Google Trends: So hat sich das Suchinteresse für Begriffe rund um den Klimawandel entwickelt
Es ist nicht leicht, mit Google Trends zu eindeutigen Ergebnissen zu kommen, wenn es viele Begriffe für das gleiche Thema gibt. So könnte zusammengefasst werden, was das Team hinter dem Dienst in den letzten Wochen erfahren hat, als es sich mit dem allgemeinen Interesse an Begriffen wie „Climate Change“ befasste.
Eindeutige Trends können nur kleinteilig ausgemacht werden
Entsprechend zeigt etwa das Suchinteresse an Begriffen wie „Climate Change“ (Klimawandel) oder „Global Warming“ (Globale Erwärmung) seit 2004 ein Auf und Ab ohne klare Tendenz. Da das mit der allgemeinen Wahrnehmung nicht in Einklang zu bringen ist, erweiterten Googles Datenschürfer den Blickwinkel und nahmen andere Begriffe mit Umweltbezug, darunter „Zero Waste“ (frei übersetzt: Abfallvermeidung) und „Circular Economy“ (Kreislaufwirtschaft), mit in die Betrachtung. Hier zeigt sich schon ein klareres Bild.
Auch das Suchinteresse nach alternativen und umweltfreundlicheren Ernährungsformen, etwa Veganismus (Veganism), sehen die Forscher als Hinweis auf ein gestiegenes Umweltbewusstsein.
Gleiches gilt für das wachsende Interesse an nachhaltig produzierter Mode (Sustainable Fashion).
Aus aktuellem Anlass erstellte das Trends-Team eine Rangliste der Länder, die in den letzten 24 Stunden vor der Zusammenstellung des Ergebnisses nach „Climate Protests“ (Klimaproteste) oder „Climate Strikes“ (Klimastreiks) gesucht hatten. Hier findet sich Deutschland auf dem achten Platz weltweit.
Visuelle Darstellung des Interesses an Greta Thunberg zeigt Entwicklung
Da das Thema der Klimastreiks maßgeblich mit dem Namen der schwedischen Schülerin Greta Thunberg assoziiert ist, ist es naheliegend, auch die Entwicklung des Suchvolumens nach „Greta Thunberg“, „Fridays for Future“, „Climate Strike“, „Klimastreik“ und „School Strike“ zu betrachten. Hierzu gibt es eine Animation, die das Google News Lab auf Flourish gepostet hat:
Deutlich zu erkennen ist darin, wie sich das Interesse am Thema seit September 2018 beginnend in Schweden über die Welt ausgeweitet hat. Europa, die Vereinigten Staaten und Indien zeigen die stärkste Entwicklung, aber auch in Südamerika kommt das Thema langsam an.
Googler Sam Walsh ergänzt das Präsentationsspektrum um einen interaktiven Globus, der Nutzern zeigt, in welcher Stadt welche Klimafragen am häufigsten gestellt werden. Berliner wollen danach am häufigsten wissem, wo die globale Erwärmung am schlimmsten und wer Greta Thunberg ist. Ebenso beschäftigt sie die Frage, wie sich die globale Erwärmung auf den Golfstrom auswirken wird.
So sehen die Trends für Deutschland aus
Soweit zum Datenmaterial, das Google selbst aufbereitet hat. Schauen wir uns nun mit Google Trends verschiedenen Suchbegriffe isoliert für Deutschland an, lässt sich ein etwas eindeutigeres Bild als Google eingangs zeigen konnte durchaus sehen.
Klar erkennbar ist, dass es in den letzten fünf Jahren zwar stetig ein Grundinteresse gab, seit Ende 2018 jedoch eine deutliche Zunahme der Suchanfragen zu verzeichnen ist. Bei den Begriffen „Thunberg“ oder „Fridays for Future“, auch in Varianten ist das weniger klar. Zwar ist es logisch, dass Suchen zu beiden Begriffsgruppen seit September 2018 zu finden sind. Die Varianz ist über den Zeitverlauf jedoch so hoch, dass kein eindeutiger Trend auszumachen ist. Noch indifferenter wird das Bild, wenn wir das Thema „Globale Erwärmung“ betrachten.
Interessant ist zudem, dass bei den meisten Suchbegriffen mit Klimabezug das Land Berlin immer entweder auf Platz 1, aber jedenfalls auf einem der vorderen Plätze im Länderranking dabei ist. Das geringste Interesse am Thema der globalen Erwärmung zeigen demnach die Bewohner von Sachsen-Anhalt.
Was wird nun aus all den gezeigten Datenschnipseln eigentlich klar? Nach meinem Dafürhalten zeigen sie, positiv betrachtet, ein sich vielleicht zu langsam wandelndes Bewusstsein für Umweltthemen in der googlenden Bevölkerung. Negativ betrachtet könnte man einwenden, dass die Trendkurven insgesamt zu schwach ausgeprägt sind, um sie als eindeutig zu bezeichnen.
Wenn wir jetzt noch berücksichtigen, dass die meistgesuchten Begriffe des Jahres 2018 in Deutschland „WM“, „Daniel Küblböck“ und „Jens Büchner“ lauteten, braucht uns weder die eine noch die andere Interpretation zu wundern.
Und obschon sich die Medien in den letzten 12 Monaten allergrößte Mühe gegeben haben, Klimafragen im öffentlichen Bewusstsein nach oben zu bringen, gelang das nur maßvoll. Aber, schau doch mal auf die Freitagsdemo am 20. September 2019, mögen manche jetzt einwenden.
Ja, da waren nach Aktivistenangaben in Deutschland 1,4 Millionen Menschen auf den Beinen, wobei davon Berlin allein schon 270.000 in die Zählung einführt. Die Berliner Polizei spricht von mehreren Zehntausend, offizielle Zahlen konnte ich bislang nicht bekommen.
Das ist insgesamt, vor allem visuell, überaus beeindruckend, aber in Relation zu 82 Millionen Einwohnern eben doch nur ein Anteil von 1,7 Prozent (maximal, vorbehaltlich der offiziellen Zahlen). Das korreliert, wie ich finde, ganz gut mit den Eindrücken, die Google Trends zur Thematik vermittelt.
Was ich damit sagen will? Nicht nur die Politik, auch die breite Bevölkerung nimmt die Umweltproblematik noch nicht ernst genug. Oder ist es so, dass die Politik die Umweltproblematik gerade deshalb noch nicht ernst genug nimmt, weil es die breite Bevölkerungsmehrheit offenbar auch nicht tut? Klar ist, mit 1,4 Millionen Stimmen gewinnt man nicht die Bundestagswahl…
Dieter Petereit