktien- und Immobilienmarkts ein sicheres Investment suchen.
Louise Street, Senior Markets Analyst beim World Gold Council, hält es für wahrscheinlich, dass der Goldpreis im Jahr 2024 eine viel stärkere Rendite erzielen wird, als Expert:innen zu Beginn des Jahres erwartet hatten. „Sollte sich der Preis in den kommenden Monaten abflachen, könnten einige preissensible Käufer:innen wieder in den Markt eintreten“, glaubt sie.
Diese Wege führen zum Gold
Wer jetzt selbst mit dem Gedanken spielt, in Gold zu investieren, hat verschiedenen Möglichkeiten. Du kannst Barren oder Münzen kaufen. Die Stiftung Warentest empfiehlt, beim Kauf auf eine Reinheit von mindestens 999,9 Tausendstel zu achten – und nicht mehr als zehn Prozent des eigenen Vermögens in dem Edelmetall anzulegen.
Kleine Summen in Goldbarren zu investieren lohnt sich allerdings kaum, da dann der Unterschied zwischen An- und Verkaufskurs zu groß ist. Kleinstbarren bis fünf Gramm eignen sich daher nicht als Geldanlage. Stattdessen kannst du Münzen kaufen. International anerkannt – und damit auch leichter wiederverkaufbar – sind Goldanlagemünzen wie Krügerrand, Eagle, Maple Leaf, Britannia, Wiener Philharmoniker und Känguru. Von Sammlermünzen, Medaillen oder Goldschmuck als Geldanlage rät die Stiftung Warentest dagegen ab.
Am sichersten ist es, Gold bei einer Bank oder einem Edelmetallhändler vor Ort zu kaufen. Allerdings sind hier auch die Kosten höher. Wer im Netz auf Goldkauf geht, sollte allerdings dringend die Seriosität des Händlers prüfen – beispielsweise, ob er Mitglied im Berufsverband des deutschen Münzhandels ist. Beim Kauf im Internet können zudem zusätzliche Kosten für den versicherten Versand der Münzen oder Barren anfallen.
Alternativen zum Kauf von physischem Gold sind Wertpapiere. Allerdings gibt es in Deutschland aus regulatorischen Gründen keinen ETF (Exchange Traded Fund), der direkt in Gold investiert. Die Alternative sind sogenannte Exchange Traded Commodities (ETC), rechtlich gesehen sind das Schuldverschreibungen. Physisch besicherte Gold-ETC nutzen dein Geld, um Gold zu kaufen.
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