Experten warnen: Warum diese Google-Maps-Funktion gefährlich sein kann

Google Maps ist für viele Autofahrer:innen ein unverzichtbares Navigationstool. Doch wie wie das Online-Magazin Fast Company berichtet, könnte eine Funktion, die Nutzer:innen auffordert, Verkehrsstörungen in Echtzeit zu bestätigen, mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen. Expert:innen warnen: Die ständigen Aufforderungen könnten zu gefährlichen Ablenkungen führen und das Unfallrisiko erhöhen.
Neue Funktion birgt Risiken im Straßenverkehr
Seit einem Update im Sommer 2024 erhält eine wachsende Zahl von Google-Maps-Nutzer:innen während der Fahrt Pop-ups, die sie dazu auffordern, gemeldete Verkehrsstörungen zu bestätigen. Dabei handelt es sich beispielsweise um liegengebliebene Fahrzeuge oder Polizeikontrollen, die von anderen Nutzer:innen berichtet wurden. Die Aufforderungen erscheinen als große Hinweise am unteren Rand des Bildschirms, begleitet von einem Signalton und einem Countdown-Balken. Die Nutzer:innen müssen die Meldung bestätigen oder ablehnen, bevor sie vom Display verschwindet.
Eigentlich sollte die neue Funktion, über die wir schon im vergangenen Jahr berichteten, für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen. Der Gedanke dahinter war, neue Unfälle schneller im System zu verzeichnen. Andere Fahrer:innen sollten dadurch zeitnah gewarnt und bestenfalls auf eine sicherere Strecke umgeleitet werden. Neben Unfällen können dank des Features auch Staus und Baustellen sowie Objekte, die sich auf der Fahrbahn befinden, gemeldet werden.
In der Praxis kann die Funktion allerdings den gegenteiligen Effekt erzielen: Die Aufforderungen von Google treten oft in Situationen auf, in denen Fahrer:innen ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die Straßensituation richten müssen. Ob beim Einfädeln auf die Autobahn, beim Spurwechsel oder in unübersichtlichen Verkehrssituationen – die Ablenkung durch plötzlich auftauchende Meldungen kann zu gefährlichen Situationen führen.
Es gibt keine Chance, die Funktion zu deaktivieren
Sicherheitsforscher:innen und UX-Expert:innen warnen davor, dass das gewählte Design Fahrer:innen dazu verleitet, ihre Aufmerksamkeit von der Straße abzuwenden. Wenn sie genau in einem kritischen Moment aufpoppt, kann sie Verwirrung stiften und die Aufmerksamkeit der Fahrer:innen ablenken. Besonders problematisch ist, dass die Meldungen suggerieren, dass sofortiges Reagieren nötig ist.
„Man hat das Gefühl, dass man darauf reagieren oder es von seinem Bildschirm entfernen muss“, wird etwa Kate Moran, Vizepräsidentin für Forschung und Inhalte bei der Nielsen Norman Group, einem UX-Beratungsunternehmen, von Fast Company zitiert.
Anders als andere Infotainment-Funktionen, die Fahrer:innen zu einem selbstgewählten Zeitpunkt bedienen können, erscheinen die Bestätigungsaufforderungen von Google Maps plötzlich und verlangen eine schnelle Reaktion. Insbesondere für unerfahrene oder ältere Fahrer:innen könnte das plötzliche Aufploppen eine große Überforderung darstellen.
Derzeit gibt es allerdings keine Möglichkeit, die Meldungen zu deaktivieren oder nur in bestimmten Situationen zuzulassen. In den Google Maps-Foren haben Nutzer:innen schon mehrfach ihren Wunsch nach einer entsprechenden Option geäußert – bislang aber ohne Erfolg.
Google reagiert bislang nicht auf Kritik
Die Debatte wirft auch ein größeres Problem auf: Die zunehmende Komplexität von Infotainment-Systemen ist nämlich bis jetzt weitgehend unreguliert. In den USA gibt es zwar schon seit 2012 freiwillige Richtlinien der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA, die eine maximale Ablenkungsdauer bei Touchscreen-Interaktionen vorschreiben, doch die meisten Hersteller ignorieren diese bisher. Auch in Deutschland gibt es keine verpflichtenden Vorgaben, obwohl der ADAC warnt, dass Touchscreen-Bedienungen zu einer erhöhten Unfallgefahr führen können.
Google Maps unterliegt somit keiner konkreten Regulierung. Nutzer:innen sind deshalb darauf angewiesen, dass das Unternehmen freiwillig nachbessert. Bisher verteidigt Google die Funktion noch mit dem Hinweis, dass sie regelmäßig auf Ablenkung getestet werde. Sollte es zu Unfällen kommen, die auf die Ablenkung durch die neue Meldefunktion zurückzuführen sind, könnten Klagen den Tech-Konzern zum Umdenken zwingen – bestenfalls sollte es aber gar nicht erst so weit kommen.
Schräge Einblicke aus Google Streetview