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Ratgeber

Vom Grundeinkommen zum Grunderbe: Müssen wir Vermögen gerechter verteilen?

Müssen wir anders über Erbe und Vermögen nachdenken? Ideen wie das Grunderbe und das bedingungslose Grundeinkommen oder Denkschulen wie der Frugalismus und der effektive Altruismus zielen darauf, unsere Gesellschaft zu verändern.

5 Min.
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Wie könnte die Welt aussehen, wenn wir Vermögen anders denken? (Foto: yurakrasil/Shutterstock)

Die Millionenerbin Marlene Engelhorn führt gerade ein spannendes Experiment durch. Sie will einen großen Teil ihres Erbes spenden. Die rund 25 Millionen Euro sollen in Österreich aber nicht von ihr, sondern von einem Bürger:innenrat verteilt werden. Einzige Bedingung: Das Geld darf nicht für Zwecke genutzt werden, die „verfassungswidrig, lebensfeindlich oder menschenverachtend sind“, und es darf nicht in profitorientierte Organisationen fließen.

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Engelhorn ist eine Nachfahrin des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn. Weil sie ihr Vermögen aber nicht selbst erwirtschaftet hat, will sie es lieber der Gesellschaft zurückgeben. Zudem engagiert sie sich als Aktivistin in dem Verein Tax Me Now, der für eine hohe Erbschaftssteuer plädiert.

Mit ihrer Aktion trifft Engelhorn einen Nerv. Denn es gibt einige Ideen, Erbschaft und Vermögensbildung so zu nutzen, um mit dem Geld Ungerechtigkeiten zu beseitigen oder Menschen mehr Spielraum für ein gutes Leben zu verschaffen. Wir stellen vier Ideen vor.

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Das steckt hinter der Idee vom Grunderbe

Die Chancen, mit denen junge Menschen ins Leben starten, sind in Deutschland sehr ungerecht verteilt – denn sie wachsen in sehr unterschiedlichen finanziellen Verhältnissen auf. Wie wäre es also, wenn alle mit einem kleinen Erbe ins Erwachsenenleben starten würde, dass solche Unterschiede nivelliert?

Zu einem bestimmten Zeitpunkt im Leben könnte jede:r ein Grunderbe vom Staat bekommen, dass er:sie in den Vermögensaufbau stecken oder in die eigene Bildung investieren könnte – so die Idee des Grunderbes.

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Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin hat dafür eine Summe von 20.000 Euro pro Kopf vorgeschlagen, die zum 18. Geburtstag ausgezahlt werden könnte. Ein solches Grunderbe, gegenfinanziert aus Erbschafts- und Vermögenssteuern, könnte nach Berechnungen des Instituts die Ungleichheit in Deutschland deutlich senken.

Die Stiftung Ein Erbe für Jeden erprobt das Prinzip bereits in der Praxis. Sie lost jedes Jahr zunächst drei Städte aus, in denen sich am Grunderbe Interessierte bewerben können. Voraussetzung: Sie sind zum jeweiligen Zeitpunkt höchstens 30 Jahre alt, deutsche Staatsbürger:innen und haben bislang nachweislich noch keine großen Summen geerbt oder geschenkt bekommen. Werden sie ausgelost, bekommen sie 20.000 Euro Grunderbe – allerdings nicht sofort. Das Geld wird zunächst nach Absprache mit der Stiftung drei Jahre angelegt. Getragen wird die Stiftung von Privatpersonen.

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Auch wenn das nur ein kleiner Versuch ist, so ist eine Umsetzung des Grunderbes für alle nicht völlig realitätsfern. Immerhin wird die Idee auch auf politischer Ebene diskutiert. So machen sich die Jusos aus der SPD für ein bedingungsloses Grunderbe von 60.000 Euro stark, CDU und CSU favorisieren eine Lösung, bei der der Staat zur Geburt des Kindes ein Startkapital von 10.000 Euro spendiert, das dann zum 18. Geburtstag für ein Studium oder eine Gründung ausgegeben werden könnte. Allerdings bleibt die Frage der Gegenfinanzierung: Eine Erhöhung der Erbschaftssteuer wäre beispielsweise nur schwer umsetzbar.

So funktioniert das bedingungslose Grundeinkommen

Keine Existenzsorgen mehr – das ist die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens. Jeder Mensch bekommt dabei jeden Monat so viel Geld vom Staat, dass die wichtigsten Ausgaben gedeckt sind – ohne dafür arbeiten zu müssen.

So soll sichergestellt werden, dass alle Menschen über genug Geld für Essen, Miete und soziale Teilhabe verfügen, wenn es durch die Digitalisierung weniger Jobs gibt. Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld, Rente oder Kindergeld würden durch das bedingungslose Grundeinkommen ersetzt.

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Es gibt sehr viele verschiedene Modelle für das bedingungslose Grundeinkommen, die diskutiert werden. So könnte die Finanzierung beispielsweise über die Umverteilung bestehender Sozialausgaben, die Erhebung neuer Steuern wie etwa einer Vermögenssteuer oder einer Konsumsteuer, die Nutzung von Erträgen aus Staatsfonds oder die Einführung einer negativen Einkommenssteuer erfolgen.

In Deutschland sollte ein Grundeinkommen laut dem Netzwerk Grundeinkommen zwischen 1.150 und 1.400 Euro liegen, laut einem Gutachten des Bundesfinanz­ministeriums von 2021 müsste der Betrag für Erwachsene bei mindestens 1.208 Euro und für Kinder bei 684 Euro monatlich liegen.

Beide Ideen – das Grunderbe und das Grundeinkommen – haben aber einen großen Haken: Es ist unklar, wie die Gegenfinanzierung aussehen könnte. Und vielleicht muss ja auch gar nicht der Staat Geld umverteilen, um Menschen so etwas wie finanzielle Freiheit zu verschaffen. Es gibt auch Denkrichtungen, die beim Individuum ansetzen und dazu anregen, den eigenen Vermögensaufbau anders anzugehen.

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Danach streben Frugalisten

Mit 40 ab in die Rente? Das ist der Traum, den Frugalisten verfolgen. Anhänger:innen dieses Denkkonstrukts streben danach, ihre Lebenshaltungs­kosten zu minimieren und gleichzeitig ihr Einkommen zu maximieren, um ein Vermögen aufzubauen – und so schon früh im Leben finanzielle Freiheit zu erreichen. Das bedeutet: Sie wollen möglichst schon in jungen Jahren keiner traditionellen Erwerbsarbeit mehr nachgehen müssen. Man spricht auch von der FIRE-Bewegung (financial independence, retire early).

Frugalisten sparen gezielt, um ihr Geld anzulegen und so langfristig Kapital aufzubauen, dass ihnen dann den frühen Ruhestand garantieren soll. Das angesparte Geld soll dann bis zum Lebensabend ausreichen. Ihr Ziel, die finanzielle Freiheit, haben sie erreicht, sobald sie ihren laufenden monatlichen Konsum rein aus dem Sparvermögen bezahlen können. Anhänger:innen der Bewegung streben meist danach, ihr Leben selbstbestimmt ausrichten zu können, sie rücken das eigene Wohlbefinden oder auch die Ausübung von Hobbys in den Fokus.

Um Frugalist:in werden zu können, müssen Menschen aber in der Lage sein, mindestens 30 Prozent ihres monatlichen Einkommens regelmäßig zu investieren – je schneller sie aus der Mühle der Erwerbsarbeit aussteigen wollen, umso höher muss dieser monatliche Sparanteil sein.

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Das steckt hinter der Idee des effektiven Altruismus

Die Krisenherde der Welt befrieden – das ist das ehrgeizige Ziel von Menschen, die sich dem effektiven Altruismus verschrieben haben. Der Plan dahinter: Zuerst wird Karriere gemacht und möglichst viel Geld verdient. Mit dem verdienten Vermögen können dann große globale Probleme etwa im Gesundheitsbereich oder bei der Bekämpfung von Armut angegangen werden.

Im Kern zielt die Bewegung darauf ab, Spenden in wohltätige Projekte rational nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung zu verteilen. Ressourcen sollen dort eingesetzt werden, wo sie den größten positiven Effekt entwickeln können. Anhänger:innen der Bewegung suchen evidenzbasiert nach dem effektivsten Weg beispielsweise für Spenden. Als Zweck der guten Taten soll dabei etwas gewählt werden, das anderenfalls eher vernachlässigt werden würde oder das ein besonders hohes Wirkungspotenzial entfalten kann.

Der Verein Effektiver Altruismus Deutschland empfiehlt interessierten Menschen vor allem die eigene Berufswahl zu hinterfragen und beispielsweise Karrierewege in der Forschung, im öffentlichen Gesundheitswesen, in der Entwicklungs­zusammen­arbeit oder in der Politik einzuschlagen.

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Effektive Altruist:innen werden auch ermutigt, ihre berufliche Entscheidung auf der Grundlage sorgfältiger Überlegungen zur Wirksamkeit und zu den eigenen Fähigkeiten zu treffen und eben einen Teil ihres Einkommens an entsprechende hochwirksame Wohltätigkeits­organisationen zu spenden.

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