Hausaufgaben mit ChatGPT: Fast die Hälfte der Schüler glaubt, dass KI dumm macht

Wie stehen Schüler:innen in Deutschland zur Nutzung von KI? Laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom gehen die Meinungen weit auseinander: Einige profitieren von individueller Förderung oder erledigen ihre Hausaufgaben gar nicht mehr ohne KI-Tools, während 44 Prozent wiederum der Meinung sind, dass ChatGPT und Co. zu diesem Zweck komplett verboten werden sollten.
Generative KI ist im Klassenzimmer angekommen
Aus dem Unialltag sind Tools wie ChatGPT nicht mehr wegzudenken: In einer bundesweiten Befragung der Hochschule Darmstadt gaben 92 Prozent der Student:innen an, KI-Tools zumindest gelegentlich zu nutzen. Einige sind besonders kreativ und verwenden gezielt „dumme“ Prompts, damit die ausgegebenen Texte natürlicher klingen. Andere fügen die Ergebnisse so oft in verschiedene Tools ein, bis der KI-generierte Anteil kaum noch identifiziert werden kann.
Auch Professor:innen haben die Vorteile schon erkannt und nutzen Chatbots beispielsweise, um Vorlesungsnotizen zu erstellen. Ein Dozent sorgte damit allerdings für mehr Aufmerksamkeit als beabsichtigt: Nachdem einer Studentin der Northeastern University aufgefallen war, dass ihr Professor Vorlesungsunterlagen mithilfe von ChatGPT erstellt hatte, verlangte sie ihre Semestergebühren in Höhe von 8.000 Dollar zurück.
Angesichts des enormen Potenzials, das KI-Tools im Bildungsbereich bieten, ist es nicht verwunderlich, dass diese auch bei jüngeren Zielgruppen immer häufiger zum Einsatz kommen. Im Rahmen einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom wurden insgesamt 502 Schüler:innen im Alter von 14 bis 19 Jahren an weiterführenden Schulen befragt. 23 Prozent von ihnen gaben an, ihre Hausaufgaben kaum noch selbst zu machen, sondern diese von der KI erledigen zu lassen.
Was Schüler:innen wirklich über KI-Tools denken
Interessanterweise hat die Befragung ergeben, dass die Meinungen teilweise stark auseinanderklaffen: Fast ein Drittel der befragten Schüler:innen (31 Prozent) gab an, dass ihnen KI-Tools bei den Hausaufgaben besser helfen könnten als ihre Eltern. 23 Prozent sagten sogar, dass ChatGPT und ähnliche Chatbots komplexe Themen verständlicher erklären als ihre Lehrer:innen. Daraus lässt sich schließen, dass KI besonders dort Potenzial hat, wo Schüler:innen sich mehr individuelle Unterstützung wünschen. Ein weiterer Vorteil: Die Hemmschwelle, vermeintlich „dumme“ Fragen zu stellen, ist bei einem KI-Tool oft geringer als im direkten Kontakt mit Lehrkräften oder Eltern – ChatGPT verliert beim Erklären schließlich niemals die Geduld.
Demgegenüber steht ein großer Anteil von KI-Kritiker:innen: 44 Prozent der befragten Jugendlichen sagten, dass KI-Tools ihrer Meinung nach beim Erledigen der Hausaufgaben verboten werden sollten. Fast die Hälfte der Schüler:innen (47 Prozent) gab außerdem an, dass ihnen die aktuellen Entwicklungen rund um KI Angst machen. Mindestens ebenso spannend wie besorgniserregend: 48 Prozent glauben, dass KI dumm machen würde. Diese Verunsicherung könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass an deutschen Schulen bisher zu wenig aufgeklärt wird und es keine einheitlichen Regelungen für die Nutzung von KI-Tools gibt.
Mehr Entlastung und mehr individuelle Förderung
Richtig eingesetzt könnte KI an deutschen Schulen ein wichtiges Werkzeug sein, um individuell beim Lernen zu unterstützen und gleichzeitig Lehrkräfte zu entlasten, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Rohleder. „Die derzeit diskutierten KI-Verbote gehen an den schulischen Realitäten vorbei und lassen sich im Übrigen kaum kontrollieren. Es muss darum gehen, den Einsatz von KI an Schulen zu trainieren und das Verständnis für die Funktionsweise von KI zu verbessern.“