Ich habe meinen Kaffeekonsum mit einer App überwacht – was ich dabei gelernt habe
Ich trinke viel Kaffee. So viel, dass mein Vollautomat im Homeoffice und die Siebträgermaschinen im Büro vermutlich genauso wichtige Arbeitsgeräte für mich darstellen, wie mein Macbook oder meine Tastatur. Damit stehe ich nicht alleine da, im Jahr 2022 lag der jährliche Pro-Kopf-Konsum laut dem deutschen Kaffeeverband bei rund 167 Litern.
Aber wie hoch ist mein persönlicher Kaffeekonsum? Leider verliere ich im Arbeitsalltag schnell den Überblick, wie viele Tassen ich schon getrunken habe. Abhilfe verspricht die iOS-App HiCoffee. Mit der habe ich über mehrere Wochen meinen Kaffeekonsum erfasst und dabei einiges über mein Konsumverhalten gelernt.
HiCoffee im Test: So funktioniert der Kaffee-Tracker
Um mit HiCoffee euren Kaffeekonsum – und damit euren Koffeinhaushalt – zu überwachen, müsst ihr jede Tasse manuell in der App vermerken. Dabei wählt ihr jeweils aus, um welche Art von Kaffee es sich handelt. Denn Espresso, Latte macchiato, Americano und so weiter enthalten unterschiedliche Mengen Kaffee.
Um den Koffeingehalt möglichst genau bestimmen zu können, enthält die App sogar einen Koffeinrechner. Hier könnt ihr die Art und Menge der Bohnen, Röst- und Mahlgrad, Wassertemperatur und Menge angeben. Am Ende, das solltet ihr nicht vergessen, kommt aber auch hier nur eine Schätzung heraus. Denn zwischen einzelnen Tassen können in der Realität durchaus große Unterschiede auftreten.
Wer sich hingegen vorwiegend außer Haus seinen Koffein-Fix besorgt, findet in der App auch eine Datenbank der gängigen Kaffee-Drinks großer Ketten wie Starbucks, Costa Coffee oder McCafé. Neben Kaffee sind in der App auch Energydrinks wie Monster und andere koffeinhaltige Getränke hinterlegt.
Woher weiß ich, wie viel Koffein ich vertrage?
Mit jeder Tasse steigt in der App eine nett animierte Anzeige eures aktuellen Koffeinwerts. Die Anzeige soll euch auch auf einen Blick warnen, ob ihr zu viel Kaffee getrunken habt, oder dass ihr vielleicht doch auf die nächste Tasse verzichten sollt.
Da aber eine ganze Reihe von Faktoren beeinflussen, wie empfindlich euer Körper auf Koffein reagiert, solltet ihr zunächst in den Einstellungen der App ein paar Fragen über euch beantworten. Hier wird euer Alter, euer Gewicht, Geschlecht, persönliche Koffeinempfindlichkeit und euer Rauchverhalten abgefragt.
Basierend auf den Antworten gibt die App eine Empfehlung dafür aus, wie viel Koffein ihr über den Tag zu euch nehmen solltet. Durch Eingabe eurer üblichen Zubettgehzeit kann euch die App auch davor warnen, noch zu spät einen Kaffee zu trinken.
Die Errechnungsmethode basiert, wie uns App-Entwickler Gong Zhang per Mail erklärt, auf verschiedenen Studien und Richtlinien, wie beispielsweise der US-amerikanischen Mayo Clinic.
Was mir im Test schnell auffällt: Ich erreiche mein Tageslimit meist deutlich früher am Tag, als ich angenommen hätte. Und dabei steht mir die App, ob meiner selbst diagnostizierten hohen Toleranz gegenüber Koffein sogar etwas mehr von dem stimulierenden Stoff zu, als die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit dem durchschnittlichen Erwachsenen empfiehlt.
Wer es genau wissen will, braucht eine Apple Watch
Euren täglichen Kaffeekonsum könnt ihr euch in HiCoffee in Form verschiedener Statistiken anzeigen lassen. So könnt ihr beispielsweise auf einer Kalenderansicht euren täglichen Konsum nachverfolgen und seht so auch schnell, an welchen Tagen ihr besonders viel Kaffee getrunken habt.
Auf die Art lässt sich auch schnell vergleichen, ob der schlechte Schlaf an diesem oder jenen Tag möglicherweise mit einem ungewöhnlich hohen Kaffeekonsum zusammenfällt.
Wer es genauer wissen will – und über eine Apple Watch verfügt – der kann außerdem auch gleich seine Schlafdaten und seinen Herzrhythmus mit HiCoffee austauschen. So lassen sich etwaige Zusammenhänge leicht erkennen.
Ein Gespräch mit dem Entwickler von HiCoffee
Die Idee zu HiCoffee entstand aus einer persönlichen Notwendigkeit heraus. Denn App-Entwickler Zhang bezeichnet sich selbst zwar als großen Kaffee-Fan, ist nach eigenen Angaben aber auch „super-empfindlich“, was Koffein betrifft.
„Wenn ich nach 16 Uhr eine Tasse trinke, kann ich normalerweise erst nach 2 Uhr morgens einschlafen“, erklärt uns Zhang auf Nachfrage. Das brachte ihn auf die Idee, einen Kaffee-Tracker zu entwickeln. Die kam so gut an, dass HiCoffee 2023 sogar im Rahmen einer Apple-Keynote erwähnt wurde.
„Anfangs dachte ich, dass Koffein-Tracking nur ein persönliches Hobby sei“, meint Zhang rückblickend. Mittlerweile sieht er aber eine Reihe von Menschen, die seiner Ansicht nach von einer solchen App profitieren könnten.
Das seien zum einen diejenigen, die wie er recht sensibel sind, was ihren Koffeinkonsum angeht. Aber auch wer ein Koffein-Hoch gezielt nutzen wolle, soll von der App profitieren. „Menschen, die nachts arbeiten, nutzen HiCoffee, um ihre Koffeinzufuhr zu planen und einen hohen Koffeinspiegel aufrechtzuerhalten, um wach und leistungsfähig zu bleiben“, meint Zhang.
Gleiches gelte für Menschen mit einer Aufmerksamkeitsstörung. Denn zumindest in einigen Fällen kann Koffein bei Betroffenen paradoxerweise eine beruhigende Wirkung haben, laut Studien.
Mein Fazit: Ich muss dringend meinen Kaffeekonsum zügeln
Ich bin zwar weder sonderlich empfindlich gegenüber Koffein, noch arbeite ich in der Nachtschicht oder habe ADHS. Und doch hat mir die intensive Beschäftigung mit meinem Kaffeekonsum durch HiCoffee etwas gebracht. Denn klar ist, ich trinke zu viel Kaffee. Instinktiv wusste ich das vermutlich schon vor meinem Test. Aber schon berufsbedingt verlasse ich mich dann doch lieber auf konkrete Zahlen.
Hätte es für diese Erkenntnis zwingend eine App gebraucht? Zumal eine, deren Vollversion wahlweise einmalig 9,99 Euro oder 0,99 Euro monatlich kostet? Vermutlich nicht. Aber am Ende macht HiCoffee die Überwachung des eigenen Kaffeekonsums eben doch deutlich bequemer und die App spielt vor allem bei der Auswertung des Konsums ihre Stärken aus.