
Am Montag ist Windows XP 20 Jahre alt geworden. Obwohl es seit spätestens 2014 (für Otto Normalnutzer sogar schon seit 2009) und damit seit mehr als sieben Jahren keinen Support mehr erfährt, nutzen immer noch zwischen 600.000 und einer Million Computer (je nach Ausgangsschätzung) das total veraltete Betriebssystem. Das zeigen die Zahlen von Statcounter.
Immerhin hatte Microsoft einige der schwerwiegenderen Sicherheitslücken in Windows XP, wie Eternalblue und Bluekeep, durch Rückportierung behoben. Die meisten Schwachstellen sind jedoch in den alten Versionen ungepatcht. Immerhin folgten auf XP bereits Vista, 7, 8, 10 und 11.
Windows XP war zu seiner Zeit beliebt wegen seiner Benutzerfreundlichkeit, seiner Performance und seiner Stabilität. Auch als bereits Folgeversionen auf den Markt kamen, konnte sich XP lange als bevorzugte Version halten. Das lag sicherlich ganz maßgeblich an dem weithin als missraten wahrgenommenen Nachfolger Windows Vista.
Als ähnlich beliebt wie Windows XP etablierte sich dann wieder Windows 7. Auch dieses System ist inzwischen von Windows abgekündigt, erhält also keine Updates mehr. Aktuell nutzen aber dennoch weiterhin mindestens 1,6 Millionen Computer weltweit Windows 7.
Windows 7 hätte im Grunde die meisten XP-Nutzenden zum Umstieg bewegen sollen, brachte aber ein für manche Akteure inakzeptables Feature mit. Das Telemetrie-Datensammelsystem, das Microsoft mit Version 7 einführte, lässt offenbar nach wie vor Personen vor dem Einsatz zurückzucken.
Dazu gehören besonders staatliche Akteure aus den östlichen Teilen der Welt, die nicht einverstanden damit sind, große Datenmengen an Microsoft zu senden. Die blieben konsequenterweise auf XP, weil Vista tatsächlich für niemanden eine Alternative war. Bleeping Computer hat mit Armenien sogar ein Land ausgemacht, in dem mehr als die Hälfte aller Computer noch unter Windows XP laufen.
Auch in Deutschland und anderen westlichen Teilen der Welt gibt es indes weiterhin XP-Nutzer. Besonders öffentliche Institutionen, darunter vor allem Krankenhäuser, setzen bisweilen noch auf XP. Das hat mehrere Gründe.
Zum einen laufen die Computer noch und es wird kein Grund darin gesehen, eine funktionierende Technik zu ersetzen. In vielen Fällen wird eine Spezialsoftware eingesetzt, die unter XP programmiert wurde. In vielen Fällen werden auch einfach die Lizenzkosten und die Kosten für die Hardware-Neubeschaffung gemieden, weil der Investition aus Sicht der Verantwortlichen keine Nutzenargumentation gegenübersteht.
Klar ist natürlich, dass die direkte Verbindung eines Windows-XP-Rechners mit dem Internet einer Art russischem Roulette gleicht. Gerade Institutionen können aber technisch Vorkehrungen treffen, die das Netz nach außen gut schützen, sodass die Argumentation des sichereren Windows nicht unmittelbar verfängt. Über Linux brauchen wir an dieser Stelle gar nicht erst zu sprechen. Das würde schon bei Nutzenden auf Widerstand stoßen, weil schon die Bedienphilosophie durchaus eine andere ist.
Dennoch ist der Appell der Sicherheitsexperten dieser Erde richtig: Wer noch XP nutzt, sollte möglichst unverzüglich auf ein unterstütztes Betriebssystem umsteigen. Das legt die stetig wachsende Bedrohung durch Cyberattacken einfach nahe.
In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Windows XP!
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